Volltext Seite (XML)
346 Nr. 7. April 1892. STAHL UND EISEN. neren und tragfähigeren Oberbau. Auf vielen Bahnen wird nur gröberes Stopfmaterial gebraucht, und in 1 einigen Fällen ist hierzu Schlacke gewählt. Es scheint sich hier ein weites Feld zu öffnen, da an den meisten Orten die Heranschaffung des Stopfmaterials bis jetzt Beschwerlichkeiten und erhebliche Kosten veranlafst hat. Schlacke mit höherem Kalkgehalt, wie z. B. die jenige vom Betrieb auf Hämatiteisen, welche bei lang samer Erkaltung zu Mehl zerfällt, bleibt stückig, wenn sie auf die beschriebene Weise rasch abgekühlt wird. In der nachfolgenden Besprechung bemerkt Mr. Tomlinson, dafs in England nahezu jede Eisen bahn Schlacke verwendet, während in Wales alle Eisenbahnen mit 2 Fufs starken Schlackenbetten her gestellt werden. Bl. (Nach »Industries« vom 26. Februar 1892.) Oesterr. Ingenieur- u. Architektenverien. Hr. Ingenieur Cecil Bitter von Schwarz, der jahrelang in Indien thätig war, hielt am 30. Januar im »Oesterr. Ingenieur- und Architektenverein« in Wien einen Vortrag über die Eisen- und Stahlindustrie in Ostindien, den er mit einer Beschreibung der sowohl früher als auch jetzt noch bei den Eingeborenen üblichen Arten der Eisendarstellung einleitete. Da seine Angaben im allgemeinen mit den Mittheilungen, die Dr. L. Beck in seiner »Geschichte des Eisens« und Andree in seinem Werke: »Die Metalle bei den Naturvölkern« macht, übereinstimmen, so brauchen wir hier nicht weiter darauf einzugehen. Bedner bespricht sodann die Versuche, die gemacht wurden, moderne europäische Eisenindustrie in Indien einzuführen. Der erste Schritt hierzu wurde im Jahre 1833 unternommen, indem sich die sogenannte »Indian Steel, Iron and Chrome Company« im süd westlichen Indien etablirte. Hochöfen und Puddel öfen wurden in Porto Neno und Beypur errichtet. Im Jahre 1861 kam aber das ganze Unternehmen zum Erliegen. Im Jahre 1855 gründeten Mackey & Comp. die »Bir-Bhoom Iron Works Company« in Bengalen. 1857 wurden die »Kumaon Iron Works« im nord westlichen Indien gegründet. Auch diese Werke, sowie einige andere später gegründete Anlagen kamen bald zum Stillstand. Als der Vortragende die erwähnten Werke im Auftrage der englischen Regierung besuchte, mufste er in allen Fällen von einer Wieder aufnahme derselben abrathen. In den Jahren 1879 und 1880 wurde seitens der dortigen Regierung abermals die Frage aufgenommen und auch später 1881 bis 1883 zwei Hochöfen zu Barrakur in Ben galen errichtet. Diese Eisenwerke sind nun schon seit nahezu 9 Jahren im Betriebe und haben zufrieden stellende Resultate geliefert. Auf die indischen Arbeiter übergehend, schildert der Vortragende dieselben als schwächlich aber sonst gelehrig, nüchtern und ungemein billig. Ein gewöhnlicher Taglöhner kostet ungefähr 30 9 per Tag; eine Frau 20 8, ein Junge 10 bis 15 d, während jeder Schichtmeister 25 JI Monatslohn, einen weifsen Anzug, ein Paar Schuhe und eine rothe Kappe erhält, auf die er nicht wenig stolz ist. Referate und kleinere Mittheilungen. Die Erträgnisse aus den Thomas - | Entphosphorungspatenten. Es wird vielleicht mancher Leser dieser Zeitschrift sich über den Zweck der unter obigem Titel in vor letzter Ausgabe von »Stahl und Eisen« veröffentlichten genauen Angaben der Erträgnisse aus den Thomas- j Gilchristschen Patenten gewundert haben. Wie aus den mittlerweile in vielen englischen Zeitungen er schienenen Verhandlungsberichten hervorgeht, war die Zusammenstellung veranlafst durch ein Gesuch, das die »Dephosphorising and Basic Patents Company (Limited)«, deren Bildung in obigem Artikel erwähnt l war, behufs Verlängerung der 8 englischen Patente, 1 die in den Jahren 1878 bis 1880 an Sidney Gil- : Christ Thomas und an Percy G. Gilchrist verliehen wurden, eingereicht hat. Am 24. Februar fänden vor der betreffenden Be hörde (Judicial Committee of the Privy Council) eine Verhandlung statt, bei welcher der Vorsitzende aus führte, dafs der Gewinnst aus den englischen Patenten 128 000 € und aus den ausländischen gleichzeitig 138 000 £ betragen habe. Die Ausführungen des | Anwalts, dahingehend, dafs einmal ein grofser Theil des Gewinnstes nicht in die Taschen der eigentlichen Erfinder gelangte und dafs andererseits die letzteren den auf sie entfallenen Antheil zum gröfsten Theil wiederum in basische Stahlwerke gesteckt haben, er kannte man nicht an und lehnte, indem man sich darauf stützte, dafs bisher niemals die Verlängerung von Patenten gewährt worden sei, bei denen mehr als 400000 K Gewinn durch das Patent eingebracht worden sei, die Verlängerung ab. Dieses Urtheil ist ohne Zweifel von grofsem In teresse. Nach unserer Auffassung hätte die Ansicht der Petenten, welche dahin ging, dafs sie keine Con stanten Einnahmen gehabt hätten, wenn sie nicht ihrerseits das mit den Patenten schon verdiente Geld behufs Entwicklung des Processes in England wieder in derartige Unternehmungen hineingesteckt hätten, wohl Berücksichtigung verdient. (Wir bemerken noch, dafs in vorletzter Nummer ein Fehler stehen geblieben ist, indem an Stelle der Zahl 1053 770 Jt (S. 252, 12. Zeile von unten) die Zahl 455480 • stehen soll). Deutsche und englische Maschinenindustrie. Neuerdings hat sich die Aufmerksamkeit unserer Maschinenfabricanten wiederholt auf die ungeheure Ausfuhr Englands an Maschinen gelenkt. Wie grofs dieselbe auch in den letzten 2 Jahren gewesen ist, geht aus den auf Seite 344 dieser Nummer veröffent lichten Zahlen hervor. Wenn man mit diesen unge heuren* Ziffern die bescheidenen Ausfuhrzahlen der deutschen Maschinenindustrie vergleicht, wenn man ferner erwägt, dafs von der englischen Ausfuhr ein nicht unerheblicher Antheil nach Deutschland gewandert ist, so ist erkennbar, dafs für unsere deutsche Maschinen industrie hier noch ein weites, weites Feld der Thätig- keit offen liegt. Zur Beackerung desselben ihr helfend zur Seite zu stehen, bezeichnen wir als eine unserer ersten Pflichten und denken wir zunächst dies durch Aufsuchung der betreffenden Gebiete, auf denen unsere deutsche Maschinenindustrie anscheinend im Rückstand geblieben ist, anstreben zu sollen. — Für heute glauben wir einen praktischen Finger zeig dadurch geben und ein kleines Scherflein zur