Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187706213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770621
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-06
- Tag 1877-06-21
-
Monat
1877-06
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1877
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V14V l» ss»»«<n> »«»«»«: «»drlivti! . . 18 ^jiitirlicd: 4 K»r^ «0 ?k. d.'uu>m»ra: 4v?t. ttsivd— Witt k«t n»> 8w»p«l»u»ot»l»^ di»». l»»«n»1e»pr«i»e: klr Uvo k»ow «iv«r js«,pLtt«l>so U) ?f. Vvtor „8io^«E>6t" 6i« Lail« iv kk. Lr»«d»>»»,i kL^Iiod mit ^aav^Ums ä« Savo- voä ?ai«<»-» Xdavä« kllr äso kot^aoctav 1'»^. Donnerstag, den 21. Junk. DresdnerImrMl. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1877. I»«er»te»»i,»Iime »»«vUrtir LatpttL: 6owwi»»ionSr äe, Or«cli>«r ^oorval«; LarUv-Visv-l^tpicss-Laiil-Lrsittu-rrankkun ». «.: L ^0-t«^,' I«rU» Vi«» NLmdurx kr»L-L»lp«iG ^nu»dkar» ». ». -Uüvcd«u M,«xr . varUv: L Lo^n»ct, ,- »vmsa; > Lc^tt« , Lr«,l»a : Uün iu,, 0d«mmt< : H. rnwktart ». 14.: -/«SA^^eiia u. t.V Ls^rviL,«« ,vds Üuodd., 0»rUti. Znv - /- , »»iioovor: O. k»rt,->«rU»-kr»ll>lk»rr «. H. ^>a«de L vo„- S»wdurs- Lr«t<jAen, V>,» ^4t. Leransxeder: Uölliel. LrpsUitio» Ue» Ors«in«r ^ouraal», OrsiUar», /vin^vrütr»»«« lto. SV. Abonnements - Einladung. Auf da- mit dem I. Juli beginnende neue vierteljährliche Abonnement de- „Dresdner Jour nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden in unserer Expedition (Zwinger- straße 20), für auswärts bei allen Postanstalten. In Dresden - Neustadt können Abonne- mentsbestellungen aus das „Dresdner Journal" abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien. Handlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 3l), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsaebühren werden im Jnseratenthrile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „EingesandteS" sind die Jnsertior.Sgebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. zgjr „suchte um recht baldige Erneu erung de« Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. Dresden, im Juni 1877. üonigl. Expedition des Dresdner Journals. AmMchki Lhcit. Dresden, 20. Juni. Sr. Königliche Hoheit der Prinz Georg ist gestern Abend 9 Uhr 26 Min. von Darmstadt zurückgekehrt. Bekanntmachung, den Umtausch der Actien der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie gegen Staatsschuldver schreibungen über 37« jährliche Renten betreffend. In Gemäßheit des zwischen der Königlich Sächsischen StaatSregierung und den Vertretern der Leipzig-Dresd ner Eiscnbahn-Compagnie unter Zustimmung der Ge neralversammlung der Letzteren über den Ankauf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn abgeschlossenen Vertrages ist für jede Actie dieser Compagnie eine auf Grund des Gesetzes vom 6. Juni 1876 ausgefertigte Königlich Sächsische Staatsschuldverschreibung über 30 M. 3 jährliche Rente von 1000 M. Kapital als Kaufpreis zu gewähren. Mit dem Umtausche dieser Actien ä ä. 19. Januar 1839 bez. 3l. December 1868 und 31. December 1874 gegen vorbezeichnete Rcntenschcine sammt Talons und Coupons auf die 11 Halbjahrstermine 30. Juni 1877 dis mit 30. Juni 1882 soll den 25. Juni dieses JahreS bei der Staatsschulden-Buchhaltern im Landhause zu Dresden und der Filiale der Staatseisenbahn-Hauptcasse auf dem Dresdner Bahnhofe zu Leipzig begonnen wer den. Die Inhaber dieser Actien werden hiermit auf- gesordert, dieselben sammt Talons und den nicht mehr zur Einlösung gelangenden Zinscou ¬ pons auf die Termine 1. Oktober 1877 und folgende und den Dividendenscheinen auf die Termine 1. April 1878 und folgende bei einer der vorstehend genannten Umtauschstellen mit doppelten, nach der Nummerfolge geordneten Nummerverzeichnissen, zu welchen Formulare bei diesen Stellen bereit liegen, von dem bezeichneten Tage an während der Vormittags stunden persönlich oder durch Beauftragte einzureichen, da rin Schristenwechsel zwischen den Acttonären und den Umtauschstellen nicht stattfinden kann. Bei Einreichung der Actten wird das eine Exemplar des Nummerverzeichniffes sofort quittirt zurückgegeben, gegen welches dre Ausfolgung der Rentenscheine sammt Zubehör binnen 8 Tagen verlangt werden kann. Hier bei wird jedoch zugcsichert, bei der Staatsschulden-Buch- halterei zu Dresden den Umtausch der kleineren Posten, soweit thunlich, nach der Reihenfolge der Anmeldung sofort Zug um Zug eintreten zu lassen. Schließlich ist darauf aufmerksam zu machen, daß diejenigen Actien, zu welchen die Zins- und Dividen- denscheine nicht vollständig beigebracht werden können, lediglich bei der Staatsschuldcn-Buchhalterei zu Dresden einzureichen sind, von welcher besondere Bescheidung hierauf zu erwarten ist. Dresden, den 20. Juni 1877. -er La»dtag»a«sch»8 )» Verwaltoig der Ztaatrschuldc». vr. jr. Minckwitz kliiMamMllier Tktil U e b e r s i cd t. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. TageSgeschichte. (Berlin. München. Darmstadt. Weimar. Wien. Buda Pest. Paris. Bern. Londou.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzial-Rachrichten. (Zwickau. Bautzen.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft EingesandteS. Inserate Feuilleton. HeltgrapiMcht- llnchnchtkn Paris, DienStag, 19. Juni, Nachmittags. (W T. B) Gutem Vernehmen nach beabsichtigt der Marschallpräsident Mac Mahon, gleich nach erfolgter Auflösung der Deputirtenkammer ein Manifest an die Nation zu richten. Versailles, DienStag, 19. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputir- tenkammer wurde die JnterpellationSdebatte (vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschichte") zu Ende geführt. Nachdem LouiS Blanc und der ehemalige Polizeipräfect L^on Renauld sich leb- Haft gegen die Einsetzung des neuen Ministerium« ausgesprochen und da« Auftreten der Kammer, sowie der republikanischen Partei entschieden ver- theidigt hatten, brachte Choisrul folgende Tage«- ordnung der Linken ein: In Erwägung, daß das am 17. Mai unter dem Präsidium des Herzogs v- Broglie durch den Präsi denten der Republik gebildete Ministerium entgegen dem Gesetz der Majorität, welches jede parlamentarische Re gierung regeln muß, zur Führung der Geschäfte be rufen worden ist; in fernerer Erwägung, daß es sich von Beginn an jeder Erklärung vor den Repräsentanten des Landes entschlagen hat und daß eS die bestehende Verwaltung völlig umstürztr, nm mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln einen Druck auf das allgemeine Wahlrecht aus- zuühen; in fernerer Erwägung, daß das Ministerium nur eine Coalitton der monarchischen Partei darstellt, eine Coalition, welche durch die Inspirationen der clericalen Partei geleitet wird, und daß es seit dem 17. Mai alle gegen die Repräsentanten der Nation gerichteten Angriffe, sowie alle Aufforderungen zur Verletzung der bestehen den Gesetze ungestraft gelassen hat; in endlicher Erwägung, daß es unter diesen Um ständen eine Gefabr für die Ruhe und den Frieden des Landes und zugleich eine Störung für Geschäfte und sonstige Interessen ist: erklärt die Deputirtenkammer, daß dieses Ministerium nicht das Vertrauen der Nation besitze. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Pari«, erklärt, die Tagesordnung enthalte Nicht«, wa« die Minister in Erstaunen setzen könne; die Worte der Vorredner hätten diese Tagesordnung vorauS- sehen lassen Die Kammer möge ihre Entschlie- Sung fassen; der Senat werde morgen sprechen. Wenn derselbe die Auflösung beschließen sollte, so könne da« Land seinerseits wählen zwischen der Coalition aller Gruppen der Linken und der Coa lition aller Consrrvativen. Dir Tagesordnung wurde schließlich mit 363 gegen 158 Stimmen angenommen. Versailles, Mittwoch, 20. Zuui. (Tcl. d. Drcsvn. Journ.) In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer gelangte der Bericht Geverd« über daS LiquidationSconto zur Bertheilung. Kerner wurde mitgetheilt, der Krieg-Minister, General Berthaut, habe der Commission die Anzeige ge macht, daß der Artilleriecomit^ ein neue« Ka- uonenmodell adoptirt habe. Ein Theil de« von der Negierung verlangten Kredites von 209 Mil lionen KrcS. soll zur Fabrikation dieser neuen Kanonen verwendet werden. Der Bericht kündigt ferner an, daß die Construction der Befestigungen an der Nordgrenze von Dünkirchen bi« in die Gegend von Chimay begonnen werden soll. Die Commission brantraat einstimmig die Lotirung der verlangten 209 Millionen. Nom, DienStag, 19. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats stand auf der Tagesordnung die Berathung de« Budgets dc« Ministerium« der öffentlichen Arbeiten. Auf eine bezügliche Interpellation Brioschi's erklärte der Minister der öffentlichen Arbeiten, Zanardelli, er dürfe sich bezüglich der schwebenden Unterhandlungen über die St. Gotthardbahn nur resrrvirt aussprechen; doch könne er erklären, daß die von den schweizerischen Blättern in dieser Angelegenheit gebrachten Nachrichten nicht amhentisch seien. Weiter versichert der Minister, daß die Mont - Genövrclinie nicht werde aufgegeben werden; die italienischen Delegirten bei den Verhand lungen hätten Instructionen »6 rokvrsnäum. Die italie nische Regierung behalte sich die Freiheit vor, die Vor schläge zu prüfen; sie werde den Interessen der Nation entsprechend vorgehen und vor definitiver Beschluß fassung die Ansichten der bei dieser Frage interessirten Provinzen und Gemeinden einholen. — Der Senator Brioschi erklärte sich mit dieser Antwort des Ministers zufrieden. ' DaS Budget wurde hierauf angenommen. London, DienStag, 19. Juni, AbendS. (W. T B.) In der heutigen Sitzung de« Unterhauses erklärte auf eine Anfrage Dillwyn« der Unter- staatSsecretär de« Aeußern, Bourke, eS sei unrich tig, daß die Pforte die Neutralifirung deS Suez- canalS abgelehnt habe, denn eine solche sei niemals formell verlangt worden; auf eine vertrauliche Mittheilung England« bezüglich deS Canal« habe die Pforte überhaupt noch nicht geantwortet. Zara, Dien«tag, 19. Juni, AbendS. (Corr. Bur.) Die Türken find in drei Colonnen in Montenegro eingrdrungen, und zwar eine über Ozarinik nach DerSno, die zweite durch daS Zeta thal nach Dopoljevic und die dritte über Povia gegen Bobetic, wo die Montenegriner Proviant und Munition«vorräthe angehäuft haben und wo seit gestern gekämpft wird. Da« Hauptquartier de« Kürsten Nikolaus be findet sich in Oravidol. St. Petersburg, Mittwoch, 20 Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Vom asiatischen Kriegsschau plätze wird officiell au« Mazra vom gestrigen Tage gemeldet, daß am 17. d. daS Bombardement gegen dir Fort« von Kar«, Karadaah, Arab und Mukh- li«, eröffnet worden ist. Da« Bombardement wird fortgesetzt und von 8 Batterien mit 25 Geschützen und Mörsern unterhalten Der russische Verlust während der beiden ersten Tage betrug 2 Todte und 14 Verwundete. Unter den empörten Abchasen find Zerwürf nisse entstanden. Bukarest, DienStag, 19. Juni, Vormittag«. (Tcl. d. Polit. Corr.) Die Verhandlungen wegen eventuellen Abschlusses einer effektiven rumänisch- russischen Allianz dauern fort. Die Symptome de« nahe bevorstehenden Be- ginne« der Kriegsoperationen an der Donau mehren sich. Bukarest, DienStag, 19. Juni, Abend« (W. T B.) Die Deputirtenkammer hat das Gesetz, betreffend die Ausgabe von Hypothekarnoten, in der vom Senate abgeänderten Fassung mit 45 gegen 21 Stimmen angenommen. Von der Ne gierung wurde der Kammer ein neues anderwei tige« Abkommen mit Crawley, dem Bauunter nehmer der Eisenbahn Plojesti-Predeal, vorgelegt. Konstantinopel, Dienstag, 19. Juni, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Jmrn.) Die Deputirtenkammer votirte die Besteuerung der Beamtengehalte. Die dritte Lesung des Gesetzes über ein innere« Zwangsanlehen hat noch nicht stattgefunden. Ju der heutigen Sitzung wurde der formelle Antrag auf Einsetzung einer Permanenzcommisfion eingr- bracht. Die Kammer hält vor ihrem Schlüsse noch einige Sitzungen. Der Prinz Hassan von Aegypten wohnte gestern einem außerordentlichen Ministrrrathr bei und geht am Donnerstag nach Varna ab. Der Sultan beschloß, auf eigene Kosten den Bau eines neuen ökumenischen PatriarchatSgebäudeS herzustellen. Derwisch Pascha ist mit zahlreichen Irregu lären, welche vor dem Sultan Nevue pasfirten, gestern nach Batum abgegangen. Athen, DienStag, 19. Juni, Morgens. (Tel. d. Polii. Corr.) Zur tiefsten Betrübniß aller Ge sellschaftskreise unserer Residenz ist der k. und k. österreichisch-ungarische Gesandte am griechischen Hofe, Arhr. v. Münch-Bellinghausen, am Typhus gestorben. Die griechische Negierung hat sich veranlaßt gesehen, zur Sicherung der Grenze gegen daS in den türkischen Grenzdistricten wieder auftauchende Räuberunwesen 2200 Mann Infanterie und Ca- vallerie nebst einer Bergbatterie abzuschicken. Jur orientalischen /rage. Wien, 19. Juni. Ein von heute Abend datiries Privattelegramm der „Nat.-Ztg." meldet, daß die tür kische Invasion in Montenegro weitere Fortschritte mache und man in Wien einem Ansuchen des Fürsten Nikolaus um Intervention Oesterreichs entgegensetze. Oesterreich dürfte diesem Appell Folge geben. Feuilleton, Redigirt von Otto Banck. Eine Stunde au« einem Frauenleben. Rovellette Es war eine herrliche Frauengestalt, welch« in ele ganter Balltoilette vor dem hohen Spiegel stand und mit ängstlich forschendem Blicke ihre Augen über ihr Bild darin gleiten ließ. Sie schien eine strenge Selbst kritik zu üben, denn ein leiser Seufzer entschlüpfte ihren Lippen. Unmuthig wandte sie dem Spiegel den Rücken und durchschritt sinnend daS lauschige Gemach. Comteffe Isabella war schön — und doch hätte sie heute Abend noch vielmal schöner sein mögen: galt es doch auf dem R.'schen Botschaftsballe Alle zu über strahlen, die Schönste, die Begehrenswertheste zu sein in dem reichen und eleganten Damenflor. Nur um eines Mannes willen wünschte sie das — dieser Eine aber gatt ihr mehr als die ganze Welt. Nach einer langen — ja nach einer zehnjährigen Trennung sollte sie ihn an diesem Abende wieversehen. Zehn Jahre! Gewiß eine lange Zeit, und wie Vieles hatte sich in diesem Zeiträume geändert! — Sie ließ ihre Erinnerungen zurückschweifen: so wir heute sah sie sich zum Balle geschmückt, sie feierte ihren Eintritt in die Gesellschaft, ihr Debüt in der großen Welt, ihre Vorstellung bei Hofe. Wir hatte da« achtzehnjährige Herz gepocht, als sie an der Hand ihre« stolzen Baters vor dem Herrschrrpaare und seiner glänzenden Um gebung stand. In ländlich - stiller Zurückgezogenheit ausgewachsen, hatte sie kaum je da« alle Stammschloß ihrer Ahnen verlassen, hatte keine Ahnung von der großen Welt und ihrem Treiben. Und wie huldigte man der jugendlichen Comteffe, der einzigen Tochter eines erlauchten Hauses, damals! — Alte Excellenzcn, junge Grasen, Söhne fürstlicher Familien, ja die jüngern Prinzen des Herr scherhauses selbst umschwärmten den reizenden Fremd ling auf dem Parquet des Hofes. In einem glänzenden, nicht endenden Taumel, unter den fashionabelsten Zerstreuungen, welche sie nicht zum Nachdenken über sich selbst kommen ließen, bewegte Comteffe Isabella sich nun von Fest zu Fest, überall gesucht, gefeiert, begehrt. Einer jungen Königin gleich nahm sie die ihr gebrachten Huldigungen hin und ihr feiner Geist, ihre gractöse Anmuth gewannen ihr die Herzen Aller. Wie stolz auch war ihr alter, ehrgeiziger Vater auf sie und wie oft wiederholte er seinem Kinde: „Du bist zur Fürstin geboren und auch nur ein Fürst soll Deine Hand erhalten." Dann schüttelte wohl bedenklich Isabella das schöne Köpfchen, wenn sie allein war. Und sie war, gegen das Ende der Saison hin, oft allein — sie liebte dir Einsamkeit. Ihre Hand einem Sprossen aus fürstlichem Hause zu reichen, hatte nichts Verlockendes für sie; in ihrem jungen Kopfe wollte der Gedanke, ihre Hand ohne ihr Herz zu vergeben, nicht Raum gewinnen. Und ihr Herz — nun da« hatte Isabella bereits verloren: ohne ihres Vater« ehrgeizige Pläne in Betreff ihrer zu beachten, ohne den eigenen Verstand zu befragen, sich selbst kaum bewußt, wie das eigentlich so in ihr Leben gekommen war, liebte sie den Schüchternsten ihrer Ver ehrer. Sie war so glücklich in ihrer Liebe, die sie einem Heiligthume gleich im Tiefinnersten ihre- Herzens ver borgen hielt. Niemand — selbst er, der Glückliche, nicht — ahnte Isabella'« süße« Geheimniß. Wie hätte auch der junge Offizier eines Garderegiment« - wagen mögen, um die gefeierte Gräfin zu werben! Ja, er liebte, er ver ehrte sie auch, und zwar mit dem ganzen Schmerz einer unglücklichen — einer ungewagten Liebe. Hätte Karl v. B*** gewußt, wie heftig Jsabella's Herz pochte, wenn sie an seiner Seite zum Tanz antrat; warum sie, die sonst so lebhaft und geistreich zu plaudern wußte, dann einsylbig und zerstreut ihm antwortete; daß es seine Stimme wac, welche sie erbeben machte; daß nicht der Rangunterschicd zwischen ihnen Beiden, wie er es glaubte, sie so zurückhaltend ihm gegenüber machte; hätte er bemerken dürfen, wie es freudig, glücklich auf blitzte in ihren schönen Augen, wenn er sich ihr näherte oder wenn einer seiner hochgeborenen Kameraden ihr seine Bravour, seine militärische Tüchtigkeit lobte: er wäre der Sterblichen Glücklichster gewesen! Comteffe Isabella M *** selbst vrrrieth dem jungen Gardeoffizier eines Tages, ohne es zu wollen — die Uebrrzeugung, daß sie es thatsächlich gcthan, drängte sich ihr erst später auf —, ihre geheimsten Gedanken. Er hatte sich während ihres Vater-, ihm übrigens un bewußter Abwesenheit bei ihr melden lassen, um — Ab schied zu nehmen. Abschied! — Bei diesem Wort ruhten die Augen der jungen Gräfin mit so erschrecktem Ausdruck auf des Geliebten traurigem Gesicht, sie war so verwirrt, so fassungslos, und der Ton, in dem sie sagte: „Sie wollen fort?!" war so bang, so schmerzlich, daß der Offizier betroffen ward durch ihre liebliche Verwirrung, die er sich nicht anders zu deuten wußte, al- indem er annahm — annehmen mußte, daß trotz ihrer Zurück haltung dir Comteffe Interesse für ihn hege und er ihr nicht so gleichgilttg sein könne, als sie sich sonst immer den Anschein gegeben. Beinahe vorwurfsvoll klang e» von ihren Lippen: „Aber weshalb wollen Sie uns denn verlassen, Herr v. B***? — Vor einigen Tagen erst, auf dem T.'schcn Balle, sagten Sic mir doch noch nichts von einer solchen Absicht " — „Ich bin unserem militärischen Bevollmächtigten in P. attachirt, die Ernennung zu diesem Commando er hielt ich erst gestern und ich glaube für längere Zeit der Residenz fern bleiben zu müssen," entgegnete der Offizier. Die ihr sonst eigne Selbstbeherrschung, welche die Comteffe trotz ihrer Jugend in hohem Grade besaß, war ihr in diesem Augenblick gänzlich abhanden ge kommen. Der Gedanke, den Geliebten möglicherweise nie wiederzusehen, brachte sie ganz aus der Fassung; ihrem eignen Gedanken wie unbewußt Worte leihend, sagte sie in einem Tone, als sei der junge Offizier vor ihr ein nach Sibirien Verbannter: „Das ist ja aber schrecklich!" — Als es schon zu spät, als dieser Ausruf gesprocben war, da erst wurde sie sich seiner Tragweite bewußt. Diese Erkenntniß trug nur dazu bei, sie noch mehr zu verwirren und sie wagte es nicht mehr, zu ihm aufzn- blicken. Er aber schien trunken vor Glück, er ergriff Isabellas Hand und drückte einen heißen Kuß darauf. „Darf ich cs glauben — günstig für mich deuten, gnädigste Comteffe", sagte er leise, während es in ihm stürmte und seine Pulse flogen, „daß Sie einen so lebhaften Antheil an meinem Geschick nehmen, daß meine Abreise Ihnen — nicht angenehm ist?" Sie entzog ihm ihre Hand nicht, die merklich in der seinen zitterte, und als Karl v. B*" nun halb flüsternd, in schnellen, fast durch seine heftige Bewegung erstickten Worten ihr seine seit lange hoffnungslose Liebe gestand: da war auch der Bund der beiden jungen Herzen geschloffen für immer und e oig- —
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite