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600 Nr. 13. STAHL UND EISEN.“ Juli 1892. Da bei dieser Versuchsreihe eine freie Stützung der Stäbe in drehbaren Sätteln stattland, wobei aber die Stützweite von Schlag zu Schlag sich verminderte, so wurde bei einer dritten Versuchs reihe die Einrichtung getroffen, dafs man die Stabenden in pendelnd aufgehängte Taschen legte, wobei der wagerechte Abstand der Pendelstützen (die Stützweite) nach jedem Schlage gleich blieb. Diese Versuche hatten folgende Ergebnisse: Scliweifseisenstab Flufseisenstab nicht gekühlt gekühlt nicht gekühlt gekühlt Querschnitt in qmm 10. 50,3 10. 50.5 10,4.49,5 10. 50 Gewicht in kg . . 1,860 1,860 1,893 1,895 Durchbiegungen mm mm mm mm nach dem 1. Schlage 11,5 23,0 8,0 12,5 8,7 „ ,, 2. „ 16,5 25,0 16,5 „ „ 3. „ 33,0 22,0 35,5 24,0 „ „ 4. „ 42,5 29,0 46.0 32,5 „ 5- „ — 36,0 — 40,0 , „ 6. „ durchschn. f.l Schlag — — — 46,0 10,6 7,2 11,5 7,7 Nach den obigen Zahlen hat sich sowohl im nicht gekühlten, als auch im gekühlten Zustande das Schweifseisen starrer erwiesen als das Flufs- eisen; jedoch ist die Arbeitsgröfse, die zur Herbei ¬ führung einer gewissen Durchbiegung aufgewendet werden mufste, infolge der Abkühlung bei dem Flufseisen ein wenig stärker angestiegen als bei dem Schweifseisen, nämlich: beim Schweifseisen im Verhältnifs von 1 : 1,47, » Flufseitsen » „ „ 1 : 1,49; man kann also wohl sagen, dafs das Flufseisen gegen den härtenden Einflufs grofser Kälte etwas j empfindlicher ist als das Schweifseisen; sicher kann aber von einer gefährlichen Sprödigkeit I des Flufseisens nicht gesprochen werden, da es in allen Fällen sich mehr durchbog als Schweifs eisen. Als eine besonders bemerkenswerthe Er scheinung ist zu erwähnen, dafs das gekühlte Flufseisen auch nach dem sechsten Schlage nicht die geringste Verletzung zeigte, während beim Schweifseisen an der convexen Seite kleine ober flächliche Anrisse schon beim fünften Schlage bemerkbar wurden. Die gleiche für das Schweifs eisen ungünstige Beobachtung ist früher auch vom Schreiber dieser Zeilen gemacht worden.* * „Centralbl. d. Bauverw.“ 1892, S. 168. „Stahl und Eisen“ 1892, S. 196. „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingen.“ 1892, S. 244 u. 327. Bei der letzten Versuchsreihe mit Stäben aus saurem Bessemerstahl hielt der Stab von 0,363 % Kohlenstoffgehalt (Stab a) in gekühltem und in nicht gekühltem Zustande sechs Schläge ohne Bruch aus, während der Stahlstab von 0,735 % (Stab b) dies nur noch im nicht gekühlten Zu stande vermochte; der unter —40° gekühlte Stab brach beim sechsten Schlage mit feinkörnigen und fehlerfreien Bruchflächen in der durch Fig. 1 in 1/s natürlicher Gröfse widergegebenen Art. Die näheren Ergebnisse zeigt nachfolgende Zusammenstellung: Schlag folge Fall gewicht kg Fall ¬ höhe m Bleibende Durchbiegung in Millimeter für einen Schlag bei einer Temperatur über - 12 0 G. unter — 40° G. Stab a Stab b Stab a Stab b 1 68,85 0,8 8,0 4,2 6,3 3,9 2 7,0 3,7 5,0 2,3 3 5,4 2,4 3,2 1,9 4 108,70 10.6 5,5 10,6 6,4 5 8,2 4,4 8,5 6,1 6 » V 8,3 4,2 6,6 0,3 (Bruch) In welchem Mafse einerseits die starke Ab kühlung, andererseits die Erhöhung des Kohlen stoffgehaltes die Starrheit der Versuchsstäbe erhöht, deutet folgende Uebersicht an: Kohlen- stoff gehalt Bleibende Durchbie gung b. sechs Schlägen v. zusainm. 4,26 mkg bei 0,8 m Fallhöhe u. 0,385 m Stützweite mm nicht gekühltl gekühlt Auf 1 mm bleibende Durchbiegung be rechnet sich eine durchschnittliche Schlagarbeit mm nicht gekühlt] gekühlt 0,363 0,735 47,5 24,4 40,2 20,9 8,97 17,5 10,6 20,4 Bemerkenswert!) sind die Figuren, die sich an den hochkant gebogenen Probestäben durch das stellenweise Ablösen des Hammerschlags er gaben. Fig. 2 stellt dar, wie die spröde Oxyd- Fig. 2. Schicht weder den Dehnungen der Zugseite (Z), noch den Stauchungen der Druckseite (D) zu folgen vermag, und es markiren sich in der Mitte deut lich die Fasern, die weder gedehnt noch gestaucht werden. Das nähere Studium der besprochenen Ver öffentlichung ist Allen, die sich für die Flufs- eisenfragen interessiren, zu empfehlen. —s.