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294 Nr. 7. » STAHL UND EISEN.“ April 1893. einem Gehalt von 0,24 % Sauerstoff, welches durch- [ aus keinen Rothbruch zeigte,..“* Ich mufs mich dagegen verwahren, jemals j so widersinnige Aeufserungen gethan zu haben. Dafs flüssiges Eisen nicht mehr als etwa 1,1 % Eisenoxydul mit etwa 0.25 % Sauerstoff zu lösen vermöge, entspricht in Wirklichkeit meinen Be obachtungen; über jenes Thomaseisen mit 0,24% Sauerstoff aber habe ich wörtlich gesagt:** „Mit dem Probestücke Nr. I, als dem sauerstoff reichsten, wurden einige Schmiedeversuche an gestellt. Das Eisen zeigte sich stark roth brüchig, liefs sich aber in Weifsgluth ohne jede Schwierigkeit schmieden und mit Leichtigkeit schweifsen.“ Das ist das Gegentheil dessen, was in der Bearbeitung von Gladkys Arbeit in „Stahl und Eisen“ behauptet wird.*** Bekanntlich pflegt roth brüchiges Eisen, auch wenn sein Rothbruch durch einen Schwefelgehalt verursacht worden ist, in Weifsgluth recht gut bearbeitbar zu sein. Gladky spricht nun die Meinung aus, dafs auch der im Schweifseisen nach dem von mir ausgebildeten Verfahren gefundene Sauerstoff von Belang und deshalb seine Bestimmung nicht ohne Wichtigkeit sei. „Dieser Fehler (Rothbruch) ist aber bei Flufseisen seltener, tritt dagegen bei Schweifseisen häufiger auf und wird dann dem Schwefel, Kupfer u. s. w. zugeschrieben, obwohl mehr als 0,5 % Sauerstoff im Schweifseisen ge funden worden ist, was infolge der ungleich- mäfsigen Vertheilung auch noch schädlicher wirkt.“ (S. 245 dieser Zeitschrift.) Dieser Behauptung mufs ebenfalls wider sprochen werden. Ob Schweifseisen, welches niemals flüssig war, Eisenoxydul zu lösen vermag, wurde bisher nicht nachgewiesen, scheint mir aber mindestens sehr zweifelhaft zu sein. Glüht man Schweifseisen im Wasserstoffstrome, .so wird man freilich stets Sauerstoff finden; aber dieser Sauerstoff gehörte nicht dem Eisen an, sondern dem Eisenoxyduloxyd der mechanisch einge- schlossenen Schlacke. Ich habe dieser Thatsache bereits in meiner obengenannten Arbeit über die Sauerstoffbestimmung im Eisen gedacht. Auch Gladky deutet an, dafs der im Schweifseisen ge fundene Sauerstoff der Schlacke entstammen könne, legt aber dem Einflüsse dieses Schlackengehalts eine Bedeutung bei, welche er in Wirklichkeit * Wie unser Referent uns mittheilt, ist ihm an der betr. Stelle ein Versehen in der Ueber- Setzung unterlaufen, indem es heifsen mufste „welches starken Rothbruch zeigte“. Red. ** „Stahl und Eisen“ 1883, Seite 504, Spalte 2. *** Die „Berg- und Hüttenmännische Zeitung“ bringt folgenden, der Wirklichkeit entsprechenden Wortlaut: „so wäre nach Ledebur das Thomas eisen mit 0,24 % O oder 1,08 % FeO schon sehr roth brüchig.“ nicht ganz besitzt. Wenn z. B. gesagt-ist, dafs ein Schlackengehalt des Eisens von 0,22 % sich als ebenso schädlich erweise, als ein Schwefel gehalt von 0,08 %, so fehlt dieser Behauptung jegliche Begründung. In gewöhnlichem Walzeisen habe ich mehr als 2 % eingemengter Schlacke ge funden, ohne dafs die Schmiedbarkeit merklich dadurch benachtheiligt worden wäre; das vorzüg lichste . schwedische Frisehfeuereisen, für An fertigung von Hufnägeln bestimmt, enthielt noch 0,17 % Schlacke, steyrisches- Frischfeuereisen 0,40 % * Die Schlacke des Schweifseisens vermag nur dann eine dem Rothbruch ähnliche Erschei nung, von den Eisenhüttenleuten Faulbruch ge nannt, hervorzurufen, wenn sie allzu „trocken“, d. h. zu basisch ist, um beim Schweifsen genügend flüssig zu werden. Walzeisen mit feineren Quer schnitten, z. B dünnere Sorten von Winkeleisen, T-Eisen, Flacheisen, bekommt dann beim Walzen Kantenrisse. Verwahrung mufs ich ferner gegen die an geblich von mir herrührende Behauptung einlegen, dafs sehniger Bruch des Schweifseisens ohne Korn ein Eisen auszeichne, welches lange unter Luft zutritt erhitzt und dann langsam abgekühlt worden Sei (Seite 246 dieser Zeitschrift). Wenn in der russischen Abhandlung wirklich diese Behauptung aufgestellt sein sollte, was mir sehr unwahrschein lich vorkommt (in der Bearbeitung der „Berg- und Hüttenmännischen Zeitung“ ist sie nicht ent halten), kann sie nur auf einem gänzlichen Mifs- verstehen irgend einer Aeufserung von mir be ruhen. Jeder, der. meine Schriften kennt, wird mir das glauben. Die Angabe, es sei festgestellt, dafs Schwefel bei niedrigem Kohlenstoffgehalte nicht so störend wirke, wie bei höherem (S. 246, Spalte 1), ist eben falls irrig, wie die meisten Eisenhüttenleute zu geben werden. Durch wen es festgestellt sei, ist nicht angegeben; es gereicht mir zur Befriedigung, dafs ich in diesem Falle wenigstens nicht als Quelle angeführt werde. * * * So viel über Gladkys Arbeit und ihre Wieder gabe in „Stahl und Eisen“. Als ich vor elf Jahren meine Untersuchungen über den Sauerstoffgehalt des schmiedbaren Eisens anstellte in der Hoffnung, dadurch Aufschlufs über manche noch ungenügend erklärte Er scheinungen, insbesondere auch über die Ursachen der Nichtschweifsbarkeit mancher Flufseisensorten** zu erhalten, ging ich von der Ansicht aus, dafs, wenn man sauerstoffhaltigem Flufseisen Mangan, Silicium oder irgend einen andern, auf das gelöste Eisenoxydul reducirend einwirkenden Körper zu setze, nun auch der Sauerstoff bei dieser ein- * „Stahl und Eisen“ 1883, 8. 602; 1890, S. 513. * * „Glasers Annalen“ Bd. X, S. 179.