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drängen, da die neue Organisation erst durchgeführt werden müfste und augenblicklich bei der Verminde rung der Beamtenzahl das Bedürfnifs nicht so dring lich sei. Hierin gab ihm Dr. Hammacher nicht recht; derselbe verlangte vielmehr den früheren Anfang der technischen Ausbildung für die Beamten und sah darin auch das richtige Mittel zur Ueber- windung des Gegensatzes zwischen Juristen und Technikern. Erstere müfsten mehr wirthschaft- lich gebildet, letztere sparsamer und mehr für die Verwaltung geschickt werden. Sonst billigte der Abgeordnete den beabsichtigten Plan und kennzeichnete die frühere Organisation dahin, dafs man zwar die Decentralisation beabsichtigt, aber verkehrte Mittel dazu ergriffen habe. Das bisherige System habe auch höhere Personal kosten herbeigeführt, wie an einem Vergleiche mit der Reichs - Eisenbahnverwaltung erwiesen wurde. Auch er betonte wie Hr. Schmieding die Selbständigkeit der unteren Verwaltungsorgane. Nachdem sodann der Finanzminister die etats- mäfsige Seite des Nachtragsetats erläutert hatte, gab Hr. Wallbrecht seiner Befürchtung Ausdruck, dafs auch durch die neue Einrichtung der Gegen satz zwischen Juristen und Technikern nicht auf gehoben werde. Das führte ihn ebenfalls zu dem Verlangen einer anderen Vorbildung, wobei die bisherige ziemlich schlecht wegkam. Für die Techniker verlangte er besonders eine gröfsere Specialisirung und bessere Vorbereitung für die besonderen Aufgaben des Eisenbahnfaches. Da auch das Gentrum auf Gommissionsberathung verzichtete, beschlofs das Haus gleich einstimmig, die zweite Lesung im Plenum vorzunehmen.“ Dafs die vorgeschlagene Reorganisation, in soweit sie das übermäfsige Schreibwerk und andere unwirthschaftliche Einrichtungen der Staats eisenbahnen zu beseitigen bestimmt ist, einen sehr erfreulichen Fortschritt darstellt, ist ohne weiteres klar. Ohne die gründliche Regelung der Frage einer fachmännischen Vorbildung der Beamten aber kann sie nicht die ganze und volle Wirkung haben, welche wünschenswerth erscheint. Wir hegen deshalb den Wunsch, dafs die letztere Frage thunlichst bald ihrer Lösung entgegengeführt wird. Die Redaction: E. Schrödter. Dr. W. Beumer. Ueber den Schwefel im Eisen. Von A. Ledebur. Zu den bestgehafsten Feinden des Eisen hüttenmannes gehört der Schwefel. Er schädigt auch in verhältnifsmäfsig geringen Mengen das Verhalten des Eisens, und er weifs geschickter als mancher andere Begleiter des Eisens die Bedingungen, unter welchen er in einem Falle aufgenommen und in einem andern Falle ab geschieden wird, dem Auge des Forschers zu verbergen. Die bis in die neueste Zeit hinein fort gesetzten Bestrebungen verschiedener Chemiker und Betriebsleute, die Daseinsbedingungen des Schwefels im Eisen aufzuklären und neue Mittel zu seiner Abscheidung zu finden, erhalten .durch jene Thatsachen ihre Berechtigung. Zweifellos erinnern sich die Leser von .Stahl und Eisen“ noch deutlich des vor etwa Jahres frist stattgehabten Meinungsaustauschs zweier hervorragender Eisenhüttenleute Deutschlands und Grofsbritanniens, des Herrn G. Hilgenstock, damals in Hörde, und des Herrn J. E. Stead in Middlesborough, über die Schwefelfrage.* Die damals gegebenen Erörterungen fanden dann Nach klänge in dem auf der Hauptversammlung des * .Stahl und Eisen“ 1893, Seite 49, 165, 168. Vereins deutscher Eisenhüttenleute am 14. Mai v.J. gehaltenen Vortrage Hilgenstocks über die Ent schwefelung des Roheisens* und in einem zweiten von Stead am 24. Mai vor dem Iron and Steel Institute gehaltenen, durch Mittheilungen von Saniter und Snelus ergänzten Vortrage über die Ausscheidung des Schwefels aus dem Eisen.** Die Redaction von „Stahl und Eisen“ hat sich versagt, damals eingehender über die er wähnten englischen Vorträge zu berichten, und ich bin überzeugt, dafs sie damit den Wünschen der meisten Leser dieses Blattes entsprochen hat. Damit diese Aeufserung nicht mifsverstanden werde, mufs ich betonen, dafs ich weit entfernt bin, die Wissenschaftlichkeit der gehaltenen Vor träge oder die Glaubwürdigkeit der in ihnen auf geführten Versuchsergebnisse bestreiten zu wollen ; ich selbst gedenke sogar, in Folgendem auf ein- * „Stahl und Eisen“ 1893, Seite 455. ** J. E. Stead, On the elimination of sulphur from iron; E. H. Saniter, A supplementary paper on a new process for desulphurising iron and steel; G. J. Snelus, Report upon the Saniter desulphurisation process. „The Journal of the Iron and Steel Institute“ 1893 I, p. 48, 73, 77.