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Ahonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. Insertionspreis 4 0 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile bei Jahresinserat angemessener Rabatt. für das deutsche Eisenhüttenwesen. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der nordwestlichen Gruppe des Vereins , deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. N 20. 15. October 1892. 12. Jahrgang. Zur Berechnung von Flammentemperaturen.* Von E. Blafs in Essen, Ruhr. ie Veranlassung zur Anstellung von Ver suchen in gröfserem Maisstabe über die Temperaturen, welche mit Gas verbrennung erreicht werden können, gab die Bemerkung, dafs mit kaltem Wasser, Gas und kalter Luft in einem Tiegelofen Platin nicht zum Schmelzen, sondern nur bis zum Schweifsengebracht werden konnte. Nun ist aber die Temperatur, welche nach den alten Formeln in diesem Falle erreicht wird, 2650 (siehe weiter unten Versuch V), wogegen Platin nach den mustergültigen Versuchen von Viol le eine Schmelztemperatur von sehr nahe 1775 0 G. hat. Es führt dies zur Annahme, dafs die der bisherigen Berechnungsweise von Verbrennungstemperaturen zu Grunde liegende Annahme, wonach die speci- fische Wärme der Gase constant ist, nicht richtig ist, vielmehr wenigstens bei Kohlensäure dieselbe mit der steigenden Temperatur wachsen mufs. Versuche von Weber und Wiede Fig. mann über die specifische Wärme der Kohlen säure wiesen dies auch schon vor längerer Zeit nach,** doch gingen diese Versuche nur bis 200 °. * Vorstehende Abhandlung ist bestimmt, als Grund lage für die Besprechung über denselben Gegenstand zu dienen, welche auf die Tagesordnung der Haupt versammlung des „Vereins deutscher Eisen hüttenleute“ vom 23. October d. J. gesetzt ist. ** Wüllner, Lehrbuch der Physik, 4. Auflage, Bd. III, Seite 503. XX.u Nun hat aber Chatelier* in einer ausführlichen Versuchsreihe nachgewiesen, dafs nicht nur die specifische Wärme von Kohlensäure, sondern auch von Wasserdampf sehr rasch mit der Temperatur wächst, und zwar gab derselbe für die mittlere specifische Wärme von Kohlensäure und Wasser dampf die Formeln: CO 2 :cP=0,188+0,000273 t-0.0000000537t 2 H 2 O:c p =0,420+0,000364 t. Berechnet man nach diesen Formeln die Temperatur, welche man mit Wassergas und Luft (beides kalt) er reichen kann, so erhält man rund: T = 1700°, also nahe der Schmelztemperatur von Platin nach Viol le, und regte dies den Gedanken an, die Richtig- keit der Chate lier sehen For meln auch bei Verbrennung von Wassergas mit Ueberschufs von Luft sowohl als mit Ueberschufs von Wassergas durch Versuche in gröfserem Mafsstabe zu prüfen. In Anerkennung der Wichtigkeit dieser Ver suche für die ganze Technik stellten der „Verein deutscher Eisenhüttenleute“ sowie die Europäische Wassergas-Actien-Gesell- schaft in Dortmund bereitwilligst die erforder lichen Mittel zur Verfügung. * „Annales des Mines“, Jahrg. 1883, Bd. IV. 1