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Die Eisenbahnen der Erde (1880 bis 1890).* Im Septemberheft von „Stahl und Eisen“ 1891 gaben wir nach dem „Archiv für Eisenbahnwesen“ eine Uebersicht über „Die Eisenbahnen der Erde“ (1885 bis 1889). Dem neuesten Heft des „Archivs für Eisenbahnwesen“ entnehmen wir über den selben Gegenstand die Angaben für die Jahre 1886 bis 1890: Am Schlüsse des Jahres 1890 waren auf der Erde im ganzen 617285 km Eisenbahnen im Be trieb, eine Länge, welche nahezu das 151/2fache des Umfangs der Erde am Aequator (40070 km) und das 12/afache der mittleren Entfernung des Mondes von der Erde (384 420 km) darstellt. Von den einzelnen Erdtheilen hat an dieser Länge Amerika mit 331417 km Eisenbahnen oder 54 % den gröfsten Antheil, danach kommt Europa mit 223869 km = 36 %. Die übrigen Erdtheile sind im Verhältnifs zu ihrer Flächengröfse immer noch sehr schwach mit Eisenbahnen ausge,stattet, Asien mit 33724 = 51/2% der Gesammtlänge der Eisen bahnen der Erde, Australien mit 18889 == 3 % und der schwarze Erdtheil nur mit 9386 km=11/2%. Von den einzelnen Staaten besitzt in Europa das Deutsche Reich mit 42 869 km die gröfste Eisen bahnlänge. Ihm folgen Frankreich mit 36895, Grofsbritannien und Irland mit 32297, Rufsland mit 30957 und Oesterreich-Ungarn mit 27 113 km. Die übrigen europäischen Länder bleiben mit ihrer Eisenbahnlänge beträchtlich unter diesen Zahlen. In Amerika sind es die Vereinigten Staaten, welche mit ihrem gewaltigen Netz von 268 409 km alle übrigen dortigen Länder in Bezug auf Aus stattung mit Eisenbahnen weit überragen. Eine nicht unbeträchtliche Eisenbahnlänge besitzt aufser- dom nur noch das britische Nordamerika (22 533 km), während die Ausstattung der übrigen ameri kanischen Staaten im Verhältnifs zu ihrer Gröfse noch eine sehr spärliche ist. In Asien besitzen nur Britisch-Indien und Japan Eisenbahnnetze von beträchtlicher Aus dehnung und zwar ersteres 27 000, letzteres 2333km. Das weite zu Rufsland gehörige transkaspische Gebiet durchzieht die 1433 km lange Eisenbahn von Michailowsk am Ostufer des kaspischen Meeres nach Samarkand, welche demnächst ihre Fortsetzung nach Taschkend und später Anschlufs an die in Angriff genommene grofse sibirische Bahn finden wird. Ein Eisenbahnnetz von verhältnifsmäfsig grofser Ausdehnung (1361 km) findet sich ferner noch in den asiatischen Besitzungen des König reichs der Niederlande. * Nach dem „Archiv für Eisenbahnwesen“, Mai- Juni 1892. In Afrika weisen nur Algier und Tunis, sowie Egypten im Norden des Erdtheils und die britische Capcolonie im Süden gröfsere Eisenbahnlängen auf. Die gewaltige Fläche des mittleren Theils zeigt bis jetzt nur kleine Anfänge des Eisenbahnbaues. In Australien sind die verschiedenen Colonieen gleichmäfsig bestrebt, das Netz ihrer Eisenbahnen weiter auszudehnen. Am weitesten hat es in diesem Streben bis jetzt die kleinste der australischen Festlandscolonieen — Victoria — gebracht, deren Eisenbahnnetz Ende 1890 bereits eine Ausdehnung von 4325 km hatte. Der Zuwachs an Eisenbahnlänge in der Zeit vom Schlüsse des Jahres 1886 bis Ende 1890 hat 101407 km betragen, mehr als 7000 km weniger, als das in der entsprechenden Uebersicht des vorigen Jahres (108600 km) in der Zeit von Ende 1885 bis dahin 1889 nachgewiesene Wachsthum. An diesem Minderzuwachs im Jahre 1890 ist Amerika mit etwa 5000, Europa mit etwa 2000 km betheiligt. Zu dem Zuwachs von 101407 km hat wiederum Amerika den gröfsten Theil (63 418 km) beigetragen, also weit über die Hälfte. Es folgen von den Erd theilen in Bezug auf den Zuwachs von 1886 bis 1890 Europa mit 22 423, Asien mit 9315, Australien mit 4505 und schliefslich das nur langsam sich entwickelnde Afrika mit 1746 km. Von den einzelnen Ländern Europas steht Deutschland mit einem Zu wachs von 4345 km, gleich 11,3 % der am Schlüsse des Jahres 1886 in Betrieb gewesenen Länge, obenan. Den zweitgröfsten Zuwachs weist Oesterreich- Ungarn mit 3723 km = 15,9 % auf. Nahezu gleiches Wachsthum zeigen Rufsland mit 3602 km = 13,2 % und Frankreich mit 3550 km = 10,6 %. Von den übrigen europäischen Ländern hat nur noch Italien eine beträchtlichere Länge (15,20 km = 13,3 %) als Zuwachs aufzuweisen. In Amerika ist die Zunahme der Länge am gröfsten gewesen in den Vereinigten Staaten, wo sie 46399 km = 20,9% betragen hat, aber'doch um nahezu 6000 km hinter der von 1885 bis 1889 (52179 km = 25,1 %) zurückgeblieben ist. Von den übrigen Ländern Amerikas weisen noch Mexiko mit 4050 km = 70,4 %, Canada mit 3993 km = 21,5 % und die Argentinische Republik mit 3835 km = 64,3 %, erheblicheren Zuwachs auf. In Asien verdankt vor Allem Britisch Indien der Sorgfalt seiner Regierung ein stetiges Wachs thum der Eisenbahnlänge. Die Zunahme dieser Länge im Zeitraum 1886 bis 1890 (6272 km = 30,3%) übertrifft noch um nahezu 100 km die des Zeit raums 1885 bis 1889 (6180 km = 32 %). Auch in Japan ist die Thätigkeit im Eisenbahnbau in den letzten Jahren eine sehr rege gewesen, die Aus-