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1. September 1897 Bericht/: über Versammlungen aus Faehveremen. 742 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fach vereinen nur der von heimische Verbrauch so gering, dafs man füglich einer Schwefelsäure-Industrie nicht reden kann. Die einzige z. Zt. hier bestehende Fabrik erzeugt Säure von geringer Bedeutung für den Handel. Die Grundlage für eine Dynamitindustrie ist The Chemical and Metallurgical Society of South Africa. die billige Herstellung von Salpetersäure und Schwefel säure. Es ist aber einleuchtend, dafs bei dem grofsen Bedarf an Sprengstoffen, der hier zu Lande herrscht, Dynamitfabriken errichtet werden könnten; ganz be sonders gilt dies von den geringeren Sorten Dynamit für Steinbrüche, Kohlenzechen u. s. w. Die Glasfabrication ist durch Lewis und Marks in Pretoria aufgenommen und macht gute Fortschritte. Roheisen, Stahl und Koks werden in Zukunft eine bedeutende Rolle in der Industrie des Landes spielen. Der gegenwärtig hier erzeugte Koks ist zum Verschmelzen von Eisenerzen noch nicht geeignet, doch wird die Qualität von Tag zu Tag verbessert. Die Kohle n fei der Transvaals sind praktisch unerschöpflich; ohne das Kohlenvorkommen würden unsere Goldfelder werthlos sein. Der Aschengehalt der Kesselkohle beträgt 20 bis 25%, derjenige guter Schmiedekohle 10%. Es ist heute absolut unmöglich, von einer Zeche fortlaufend eine Kohle von gleicher Qualität zu erhalten, doch wird sich dies mit der Zeit natürlich bessern und ist sogar wahrscheinlich, dals, nachdem wir bessere Eisenbahnverbindungen und genauere Kenntnils unserer Kohlenfelder besitzen, die Transvaal-Kohle zu einem Ausfuhrartikel über Delagoa Bay wird. Der bis jetzt hier erzeugte Koks hat nicht die genügende Festigkeit, um unver mischt das Gewicht der Beschickung im Hochofen zu tragen, er müfste daher mit 1/3 oder l li fremdem Koks vermischt werden. Der durchschnittliche Aschengehalt des hiesigen Koks beträgt 17,2%, derjenige des von England eingeführten 11,2%. Die gegenwärtigen Kokspreise sind abnormal hoch, doch sehe ich keinen Grund, weshalb es nicht möglich sein sollte, hiesigen Koks zum Preise von 50 bis 60 Mark für die Tonne auf den Markt zu bringen; im amerikanischen Industrie gebiet wird Koks zum Durchschnittspreis von etwa 6 Mark für die Tonne ab Ofen verkauft. Es ist ganz zweifellos, dafs, wenn die Erzeugung von Blei, Eisen und Kupfer hier in gröfserem Mafsstab aufgenommen wird, die Koksindustrie einen gewaltigen Aufschwung nehmen mufs. Bleiglanz kommt in Transvaal in grofsen Mengen vor. Die Verhüttung dieser Erze, die einen Bleigehalt bis zu 80% aufweisen, ist, wenn auch vorläufig noch in geringem Umfang, aufgenommen. Da der Bedarf nur ein beschränkter ist, ist die heimische Industrie, die durch einen Zoll von 3 d f. d. Pfund geschützt wird, in der Lage, den Markt zu beherrschen. Im Anschlufs an die Verhandlungen fänden Aus flüge in die Umgebung von Cardiff und Besichtigungen verschiedener Werke statt. Am ersten Tage brachte ein Sonderzug die Theilnehmer zu den Bute Docks. Von der Bedeutung derselben geben folgende Zahlen die beste Vorstellung: im Jahre 1896 betrug die Einfuhr 1758366 tons und die Ausfuhr 8262347 tons, zusammen über 10 Millionen tons. Zum Verladen der Steinkohle, welche den Hauptausfuhrartikel bildet, dienen die Ver ladevorrichtungen von Lewis & Hunter. Drei oder mehr derselben können gleichzeitig arbeiten, wobei ein Schiff in 28 Arbeitsstunden mit 3234 t beladen wurde. Der nächste Besuch galt den in der Nähe der Bute Docks gelegeneu Dowlais - Cardiff-Werken. Dieselben besitzen vier Hochöfen, von denen aber gegenwärtig nur zwei in Betrieb sind. Ihre Höhe beträgt 22,8 m, die Rast ist 6 m, das Gestell ist 3 m weit. Jeder Ofen besitzt 8 Windformen. 11 Wind erhitzer von 20 m Höhe und 7,3 m Durchmesser dienen zur Erhitzung des Windes, welcher von 4 Verbund- Gebläsemaschinen geliefert wird. Die Hochdruck- cylinder besitzen 915 mm Durchmesser und 1524 mm Hub. Von den Niederdruckcylindern besitzen drei 1550 mm und einer 1625 mm Durchmesser. Die Wind- cylinder haben 2235 mm Durchmesser. Den Dampf liefern 12 Kessel von 2,6 m Durchmesser und 9,1 m Länge. Für jeden Ofen ist eine Kokstasche vorgesehen von 1250 t Fassungsvermögen, ferner drei Erztaschen von 2600 t und ein Kalksteinbehälter von 850 t. Das Brechen der Masseln besorgen zwei Masselbrecher,* von denen jeder eine Leistungsfähigkeit von 80 t in der Stunde besitzt. Die ganze Anlage ist auf Pfählen (rund 1800 an der Zahl) erbaut, deren Länge zwischen 7,3 bis 11,5m schwankt. Das Stahlwerk umfafst 6 Martinöfen, von denen 3 je 30 und 3 je 40 t Einsatz haben. Das erforder liche Gas liefern 14 Inghamgeneratoren. Das Gewicht der zum Verwalzen kommenden Blöcke beträgt 5 bis 7 t. Die Vorwalzen haben 915 mm Durchmesser. Die Maschinen haben Cylinder mit 1220 mm Durchmesser und 1524 mm Hub. Die Blockscheeren sind imstande, • Blöcke von 1065 X 254 mm zu schneiden. Die Blech walzen haben 813mm Durchmesser bei 2743 mm Länge. Die Walzenzugmaschine hat 1371 mm Cylinderdurch- messer und 1524 mm Hub; die Uebersetzung ist 2:1. Am Nachmittag des nächsten Tages wurden das Penarth Dock und die Melingriffith-Weifs- blechwerke besichtigt. Letztere besitzen 7 mitDampf- und 4 mit Wasserkraft betriebene Walzwerke, welche imstande sind, in der Woche 6500 Kisten Weilsblech zu je 124 Tafeln 355 mm X 476 mm zu liefern. Der wöchent liche Platinenverbrauch beträgt nahezu 400 t; die Arbeiterzahl ist 475. Eigentlich kann man in Transvaal bis jetzt nur von einer Industrie, nämlich der Goldgewinnung, reden. Kupfer wird in den Willows-Gruben und den Albert-Silbergruben gewonnen, silberhaltiges Blei in den Transvaal-Silbergruben. Diese Industrien, ob gleich nicht unbedeutend, haben leider bisher noch keine günstigen Erfolge zu verzeichnen gehabt, nicht etwa weil es an der nöthigen Kenntnils oder dem erforderlichen Gelde mangelte, sondern aus dem ein fachen Grunde, dafs die Producte dieser Gruben nicht genügend werthvoll sind, um die Belastung durch die aufserordentlich hohen Productionskosten, mit denen wir hier rechnen müssen, vertragen zu können. Die Fabrication von Schwefelsäure versucht in Transvaal festen Fufs zu fassen und wird auch durch einen Zoll von 1 d f. d. engl. Pfund geschützt, doch ist Iron and Steel Institute. (Schlufs von S. 699.) In der am 17. Juni d. J. in Johannesburg statt gehabten Monatsversammlung obiger Gesellschaft** gab der Vorsitzende, Chas. Butters, in seiner Einführungs rede ein übersichtliches Bild über den Stand der Industrie in Transvaal und entnehmen wir seinen Ausführungen das Folgende: * Nr. 15 S. 641 und 644. ** „South Africa Mining Journal“ 1897, S. 910.