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höchstens zwei Schablonen alle Koksöfen erbaut und dabei als Mafsstab eine gute mittelgasreiche Fettkohle zu Grunde gelegt; z. B. die Aenderungen, welche die rheinisch-westfälischen Kohlen im Laufe der Jahre in der Richtung zu gröfserer Magerkeit hin durchmachten und noch durchmachen, fanden meist nicht die genügende Beachtung bis vor kurzer Zeit. Die bisher fast immer übliche Weite von 60 cm im Mittel der Oefen für rheinisch-west fälische Kohlen und 48 stündige Garungszeit hatte sich freilich als das im Durchschnitt Günstigste für diese Kohlen in Bezug auf die Höhe des procentualen Ausbringens an Nebenerzeugnissen erwiesen; für Oberschlesien bildete sich in dieser Hinsicht ein schmälerer Ofentypus mit 24 stündiger Abtriebs zeit aus. Dies mufs gewissermafsen als Entschul digungsgrund für das beobachtete Verfahren gelten; nahm man dagegen das Ausbringen von Koks als die eigentliche Grundlage der Berechnungen an, so mufste dieses Festhalten an einer Form sofort die geeigneteste Handhabe und Waffe zu einem erfolgreichen Angriff der Concurrenz bieten. Jeder einigermafsen im Koksofen-Bau und -Betrieb Bewanderter weifs aus seiner Erfahrung, dafs oftmals geringe Dimensionsänderungen der Züge oder Ofenweiten die vorthoilhaftesten Resultate ergaben, während dieselbe Kohle in anderen Dimen sionen ungünstig zu verarbeiten war. Diese Ofen weiten nach Bedarf zu wählen, ist aber jedem Ofen bauer überlassen und bilden sie in' keiner Art und Weise ein alleiniges Besitzthum irgend eines Patentinhabers oder sind mit einem besonderen Patent verknüpft. Jeder Koksingenieur weifs ferner, dafs bei den heute üblichen heifsgehenden Oefen nicht im gleichen, sondern im steigenden Ver- hältnifs die Garungszeit mit dem Ofenweiten- mafse abnimmt; die Kohlendestillateure hat dazu die Erfahrung gelehrt, dafs mit der Abnahme der Ofenweiten für dieselbe Kohle aber gleich zeitig eine verhältnifsmäfsig gröfsere Verringerung an procentualer Ausbeute von Nebenerzeugnissen Hand in Hand geht; was auf der einen Seite an Koksausbringen gewonnen wird, geht theilweise oder ganz auf der andern Seite verloren. Also das, was Hr. Lürmann an seinen Solvay- Oefen so sehr rühmt, die riesige Koksdarstellung in denselben, leistet jedes andere, auf heifsem Ofen gang basirte Ofensystem, wenn es, entsprechend der Natur der zu verarbeitenden Kohle, nur die richtigen Dimensionen anwendet. Der Beweis ist seit einem Jahre auf einem westfälischen Berg werk mit Otto-Oefen geliefert, nur mit dem Unter schied, dafs sich hier eben die Vorzüglichkeit der letzteren Construction weiter dahin bewiesen hat, dafs das Ausbringen an Nebenerzeugnissen fast kaum einen Rückgang aufzuweisen hat, und dies kann man von den Solvay-Oefen mit dem Aus bringen von etwa nur der Hälfte Theer und 6/10 Ammoniaksulfat, wie sonst Otto-Oefen liefern, wohl nicht behaupten. Unerfindlich bleibt es für mich überhaupt, warum Hr. Lürmann den Otto- Oefen einen heifseren Ofengang absprechen und seinen Solvay-Oefen zueignen will. Thatsäch- lich ist die Hitze in den neuen Solvay-Oefen nicht bedeutender als in gut behandelten alten, schon lange Jahre bestehenden Otto-Oefen; ein grofser Theil der Hitze in ersteren entsteht durch in die Kanäle aus den Ofenkammern eindringendes Gas, welcher Umstand z. B. bei einigen anderen Ofensystemen ohne Ventilatoren auch sehr heifse Ofenwände erzielt. Die Art der Luftvorwärmung mittels Regene ratoren, wie sie das Otto-System anwendet, bildet ja eines der bisherigen besten Verwerthungsmittel von Hitze in Gasfeuerungsanlagen, und ist durch den hohen verbleibenden Ueberschufs von Gas, 24- bis 30 000 cbm, also etwa 1/3 der Gesammt- gasmenge von 60 Oefen im Tag, wohl der beste Beweis geliefert von der Güte der Feuerungsanlage. Den Ueberschufs an directem Gas, der in Ruhrort den Kesseln zugeführt wird, kann ich nur als scheinbar vorhanden ansehen; es werden jedenfalls sehr genaue Instrumente zum Nachweis von nur 1- bis 2000 cbm im Tag nöthig sein. Für jeden Kundigen werden mit diesen Be trachtungen die hierauf basirten Voraussetzungen, Begründungen und Berechnungen Hrn. Lürmanns hinfällig und könnte man hierüber wohl eigentlich stillschweigend hinweggehen. Ist jedoch damit die behauptete Ungleichheit im Koksausbringen beseitigt, so bleibt blofs die Frage zu betrachten übrig: Welche Vorzüge besitzen Solvay-Oefen gegen- über anderen Systemen, besonders aber gegenüber Otto-Oefen? Die Hitze ist bei Solvay-Oefen sehr gleich- mäfsig über die Wandungen verbreitet, besonders die Köpfe sind ebenso heifs als die Wände in der Mitte. Dieser Vorzug ist nicht zu unterschätzen, und schreibe ich neben der gröfseren Masse feuer festen erhitzten Mauerwerks, aus dem die Oefen und ihre Zwischenmauern zusammengesetzt sind, diesen Vortheil besonders der Anwendung von doppelten Verschlufsthüren zu und der Verth ei- lung des Gases an mehreren Stellen. Durch letztere Anordnung haben die Bulmker Kohlendestillationsöfen schon seit 10 Jahren gute Resultate in dieser Hinsicht aufzuweisen. Als einen weiteren Vorzug schätze ich das oberirdische Einführen der Gasbrenner; die unter irdische Anlage vor den Oefen führt manche Mifslichkeit mit sich. Würde der Verband der eigentlichen Ofen kanäle ein anderer, nicht so eng ineinander ge fügter sein, so müfste ich die Anordnung der Kanäle innerhalb besonderer Trennungsmauern als gut insofern bezeichnen, als es bei unausbleib lichen Reparaturen ermöglicht ist, die Störung auf einen Ofen und sehr geringe Mauerflächen zu beschränken. Das Arbeiten ohne Ventilator und zwar mit dem natürlichen Kaminzuge halte ich nur theil- weise als einen Vorzug, da durch den Unterdrück,