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Berichte über Versammlungen verwandter Vereine. Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine. Am 28. bis 31. August findet die X. Wander versammlung zu Leipzig statt und erfolgt im Anschlufs daran am 1. September die Enthüllung des Semper-Denkmals in Dresden. Den Be richt über die Ergebnisse der Abgeordneten-Versamm- lung* hat Hr. Sladtbauinspector Pinken bürg über nommen. Von den Vorträgen sind zu nennen: Pro fessor Dr. Schreiber: „Die kunstgeschichtliche Entwicklung Leipzigs“. Professor Launhardt: „Die Entwicklung und die Wirkung des Verkehrswesens in den letzten 50 Jahren. Geh. Oberbaurath Hagen: „Welche Mittel giebt es, um den Hochwasser- und Eisgefahren entgegen zu wirken“. Reg.-Baumeister Soeder: „Die Beziehungen der Elektricität zum Baugewerbe“. American Institute of Mining Engineers. Der Verein hielt in den Tagen vom 28. bis 30. Juni im Hotel Champlain in Bluff Point N.-Y. ein zahlreich besuchtes und gemäfs allen Berichten der amerikanischen Fachjournale sehr erfolgreich verlaufenes Meeting ab. Manchem unserer Leser, der vor 2 Jahren die nörd liche Tour durch die Vereinigten Staaten mitgemacht hat, wird die durch Naturschönheit ausgezeichnete Scenerie des Champlain-Sees in angenehmer Erinnerung sein. Der derzeitige Vorsitzende John Birkinbine, der durch seine trefflichen Arbeiten über Roheisen- und Mineralstatistik in weiten Kreisen auf das vortheil- hafteste bekannt ist, hielt zunächst einen interessanten und sehr eingehenden Vortrag über die Roheisen industrie in den Vereinigten Staaten, hierbei nament lich auf den Einflufs der Transportfrage eingehend. Er beschränkte sich auf die letzten 5 Jahre und rechnete die Thatsache heraus, dafs die Roheisen erzeugung im östlichen Pennsylvanien in der fünf jährigen Periode 1887—91 um 2,76% zurückgegangen, im Pittsburger District hingegen um 49,8%, in Illinois um 32,55% und in Alabama sogar um 204,4% ge stiegen ist. Nach der Ansprache des Präsidenten wurden den verstorbenen ehemaligen Präsidenten des Institutes Dr. T. Sterry Hunt und William P. Shinn Nachrufe gewidmet. Der erste Ausflug galt dem ungefähr 90 km ent fernten Hafen Port Henry. Man erfreute sich der entzückend schönen Gegend, besichtigte das von den Franzosen im Jahre 1731 erbaute Fort und nahm dann die zahlreichen in der Nähe befindlichen Erz gruben in Augenschein. Nicht weniger als 20 Bes semer- und 11 Nicbtbessemer-Erzgruben werden von der Port Henry Iron ore Company und der Firma Witherbee, Sherman & Comp. bearbeitet. Beide Unternehmungen zusammen haben im ganzen bereits über 10 Millionen Tonnen Erz gefördert, davon allein 2 Millionen in den letzten 5 Jahren. Be sonderes Interesse erregte die Grubenanlage der Mineville-Grube und die Bleichertsche Drahtseilbahn. * Vergl. „Stahl und Eisen“ Nr. 13, Seite 635. Die Amerikaner sind bekanntlich sehr fleifsige Leute, und während der Deutsche nach gethaner Tages arbeit einen Trunk in Freundeskreis liebt, besucht der Amerikaner gewohnheitsgemäfs Abends nach den Ausflügen noch die Meetings. Das Meeting am ersten Tage hatte erst um 9 Uhr Abends begonnen und bis in die späte Nacht gedauert, Am zweiten Tage fuhr man in den Vorträgen fort, trotzdem man am Tage anstrengende Ausflüge vorgenommen batte. An dem selben Tage begann D r. C. B. D u dl ey, der technische Leiter der Pennsylvania Railroad, mit einem Vortrag über Lieferungsbedingungen für Eisen und Stahl. Nach den Ausführungen des Redners zu urtheilen, bestehen in Amerika nicht wenige Schwierig keiten zwischen Lieferanten und Consumenten von Eisen und Stahl, u. z. lediglich wegen Mangels an guten Normallieferungsbedingungen. Schon seit langer Zeit sind dort gemeinsame Comits mit der Aufstellung solcher beschäftigt, ohne indessen zu einem Endziel gelangt zu sein. Redner glaubt auf 6 Wegen zum Ziel zu gelangen, nämlich: I. durch Studium des Materials; II. durch Proben des Materials im Dienst; III. durch Berathschlagung mit denjenigen Leuten, die das Material im Dienst unter sich haben; IV. durch Untersuchung des im Dienst unbrauchbar gewordenen Materials; V. durch vergleichende Untersuchungen von aus verschiedenen Werken stammendem Material und VI durch Besuchen der verschiedenen Hütten werke. Wie Redner ausführt, hat die Verwaltung der Pennsylvania R. R., dieser mächtigsten und am besten verwalteten Eisenbahn der Vereinigten Staaten, den sehr vernünftigen Entschlufs gefafst, ehe sie zur Aufstellung von Normallieferungsbedingungen end gültig übergeht, sich hierüber mit den Darstellern des Materials zu verständigen. Axel Sahlin hielt dann einen Vortrag über die Zerkleinerung von Eisenerzen mittels Erzbrechern (Crushers) und Walzen, wobei Redner sich entschieden zu gunsten der ersteren Methode äufserte. Von Harvey L. Chase wurde über eine neue magnetische Erzscheideeinrichtung gesprochen, die drüben ziemliches Aufsehen erregt hat, für uns aber von geringem Interesse ist, weil wir eben keine Magneterze haben. W. F. Hoffmann folgte dann mit einem Vor trag über die neueste Entdeckung von magnetischen und nichtmagnetischen Pyriten in den Croton-Magnet erzgruben. Es hat sich herausgestellt, dafs der Schwefelgehalt in jenen bedeutenden Grubenbauen in letzteren Jahren auffallend zunahm; so schied man vor 3 Jahren erst 18 %, heute schon 34 bis 39% der Erze aus. Ferner sind die Röstkosten von 9 Cts. auf 13 Cts. für die Tonne gestiegen. Man ist eben im Begriff, eine neue Röstanlage zu bauen, und läfst bis dahin den Grubenbetrieb ruhen. D. H. Bacon hielt dann noch einen Vortrag über die Methoden, welche von der Minnesota Iron Company zum Ausfällen leerer Räume in den Gruben benutzt wird. Am folgenden Tage wurden noch Ausflüge zum Theil auf Schmalspurbahnen, zum Theil auch mittels Dampfer auf dem See nach anderen Erzgruben ge macht und noch eine Reihe von Vorträgen gehalten, die indessen des directen Interesses für unsere Leser entbehren.