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926 Stahl und Eisen. 1. October 1895. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. erforderlich ist, und.sie glaubt deshalb von einem Anträge, die Versuche etwa durch den Verein fort setzen zu lassen, absehen zu können. Redner stellt den Antrag, die ihr gestellte Aufgabe als erledigt betrachten zu wollen. Versammlung stimmt zu. Zu dem dann folgenden Punkt der Tagesordnung Prüfungsverfahren des Kleingefüges der Metalle lag ein von dem Obmann der Untercommission Nr. 15, Professor A. Martens, ausgearbeiteter ausführlicher Bericht vor, welcher aufserdem Mittheilungen von Behrens, Howe, Ledebur, Wedding und Osmond enthält. Auf der IV. internationalen Con- ferenz hatte man sich dahin erklärt, dafs mit Rück sicht auf die Bedeutung, welche die mikroskopische Untersuchung der Metalle für die Beurtheilung und Prüfung der Constructionsmaterialien nach den in den letzten Jahren erzielten Fortschritten unzweifel haft gewinnen wird, es höchst wünschenswerth sei, dafs der Metallmikroskopie in den einzelnen Ländern durch Schaffung oder Erweiterung von zu ihrer Pflege geeigneten Anstalten ein breiter Weg gebahnt werde. Die Metallmikroskopie erscheine berufen, die Methoden der Chemie und der mechanischen Prüfung der Constructionsmaterialien in sehr wesentlichen Punkten zu ergänzen und unseren Anschauungen über das Wesen der Metalle vielfach neue und fruchtbringende Richtungen zu eröffnen. Die Aufwendung öffentlicher Mittel werde durch Hebung und Vermehrung der wissenschaftlichen Erkenntnifs sicherlich in kurzer Zeit auf die technische Praxis zurückwirken. Ferner beschlofs die Conferenz hinsichtlich der Möglichkeit eines einheitlichen Prüfungsverfahrens wie folgt: Die IV. internationale Conferenz zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsverfahren für Bau- und Con structionsmaterialien erklärt es für wünschenswerth, dafs einheitliche Grundlagen für den Vergleich der Verfahren und Ergebnisse der Metallmikroskopie ge schaffen werden. Dazu ist es erforderlich, dafs seitens der Anstalten, die als Pflegestätten der Metallmikro skopie in den einzelnen Ländern bestehen oder be rufen werden, typische Materialien beschafft und nach gehöriger Untersuchung als Musterpräparate oder Musterstücke zur Herstellung von Präparaten für die mikroskopische Untersuchung gegen geringe Ent schädigung an Interessenten abgegeben werden. Hierbei würde nach Möglichkeit durch Vereinbarung oder Austausch zwischen den einzelnen Ausgabe stellen Einheitlichkeit bei Auswahl der Typen zu erstreben sein. In gleicher Weise sollte auch der Bezug von zuverlässig guten, zweckmäfsig ausgewählten und erprobten Schleif- und Polirmitteln gesichert werden. Da mittlerweile die Ansichten nicht weiter geklärt wurden, sondern sich zum Theil ebenso diametral gegenüberstehen, wie dies vor 3 Jahren der Fall war, so bleibt der Gegenstand dauernd eine Arbeitsaufgabe der Conferenzen, und liefs man somit die Commission für die Zukunft bestehen. Ihre nächste Aufgabe dürfte die Herausgabe eines Buches über die Ent wicklung und den gegenwärtigen Stand der Mikroskopie sein, mit dessen Abfassung man Professor Howe betrauen will. Es folgten dann noch Mittheilungen von Professor Kick-Wien über Würdigung der Stauchprobe und Aufstellung von Vorschriften für ihre Ausführung, ferner von Professor Kast-Karlsruhe über die Unter suchungen von Schmieröl. Explosionskapseln. Hier wird eine kurze Mittheilung des Schweden Dell wik eingeschoben, welcher seine neuen erfundenen Explosionskapseln vorlegt. Es sind dies von feuer festem Material umgebene Explosionskörper, welche zur annähernden Bestimmung von hohen Tempera turen, namentlich in Eisenhüttenbetrieben, dienen sollen. Nach dem Zeitraum, welcher zwischen dem Einwurf der Patrone z. B. in die Giefspfanne bis zur Explosion vergeht, soll es angeblich möglich sein, die Temperatur ziemlich genau festzusetzen; namentlich aber zum Bestimmen von Giefstemperaturen soll das Mittel sich in Schweden bewährt haben. Nachdem dann noch Fabricant Dyckerhoff eine längere Darlegung über die Kenntnisse, die man hinsichtlich der Einwirkung des Meerwassers auf die hydraulischen Bindemittel erworben hat, gegeben hatte, folgten die Berathüngen über die Neueinrichtung des Gongresses, der bisher -eine freie Vereinigung war, dem aber, wie schon erwähnt, die Uebelstände anhaften, dafs er gänzlich mittellos ist und ihm ein eigenes Organ fehlt. Eine besondere Commission hat Satzungen entworfen, welche durch Professor Bach vorgetragen und von der Ver sammlung en bloc angenommen werden; einige in Bezug auf Aenderungen vorgetragene Wünsche werden dem Vorstand zur Berücksichtigung überwiesen. Hier nach führt der Verband den Namen: Inter nationaler Verband für die Material- Prüfungmethoden der Technik. Der Jahres beitrag wird auf 4 K festgesetzt; die Angelegenheiten des Verbandes besorgen der Vorstand, ein Vorstands- rath und die Wanderversammlungen. Der Verband nimmt die Herausgabe einer Zeitschrift in Aussicht, wird aber voraussichtlich sich mit einer von Professor Giefsler in Stuttgart neu herauszugebenden Zeit schrift über Materialkunde dahin einigen, dafs diese als Verbandsorgan angenommen wird. Unter allge meiner lebhafter Zustimmung wird dann trotz seines Widerspruchs Professor Tetmajer, der die Vor arbeiten zu dem diesmaligen Congrefs in so trefflicher Weise geleitet hat, zum Vorsitzenden des neuorgani- sirten Verbandes gewählt. In den Vorstand werden ge wählt für Deutschland Prof. Martens, für Oesterreich Stadtbaudirector Berger, für Frankreich Polonceau und für Rufsland Belelubsky. Gleichzeitig wird bestimmt, dafs die nächste Versammlung 1897 in Stockholm und die folgende 1900 in Paris gelegentlich der dortigen Weltausstellung abgehalten werden soll. Die übrigen auf der Tagesordnung stehenden Gegen stände, darunter ein längerer, sehr fleifsig ausge arbeiteter Bericht von Professor Tetmajer über: Aufstellung einheitlicher Prüfungsme- thoden der Anstrichmassen als Rost schutzmittel von Eisenconstructionen, konnten nicht mehr zur Berathung gelangen, dagegen gelangte noch ein von Ingenieur Schrödter-Düssel dorf namens des .Vereins deutscher Eisenhüttenleute“ eingebrachter Antrag: Es sind Mittel und Wege zu suchen zur Einführung internationaler einheitlicher Vor schriften für Qualität, Prüfung und Abnahme von Eisen- und Stahlmaterial aller Art zur Verlesung. ■ Die Begründung lautet: .Es ist bekannte Thatsache, dafs die jetzt ge bräuchlichen Lieferungsvorschriften für Eisen- und Stahlmaterial als Bauwerkeisen, Eisenbahnmaterial (Schienen, Schwellen, Laschen, Unterlagsplatten, Radreifen, Achsen), Bleche für die verschiedenen Zwecke, insbesondere Schiff- und Dampfkesselbau, gewöhnliches Handelseisen und Bauträger, Draht und Drahtfabricate, schmiedeiserne Röhren und Fabricate aus Gufseisen und Stahlformgufs nicht nur in den einzelnen Culturländern unter sich erheblich von einander abweichen, sondern dafs die Unterschiede geradezu aufserordentlich grofse werden, wenn man dazu übergeht, die einzelnen Bedingungen, Zahlen-