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Abonnemen tspreis für Nichtvereins- mitgiieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile bei Jahresinserat angemessener Rabatt. für das deutsche Eisenhüttenwesen. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commiasiona-Yerlag von A. Bagel in Düsseldorf. N 9. 1. Mai 1892. 12. Jahrgang. Ueber Stahlformgufs. Von A. Ledebur. “834,9 831$4m Anschlufs an die in »Stahl und Eisen« 95N9 1891, Seite 451, nach französischer 29 Quelle über Stahlfornigufs gebrachten P-2 Mittheilungen möge hier ein Bericht über einen Vortrag Platz finden, welchen kürzlich der amerikanische Ingenieur H. L. Gantt über den nämlichen Gegenstand abhielt.* Offenbar lag dem Vortragenden daran, durch Besprechung gewisser Eigenthümlichkeiten des gegossenen Stahls Einwürfe zu bekämpfen, welche noch von manchen Seiten gegen die Beschaffen heit des Stahlformgusses gemacht werden. Er ist Leiter einer Stahlgiefserei und liegt, wie es scheint, öfters in Fehden mit seinen Kunden. „Der Eine beklagt sich, dafs die Abgüsse nicht genau dem Modell entsprechen; er hat bis dahin Gufseisen benutzt und erwartet nun, dafs die Stahlgüsse ebenso genau ausfallen sollen als jene. Ein wenig Ueberlegung zeigt jedoch, dafs diese Erwartung unvernünftig ist.“ Als Grund hierfür wird zunächst die stärkere und weniger gleichmäfsige Schwindung des Stahls angegeben. „Die Schwindung ändert sich mit der Zusammensetzung und der Temperatur des Stahls; je heifser das flüssige Metall ist, desto bedeutender ist die Schwindung. Da wir aber saubere Abgüsse nur aus heifsem Metall erhalten, ist es zweckmäfsig, für die Schwindung einen weiten Spielraum zu geben und möglichst heifs zu giefsen.“ * Der Vortrag ist mitgetheilt im 12. Band (1891) der »Transactions of the American Society of Me- chanical Engineers«. IX.u Ich hege einige Zweifel, ob die Befolgung dieses Raths überall guten Erfolg haben würde. Mit der Temperatur des eingegossenen Metalls wächst nicht allein das Mafs der Schwindung an und für sich, sondern auch die verschiedenen übelen Folgen der Schwindung — Entstehung von Hohlräumen und Spannungen — werden um so deutlicher bemerkbar, je stärker überhitzt das Metall vergossen wird. Im übrigen treten uns auch beim Gufseisen die nämlichen Einflüsse der chemischen Zusammensetzung und Temperatur auf die Schwindung entgegen; nur ist freilich das durchschnittliche Schwindmals des Gufseisens geringer als die des Stahls, und infolge davon fallen auch die durch Zufälligkeiten bedingten Abweichungen von diesem durchschnittlichen Schwindmafs beim Gufseisen weniger erheblich aus als beim Stahl. „Sodann müssen sämmtliche Abgüsse gut geglüht werden, und hierbei bildet sich eine starke Kruste (a heavy scale), welche das Gufsstück mit rauher Oberfläche zurückläfst (leaving the casting pitted)-, besonders deutlich tritt dieser Vorgang auf, wenn das Metall beim Giefsen etwas kalt war. Auch aus diesem Grunde können Stahl güsse nicht so genau dem Modell entsprechen, als Gufseisengegenstände." Sollte indefs hier nicht die Art und Weise des Glühens die Schuld tragen? Ich habe Stahlgufsstücke aus deutschen Giefsereien gesehen, deren Oberfläche an Sauber keit den besten Eisengufsstücken nicht nachstand. Um nun diesen Abweichungen in der Schwin dung Rechnung zu tragen, empfiehlt Gantt, als 1