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516 Nr. 6. „STAHL UND EISEN.“ Juni 1890. grofs genug, um als Erklärung dafür dienen zu können, dafs man beim Clapp-Griffiths-Verfahren Eisen mit 0,3 % Phosphor darstellt, während der Phosphorgehalt des gewöhnlichen, in der sauren Birne erzeugten Metalls selten mehr als 0,15 % beträgt. Sofern also jene Behauptung der Clapp- Griffiths-Praktiker über den schwächeren Einflufs des Phosphorgehalts nicht auf ungenügenden Vergleichen beruht, würde es fernerer Unter suchungen zur Erforschung der eigentlichen Ur sachen bedürfen. Vorläufig scheint jedoch aus den vorurtheilsfreieren Berichten nur hervorzu gehen, dafs das phosphorreichere Glapp - Griffith- Metall zwar für die besonderen Zwecke brauchbar ist, für welche man es verwendet, doch aber an Zähigkeit dem phosphorärmeren, durch andere Verfahren gewonnenen Flufseisen nicht unerheb lich nachsteht. Sorge erwähnt in seinem Bericht über die nordamerikanischen Clapp - Griffiths- Werke (»Stahl und Eisen« 1887, S. 316), dafs ein Nagel mit 0,3 % Phosphor sich zwar im rechten Winkel habe umbiegen lassen, doch aber deutliche Merkmale von Kaltbruch gezeigt habe; und wenn er die Meinung hinzufügt, dafs ein in der gewöhnlichen Bessemerbirne erzeugtes Eisen mit gleich geringem Kohlenstoff und Silicium gehalt sich auch bei gleich hohem Phosphor- gehalt nicht ungünstiger verhalten und zur Nägel darstellung und dergleichen gleich gut brauchbar sein werde als jenes Glapp - Griffiths - Eisen, so schliefse ich mich dieser Ansicht vollkommen an. Im übrigen scheint doch auch in Nordamerika die ursprüngliche Begeisterung für die Kleinbesse merei bedeutend im Abnehmen begriffen zu sein. lieber die Reinigung' des Eisens von Phosphor und Schwefel. Nach dem Vortrage von A. Rollet, Paris, gehalten auf der Versammlung des »Iron and Steel Institute« in London im Mai 1890. Von den Unreinigkeiten des Roheisens hat | der Phosphor durch die Einführung der Frisch- processe mit basischer Schlacke an Schädlichkeit verloren, dagegen ist die Schwierigkeit der Be seitigung des Schwefels zum gröfsten Theil be stehen geblieben. Der basische Procefs ist auch nicht für die Erzeugung gewisser Sorten von Stahl geeignet, deren Eigenschaften erfahrungs- mäfsig besser durch Frischen oder Schmelzen in saurer Schlacke erzielt werden. Es bezieht sich dieses zunächst auf alle Besonderheiten des Tiegelstahls, welchem bekanntlich für die Her stellung von Waffen und Werkzeugen noch immer der Vorzug gebührt, vorausgesetzt, dafs der Einsatz bei der Erzeugung aus besten Rohmaterialien be steht, wie solche u. a. das schwedische Holzkohlen eisen giebt. Um die hier bezeichneten Lücken auszufüllen, hat A. Rollet seinen Schmelzprocefs im basisch zugeslellten Gupolofen eingeführt, durch welchen Phosphor, Schwefel und Silicium ausgeschieden werden. Derselbe beruht auf der Möglichkeit des Schmelzens des Metalles und des Erhaltens desselben in flüssigem Zustande in hoher Temperatur bei abwechselnd oxydirenden und reducirenden Einwirkungen der umgebenden Gase und in Berührung mit einer aus Kalk, Flufsspath und Eisenerz zusammengesetzten Schlacke. Der Rolletsche Gupolofen unterscheidet sich von einem gewöhnlichen durch die in mehreren Reihen übereinander angeordneten Düsen F und | die an diesen, sowie dem Blechmantcl angebrachte Wasserkühlung, sowie einer Vorrichtung zum Ab trennen des Metalls von der Schlacke, bestehend in einem syphonartigen Kanal zwischen dem Ofen boden und dem Vorherd D. Die Düsen der unteren Reihe stehen geneigt nach unten in der Wandung, welche aus Magnesia besteht, und reichen bis in die Nähe des Bodens, so dafs die oxydirende Wirkung bis zur Abtrennung des Eisens von der Schlacke und dem Koks dauert und weder ein Rücktritt des Phosphors, noch der Kohle zu befürchten ist. Das Magnesiafulter wird im untersten Theile durch die Schlacke heftig an gegriffen , aber bald ersetzt und überzogen von einer Schicht gefrischten Eisens, welche infolge der äufseren Abkühlung sehr schwer schmelzbar und deren Dauer daher eine sehr lange ist, während das ff. Futter des oberen Theiles durch den mechanischen Verschleifs leidet und nach einigen Betriebsmonaten ersetzt werden mufs. Die Gebläseluft wird auf 400° C. vorgewärmt, das Ausbringen eines Ofens in 24 Stunden beträgt 60 bis 75 t gereinigten Eisens von weifsem Bruch und poröser, schwammartiger Textur. Die gelblich weifse Schlacke enthält den bis zu 90 % ausgeschiedenen Phosphor in Form von Phosphorsäure und einen Theil des voll kommen beseitigten Schwefels als Schwefelmetall. Da die Entkohlung durch die am Ende des Verfahrens j entstehende Rückkohlung begrenzt ist, so wird dasselbe wiederholt, wenn ein mög-