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Als die Firma Bolckow und Vaughan im Jahre 1839 als Sitz ihrer neuen Werke Middlesborough wählte, hat sie anscheinend noch nicht daran gedacht, die Mineralschätze in der Nachbarschaft zu verwerthen. Im Jahre 1843 bauten sie die Dampfmaschine für- den ersten überhaupt in Stockton erbauten Dampfer, 1846 errichteten sie Hochöfen, aber seltsamerweise nicht in Middles borough, sondern in Witton Park, etwa 48 km im Inland, in der ausgesprochenen Hoffnung, dafs das dortige Kohlengebirge auch Thoneisen stein in genügender Menge für ihre Zwecke liefern würde. Da diese Hoffnungen sich nicht erfüllten, so zwang die Noth sie zu erneuten Schürfungen und führte sie schliefslich zur Er- schliefsung der Estongrube im Jahre 1850. Die ersten Hochöfen im Cleveländer District wurden durch dieselbe Firma im Jahre 1852 in Middles borough errichtet, ihnen folgten bald weitere Oefen in Port Clarence, erbaut durch Bell Brothers; dann nahm die Entwicklung der Cleveländer Eisenindustrie einen reifsenden Aufschwung. Vor etwa 20 Jahren verhütteten die Hochöfen in Nor thumberland, Durham und Nord-Yorkshire, welche Bezirke den sogenannten nordöstlichen District ein begreifen, fast ausschliefslich in Cleveland selbst gewonnenen Eisenstein; die geringen Zusätze, die man mit ausländischem Erz machte, dienten ledig lich zur Aufbesserung der Qualitäten. Die Förde rung an Cleveländer Erz betrug im Jahre 1872 6 300 000 t* und die Erzeugung von Roheisen etwa 1 920 000 t. Trotzdem damals in Grofs- britannien bereits 410 000 t Bessemerstahl her gestellt wurden, wurde in Middlesborough und Umgebung noch kein Stahl erzeugt. Die Verhüttung von Cleveländer Eisenstein zu Roheisen, die Verpuddelung des letzteren und Verwalzung in Eisenschienen, Bleche, Winkel- und Stabeisen für Schiffskessel, Brücken bau und andere Zwecke, Schiffs-, Maschinen- und Brückenbau, Eisengiefsereien, insbesondere für Gas- und Wasserrohren sowie Schienen stühle, Erbauung von Hochöfen und Walzwerks anlagen — das waren die Hauptindustrieen des sogenannten „nordöstlichen Districts“ vor etwa 20 Jahren. Erz wird noch in ausgedehntem Mafse in Cleveland gefördert, und wird dasselbe auch noch in Cleveländer Roheisen verhüttet. Die Production des Jahres 1892 ist wegen des grofsen Streiks in Durham zurückgegangen; im Jahre 1891' war die Förderung von Cleveländer Erz 5 300 000 t und die Erzeugung von daraus erblasenem Roheisen 1 493 000 t oder 16 bezw. 20 % weniger als im Jahre 1871. Der Cleve länder Bergbau und die Erblasung von Cleveländer Roheisen ist daher in dem genannten Zeitraum *Hier und überall, wo nicht ausdrücklich an gegeben, sind englische tons zu 1016 kg gemeint. nicht unerheblich zurückgegangen, aber neben der erwähnten Roheisen - Erzeugung wurden in demselben District in demselben Jahre nicht weniger als 1 330 000 t Roheisen anderer Sorten, hauptsächlich Hämatit zur Stahlfabrication er- blasen. Dies setzt den Verbrauch von 2 260 000 t Erzen, welche nicht aus Cleveland stammen, voraus; hiervon wurden ungefähr 2 100 000 t aus dem Ausland eingeführt, hauptsächlich aus Spanien. Wenn dieser neue Zweig der Eisen verhüttung in Betracht gezogen wird, so ist die Productionsvermehrung von Roheisen seit 20 Jahren auf etwa 36 % zu veranschlagen. Im Jahre 1872 wurden 299 000 t Eisen schienen und 389 000 t Bleche, Winkel- und Stabeisen hergestellt, zu welchen insgesammt 40 % des erblasenen Roheisens verwendet wurden. Die Gesammtzahl der Werke, welche sich damals mit der Fertigeisen - Fabrication beschäftigten, war 37, von denen inzwischen 21 verschwunden oder aufser Betrieb gesetzt sind, 8 fortfahren, Eisen zu walzen, 5 eine Stahlschmelz- und Walz anlage zugefügt haben und nunmehr sowohl Schweifseisen wie Flufseisen liefern, und 3 ganz in Stahlwerke umgewandelt sind, während drei neue Stahlwerke entstanden sind, so dafs jetzt der Bezirk 19 der Herstellung von Fertigfabricaten gewidmete Werke besitzt. Die Leistungsfähigkeit dieser Werke ist aber erheblich gröfser als zu früherer Zeit. Im Jahre 1891 wurden nur 3426 Eisenschienen und 26 800 1 Eisenbleche, Stabeisen und Winkel hergestellt, so dafs die Eisenschienen-Industrie einen Verlust von nahezu 99 % und die Fertigeisenfabrication einen solchen von 36 % gegenüber der Erzeugung von 1871 aufweist. Der Verbrauch von Cleveländer Eisen zur Fabrication von Schweifseisen sank im gleichen Zeitraum von 40 auf 23 %; der dadurch nothwendig gewordene gröfsere Absatz von Cleveländer Boheisen nach aufserhalb ist einer seits durch Vergröfserung der Eisengiefsereien in der Nachbarschaft, andererseits durch starke Ver schiffung gefunden, aber der wichtigste neue Abflufsweg für das Roheisen, einschliefslich des mittlerweile hinzugekommenen Hämatitroheisens, ist die daselbst inzwischen entstandene Flufs- eisenindustrie. Im Jahre 1891 wurden an Flufs- eisenblöcken im nordöstlichen Bezirk erzeugt: im sauren Bessemerprocefs . . . 152 748 l » „ Martinverfahren . . . 433 798 t „ basischen Bessemerprocefs . 203 461 t „ » Martinverfahren . 5 480 t Summa 795 487 t Eisenerzbergbau. Im Cleveländer Eisen erzbergbau ist eigentlich die hauptsächlichste Verbesserung der Neuzeit die Art des Nieder treibens der Bohrlöcher, in welche die Schüsse eingesetzt werden. Vor 20 Jahren wurden diese Löcher durch, von einem oder zwei Arbeitern an gesetzte Handbohrer gemacht, und wurde damit