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u. s. w., sowie die hohe Wichtigkeit eines möglichst entwickelten Exports, wohl zu schätzen. Wir möchten aber in den weitesten Kreisen Deutsch lands mehr und mehr das Princip zum Durch bruch gelangen sehen, dafs man für Alles, was im Inlande gekauft werden kann, das Geld im Inlande lasse, und es nicht ins Ausland sende! Die Engländer z. B. sind darin trotz ihres Freihandels viel patriotischer. Es fällt ihnen nicht ein, etwas aus dem Auslande zu beziehen, was sie zu nur einigermafsen ähnlichen Bedingungen in England haben können, und wie eifersüchtig sie darüber wachen, dafs der inländische Handel und Wandel nur ja nicht zu kurz kommt, das zeigt die — allerdings zu ihrem Nachtheil — ausgeschlagene Marken-Gesetzgebung für England und Colonieen, und z. B. auch die Thatsache, dafs englische Fach blätter ausländische Erfindungen, Neuheiten u. s.w. nicht als solche, sondern unter Nennung der eng lischen Bezugsquelle besprechen! Solche und eine grofse Zahl ähnlicher Vor gänge zeigen deutlich, dafs die Engländer ebenso wie andere Völker — wir erinnern nur an die Franzosen und an Uncle SAM — billigen Einkauf u. a. Principienfragen beiseite schieben, sobald praktische Rücksichten der englischen Nation in Frage kommen! Sie würden ihren Freihandel ohne Bedenken sofort mit thurmhohen Zoll schranken vertauschen, wenn sie dabei einen Vor theil für sich herausrechnen könnten! Wir wollen natürlich in Deutschland solche Beispiele nicht blindlings nachahmen, wohl aber können wir daraus viel lernen! Die günstigste Entwicklung der deutschen Ge- werbethätigkeit wird leider vielfach in manchen Branchen auch dadurch gehemmt, dafs ihre Ver treter wohl über ein grofses geistiges Kapital, aber weniger umfangreiche materielle Mittel ver fügen. Sonderbarerweise aber wird es vielen der selben schwer, bei dem in den mehr begüterten Klassen oft gegen sie herrschenden Mifstrauen, genügende Geldmittel zu erhalten, um das in ihren Unternehmungen steckende geistige Kapital in vollem Umfange auszunutzen, man liebt es eben, trotz der geringeren Rente sein Geld in die schein bar mehr Sicherheit gewährenden Staatspapiere fremder Länder zu stecken, ungeachtet der damit schon so oft gemachten trüben Erfahrungen. Im Auslande sind die bezüglichen Zustände in vielen Fällen besser! Dafs Engländer und Amerikaner die Wahrheit des Freytagschen Wortes in »Soll und Haben“: »Besitz und Wohlstand haben keinen Werth, nicht für den Einzelnen und nicht für den Staat, ohne die gesunde Kraft, welche das todte Metall in Leben schaffender Bewegung erhält“, längst erkannt und sich zu eigen gemacht haben, das zeigt die Thatsache, dafs deutsche Namen es sind, die man mit Stolz im Wunderland Amerika als die Gründer und Ausführer vieler grofsartiger Unternehmungen, als Träger und Bahnbrecher neuer wichtiger Ideen nennt, und dafs die treiben der) Kräfte in manchem grofsen englischen Hause Deutsche sind, die mit keinem anderen Vermögen, als einem gesunden Kopfe, einer deutschen Er ziehung und einer thätigen Arbeitskraft nach England kamen und sich mit der Zeit zu Chefs der ersten Firmen emporgeschwungen haben. Wir wollen dieses Gebiet verlassen; denn wenn wir Alles anführen wollten, wodurch sich im tausendfältigen Gewirr des heutigen Lebens der Patriotismus in wirthschaftlicher Hinsicht äufsern kann, so würde eine solche Darstellung Bogen füllen und über den Rahmen einer kurzen An regung weit hinausgehen. Wir wollen auch heute nicht von Schutzzoll und Freihandel und anderen Theorieen sprechen. Wir wollen nur hoffen, dafs man in allen Schichten unseres deutschen Volkes immer mehr und mehr begreifen lernt, dafs wir derartige Theorieen, welche gefährliche Klippen für Viele sind, im täglichen Leben am besten ganz umgehen, aber unsere Vaterlandsliebe möglichst täglich durch Bevor zugung der einheimischen Erzeugnisse beweisen müssen, womit, wenn Alle so denken und handeln, derartige Streitanlässe unschädlich gemacht werden können. Die hartnäckigen parlamentarischen Kämpfe würden ihre Schärfe verlieren, wenn wirklicher Nothstand nicht mehr oder nur in kleinem Mafse vorhanden wäre, unfruchtbare Er örterungen, die nur die Kräfte der Volksfamilie gegeneinander aufbringen, würden vermieden, wenn man sich daran erinnern wollte, dafs aller Verstand der Verständigen, auf vielen im Grunde nebensächlichen Gebieten unnütz verschwendet, uns nichts nützen und uns nicht glücklicher machen und weiterbringen und uns keinen Weg zum Ziele zeigen kann. Wäre es nicht möglich und nützlich, in unserer an Gegensätzen, Fragen, Interessen so überreichen Zeit die gemeinsamen Interessen des ganzen Volkes und dessen Zukunft, diese wichtigste aller Fragen, etwas mehr in den Vordergrund zu stellen, wohin sie ihrer Natur nach unbedingt gehören? Hier ist ein Feld, auf dem im Stillen sowohl wie öffentlich in jeder Zeit und bei jeder Gelegen heit, von Hoch und Gering, von Allen ohne Unter schied der Stellung, des Berufs, des Alters und Geschlechts, des wirthschaftlichen Vermögens, durch Wort und That gewirkt werden kann und gewirkt werden mufs. Die Folge und Belohnung eines solchen Wirkens aber wird nicht nur, wie in vielen Fällen, das blofse Bewufstsein bleiben, das Beste gewollt zu haben, sondern ein reicher Strom von Segen, der sich über das ganze Land ergiefst, dessen Jeder mit theilhaftig würde, würde Jedem seine Be lohnung für seinen Antheil an der Arbeit nach einem so erstrebenswerthen Ziel gewähren! Remscheid-Vieringhausen. D. Dominicus jun.