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1. September 1897. Zuschriften an die liedaction. Stahl und Eisen. 733 anführen, die aus „Sveriges officiella Statistik“ genommen sind. Im ebengenannten Jahre waren innerhalb unseres Landes 146 Hochöfen in Wirksamkeit und aufserdem waren 4-6 aus irgend welchen Ursachen nicht angeblasen. Das so gut wie aus- schliefslich mit Holzkohle erzeugte Roheisen belief sich auf 462 930 t. Ein grofser Theil der Hoch öfen war nicht das ganze Jahr hindurch ange- ! blasen, weshalb die Mittelblasezeit nicht mehr als 252 Tage f. d. Hochofen ausmachte. Berechnet man hiernach die Production f. d. Tag, so giebt diese Berechnung 12,6 t f. d. Hochofen. Die höchste mittlere Tagesleistung eines Hochofens war die jenige zu Dommarfvet, welche 26,26 t ausmachte. I Wie klein diese Zahlen auch im Vergleich mit ausländischen Verhältnissen sein mögen, stellen sie sich dennoch hoch im Vergleich mit der Production unserer Hochöfen zu Anfang des Jahrhunderts, wo z. B. im Jahre 1833 die durchschnittliche Tages leistung nicht mehr als 2,8 t betrug. Das Herdfrischen wurde im Jahre 1895 in 380 Herden getrieben, wovon 306 Lancashire, während Flufseisen in 68 Oefen erzeugt wurde, nämlich in 30 Bessemeröfen, 33 Martinöfen und 5 Tiegelstahlöfen. Aufserdem waren 4 Puddelöfen und 6 Glühstahlöfen in Betrieb. In diesen wurden im Jahre 1895 386 556 t schmiedbaren Eisens er zeugt, wovon wenig mehr als die Hälfte Flufs eisen war. Zuschriften an die Redaction.* Verschiedenes über Martinofenbetrieb. In Nr. 15 dieses Jahrgangs unterwarf Herr W. Schmidhammer das Hrn. Dir. E. Bertrand in Kladno und mir patentirte combinirte Martin verfahren einer Besprechung, bei der ei’ den öko nomischen Vortheil des Verfahrens, bewirkt durch die Vertheilung der Frischarbeit auf zwei oder drei Ofenherde, in Zweifel zog. Obwohl ich schon in meinem Bericht bei der Hauptversammlung in Düsseldorf am 25. April dieses Jahres auf die Ursachen dieser Vortheile hingewiesen habe, will ich hier noch einmal näher darauf eingehen. Will man beim Martinbetrieb nur mit Roh eisen arbeiten, so ist man genöthigt, einen sehr grofsen Erzzuschlag zu geben. Da nun die Erze nicht aus reinen Eisenoxyden bestehen, sondern noch fremde Bestandtheile mit sich führen, so mufs zu deren Verschlackung der nöthige Kalkzuschlag gesetzt werden, der sich natürlich bedeutend steigert, je silicium- und phosphorhaltiger das zur Verwendung gelangende Roheisen ist. Es resultiren dadurch riesige Schlackenmengen, die im Ofen betriebe sehr lästig sind und die Einwirkung der Heizgase, sowie die Haltbarkeit der Ofenzustellung beeinträchtigen. Wie unangenehm diese Schlacken mengen sind, darauf weisen die vielfachen Be strebungen hin, sich derselben zu entledigen, so durch zeitweises Herausziehen der Schlacken aus dem Ofen mittels Haken durch einen besonderen Schlackenabstich u. s. w. Einen weiteren sehr erschwerenden Umstand bei der Verarbeitung eines hohen Procentsatzes von * Für die unter dieser Rubrik erscheinenden Artikel übernimmt die Redation keine Verant wortung. Die liedaction. I Roheisen im Martinofen bildet die sehr langsam fortschreitende Oxydation nach dem Einschmelzen einer Charge. Rasches Frischen findet nur während des Einschmelzens statt. Beschleunigteres Frischen einer eingeschmolzenen Charge liefse sich nur auf mechanischem Wege, durch beständiges Umrühren mittels Haken u. s. w., erreichen. Dies ist jedoch im Martinofen nicht durchführbar. Diese Uebelstände werden nun vermieden, wenn die Frischarbeit auf zwei Martinöfen ver theilt wird, und ergeben sich aus dieser Arbeits- theilung folgende Vortheile: 1. Der erste obere Ofen schmilzt rascher ein, da er nicht den vollen Kalk- und Erzsatz erhält. 2. Durch die Entfernung des Siliciums des Roh eisens, sowie der Verunreinigungen des gröfseren Theiles des Gesammterzzuschlags wird eine wesent liche Ersparnifs an Kalk erzielt, die in dem ver- hältnifsmäfsig geringen Zuschlag des unteren Ofens zum Ausdruck kommt. 3. Durch das Ueberleiten .des hocherhitzten, noch hochgekohlten Metalls des oberen Ofens auf den Rest des Erz- und Kalkzuschlags, der 1/2 bis 3/4 Stunden vorher im unteren Ofen eingesetzt wurde und sich daher ebenfalls in hocherhitztem Zustande befindet, wird der Frischprocefs ungemein beschleunigt, so dafs die Charge nach etwa l'li Stunden abgestoehen werden kann. Es wird also die Frischarbeit nach dem Einschmelzen von etwa 5 Stunden auf 11/2 Stunden reducirt. 4. Durch die bedeutende Verringerung der Schmelzzeit wird in gleichem Mafse die Erzeugung gesteigert. Eine Productionserhöhung wird ferner noch dadurch erreicht, dafs man infolge der Arbeits- theilung den Fassungsinhalt der Oefen besser aus-