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718 Stahl und Eisen. Ueber Darstellung, Eigenschaften und Verwendung von Nickelstahl. 1. August 1895. Im Nachstehenden soll eine besondere Ein richtung zur Befestigung von ganzen Röhren in Streckmaschinen, beschrieben werden. Die Anordnung geht aus beigefügter Abbildung hervor, wobei die Figuren in 1/3 der natürlichen Gröfse gezeichnet sind. Die Griffeinrichtung be steht aus dem konisch ausgedrehten Stahlcylinder A, werden kann, desto besser ist es, denn die Stärke des Halses mufs immer die des Rohres bedeutend übersteigen, wenn die Einrichtung nicht zerstört werden soll. Allerdings kann kann man durch Härtung die Festigkeit in hohem Grade hinauftreiben , wenn kein Platz für einen grofsen Durchmesser vorhanden ist. Dagegen nebst drei Stahlbacken B, deren Konicität genau mit der Ausdrehung in A übereinstimmt. Die Zeichnung giebt eine Konicität von 80,5 an, welche sich als geeignet erwies. Die Backen sind, wie die Figur zeigt, auf der Innenseite mit Rillen versehen. Sind die Rillen zu fein gemacht, so halten sie schlecht, sind sie dagegen zu grob, so greifen sie weniger sicher. Der Stahlcylinder A ist an dem nicht ausgedrehten Ende zu einem Halse D geschmiedet, welcher zu der gewöhnlichen Form einer Streckprobe abgedreht ist, damit er in die Backen der Zerreifs- maschine pafst. Je gröfser der Durchmesser müssen sowohl die Backen als auch der aus- gedrehte konische Theil von A immer gehärtet werden. Der Stahlcylinder A kann für Röhren von verschiedenen Durchmessern angewendet werden, die Backen aber müssen in der Regel für jede Dimension besonders gemacht werden. Na türlich darf die Einrichtung nicht zur Prüfung von Röhren angewendet werden, welche im Verhält- nifs zu derselben zu grofs sind, damit die Elasticitätsgrenze am Halse D nicht überschritten wird; aufserdem halten die Backen nicht aus, wenn sie allzu dünn werden. Leber Darstellung, Eigenschaften und Verwendung von Nickelstahl. Von Otto Vogel. Die Fähigkeit des Eisens, sich mit wechseln den Mengen von Nickel zu vereinigen, ist eine schon sehr lange bekannte Thatsache. So sagt 'bereits Christoph Girtanner in seinen 1792 erschie nenen „Anfangsgründen der antiphlogistischen Chemie“ auf Seite 346: „Das Eisen verbindet sich leicht mit dem Schwefel, dem Arsenik, dem Zinn, dem Kobolt, dem Spiefsglanz und dem Nickel (von welchem es nachher schwer zu trennen ist).“ Dafs man durch einfaches Zusammenschmelzen von Nickel mit Eisen sehr leicht Legirungen beider Metalle herstellen könne, hatte Faraday schon im Jahre 1820 nachgewiesen. Auch Berthier, Fairbairn, Longmaid und andere Forscher haben Nickeleisenlegirungen dar gestellt und untersucht. Der erste Versuch Nickelstahl gewerblich zu verwerthen dürfte von einem Deutschen, dem Fabricanten Wolf aus Schweinfurt, herrühren. Der Altmeister der Chemie, Justus v. Liebig, berichtete darüber in den „Annalen der Pharmacie“ 1832, II. Band, S. 237:* „Hr. Wolf, ein durch seine unermüdliche Thätigkeit, sowie durch seine Kenntnisse aus gezeichneter Fabricant in Schweinfurt, hat durch Verbindung von Nickel mit Eisen und Stahl vollkommen geschmeidige Legirungen erhallen, welche durch Behandlung auf bekannte Art die schönsten Damascirungen annehmen. Sein Nickelstahl, von welchem wir Proben in Händen haben, besitzt das Ansehen und die * Ich verdanke diese interessante Mittheilung Hrn. Siegfried Stein in Bonn.