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Juli 1889. „STAHL UND EISEN.* Nr. 7. 555 und nach entwickelt haben. — Bei den ersten Versuchen mit verschiedenen Gasfeuerungssystemen haben sich wohl Abbrand wie auch Kohlen verbrauch vermindert, aber die hierdurch erzielten Ersparungen waren doch nicht so bedeutend, dafs man sich hätte entschliefsen können, die altbewährten, gut und sicher arbeitenden Oefen ohne weiteres aufzugeben und neue kostspielige Einrichtungen zu schaffen. Zudem hatte der Gasofenbetrieb noch manche Schwierigkeiten bei der Wartung der Oefen im Gefolge und auch die Qualität des Eisens war oft nicht so gut, wie jenes Eisens, das in den alten einfachen Oefen erzeugt wurde. In den österreichischen Alpenländern war die Leistungsfähigkeit der alten einfachen Puddlings- Öfen mit Vorwärmherd bei directer (Treppenrost-) Feuerung mit Braunkohle eine derartig bedeutende, dafs die Production in der Ofenschicht von keinem Lande der Erde auch nur annähernd erreicht wurde. Die Production eines solchen Puddel ofens betrug bei der Erzeugung von Qualitätseisen unter Garantie für hohe Festigkeit und Dehnung 2600 bis 2700 kg und stieg auf 4200 bis 4400 kg, wenn Eisen für mindere Zwecke fabricirt wurde. Der Abbrand betrug etwa 5 bis 8 °/0 und wurden 82 bis 132 kg Kohlen (Braunkohlen) auf 100 kg Puddeleisen benöthigt. Diese hohe Production konnte nur mit Zu- hülfenahme des Vorwärmherdes erzielt werden, und war es möglich, auf diese Weise 10 bis 13 Chargen, ja selbst 14 und 15 pro Schicht zu verarbeiten. Bei der hohen Entwicklung der Gasfeuerung in ihrer Anwendung auf den Schweifsofenbetrieb in den Alpenländern hat es selbstverständlich auch nicht an Bemühungen und Versuchen gefehlt, den Puddlingsofenbetrieb auf Gasfeuerung ein zurichten. Hier mufs ich nun eines sehr interessanten Versuches gedenken, welcher im Jahre 1874 auf dem Eisenwerke zu Donawitz bei Leoben durch geführt wurde. Donawitz batte damals schon 6 Siemens- Gasschweifsöfen, von welchen ein Ofen seine Gase von einem Schachtgenerator für Stückkohle erhielt, während die anderen fünf Oefen mit Gasen aus Gebläsegeneratoren für Feingries ver sehen wurden. Einer dieser letzteren Schweifs öfen wurde abgetragen und auf demselben Funda mente, unter Beibehaltung der vorhandenen Wärme speicher, des Steuerapparates, des Generators sammt Gasleitung u. s. w., ein Puddlingsofen mit einfachem Herde aufgebaut. Dieser Ofen hatte einen sehr guten Gang, man konnte in demselben ganz weiches Eisen ebensogut, wie Puddelstahl erzeugen. Die gröfste Leistung waren aber nur 7 Chargen zu 350 kg in 12 Stunden, so dafs die Production 2370 kg in der Schicht betrug. Auf 100 kg Erzeugung VII.» waren 103,4 kg Boheisen und 117,2 kg Feingries erforderlich. Wenn man diese Resultate jenen der einfachen alten Oefen gegenüberstellt und wenn noch weiter berücksichtigt wird, dafs die alten Oefen mit Ueberhitzkesseln versehen waren und namhafte Mengen Dampf— es wurden in der Schicht 6,5 cbm Wasser verdampft — erzeugt haben, so mufste man nach Erwägung aller Umstände zu der Ueberzeugung kommen, dafs dieser Gaspuddel ofenbetrieb keine genügenden ökonomischen Vor theile bietet. Immerhin hat aber dieser Versuch gezeigt, dafs bei Anwendung der Gasfeuerung der Abbrand geringer ist und man beim Brennstoff insofern eine Ersparung erzielen kann, als sich zum Gas ofenbetrieb ein so minderwerthiges Brennmaterial, wie es eben Braunkohlen-Feingries ist, verwenden läfst, ohne dafs dabei gröfsere Mengen als bei der gewöhnlichen directen Feuerung zur Er zeugung von 100 kg Puddeleisen benöthigt werden. Einen wirklichen Fortschritt und greifbaren Erfolg hat die Einführung des Gaspuddlingsofens nach der Construction von »Borbely« mit sich gebracht. Dieser Ofen, dessen eigenthümliche U-förmige Grundrifsgestalt aus England entlehnt ist, wo es im Jahre 1874 schon derartige Oefen mit ein fachem Herde gab, ist bekanntlich ein Doppelofen mit Siemens-Gasfeuerung. Die Erfolge, welche man mit diesem Ofen auf dem Eisenwerke zu Salgö-Tarjän in Ungarn erzielt hat, waren überraschend. Die daselbst erzielten Resultate sind wohl durch verschiedene Publicationen bekannt, sollen aber der Vollständigkeit wegen und zum Zwecke späterer Vergleichung hier angeführt werden: Die Production hat pro Schicht bei 6 bis 7 Chargen 350 000 bis 410 000 kg betragen, der Abbrand bewegte sich zwischen 2 bis 3 Procent und der Aufwand an Kohle (Braunkohle) ergab sich mit 140 bis 150 kg auf 100 kg Eisen. Diese gewifs günstigen Resultate haben diesem Ofen auch auf einigen Eisen werken der Alpenländer Eingang verschafft und seien hier die Betriebsergebnisse eines Eisenwerkes angeführt, auf welchem die Generatorgase in einem Unterwind - Generator aus Braunkohlen- Feingries erzeugt wurden. Dieses Eisenwerk hat Chargen von 580 kg verarbeitet und betrug die Production pro Schicht bei Verarbeitung von 7 Chargen 395 000 kg, was einen Abbrand von etwa 3 Procent ergiebt. Der Bedarf an Feingries pro 100 kg Puddlingseisen stellte sich auf 118 kg, wobei die zum Anheizen erforderlichen Brennstoffmengen mit eingerechnet sind. Eine Gegenüberstellung dieser Betriebsresultate und jener von dem vorangeführten Donawitz er Versuch aus dem Jahre 1874, wo Roheisen gleicher Provenienz mit Braunkohlen - Feingries 4