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Stahl und Eisen. 527 Der Einflufs des Phosphors auf Kaltbruch. 1. Juli 1897. stark beeinflufst, sind die in der Grundmasse ver theilten, von demselben rings umgebenen und in verdünnten Säuren unlöslichen Phosphidkrystall- körnchen auf die mechanischen Eigenschaften des Materials ganz oder wenigstens fast ganz ohne Einflufs, können jedoch unter Umständen wegen ihrer grofsen Härte bei der weiteren Verarbeitung (Abdrehen u. s. w.) unangenehm werden. Da nun nach dem oben Mitgetheilten die Manganphosphidkörnchen (Mn 3 P2) zweimal soviel Phosphor enthalten, als die Theilchen des Eisen phosphides (Fe 3 P), so mufs die Abscheidung des Phosphors in Form von Phosphidkörnchen durch die Gegenwart von Mangan befördert werden, das Mangan also der schädlichen Wirkung des Phosphors entgegenwirken, was ja auch längst bekannt ist. Weiter ist es sehr wahrscheinlich, dafs die abgeschiedenen Phosphidkörnchen um so gröfser ausfallen, also bei der Bearbeitung des Materials durch Abdrehen u. s. w. um so leichter auffallen werden, je flüssiger, also je heifser das Material war und je langsamer es erkaltete, je mehr Zeit also die Phosphidkörnchen zu ihrer Bildung fanden. Im umgekehrten Falle werden dieselben (bei gleicher Menge der abgeschiedenen Phosphide) zwar weit kleiner, aber auch zahlreicher auftreten müssen. In letzter Zeit kamen dem Verfasser zwei Schweifseisenproben zur Untersuchung, welche die oben entwickelten Ansichten auf das vollständigste bestätigen. Die Untersuchung dieser Materialien gab folgende Resultate: A °h B »/o Ghem. Zusammen setzung: Kohlenstoff Silicium Mangan Schwefel Phosphor 0,110 0,105 0,097 0,025 0,4423 0,123 0,103 0,094 0,022 0,4557 Reilsfestigkeit in t auf 1 Quadratzoll engl. 28,06'1 25,71 27,11 28,13 26,031 27,0 19,17) 29,21 22,4 18,79) Dehnung in % (50 mm Markendistanz) 10,0 8,0 10,0 4,0 10,0 8,40 12,0 Querschnitts verminderung in % 37,6 11,7 31,4 28,3 37,6 . 29,32 25,6 Bemerkungen Gut schweifsbar. Sehr starker Kaltbruch Gut schweifsbar. Starker Kalt bruch Nachdem das Material A, trotz eines niedrigeren Gesammtphosphorgehaltes, weit stärkeren Kalt bruch zeigte, als das Material B (beide in natur hartem Zustande), wurden bei beiden Proben die Phosphormengen bestimmt, welche bei der Be handlung mit verdünnten Säuren als Phosphor- wasserstoffgas entwickelt werden, bezw. als Phos phid unlöslich Zurückbleiben. Um die durch Härten und Ausglühen bewirkten Veränderungen im Zustand des vorhandenen Phosphors zu studiren, wurde das Material auf etwa 1000° G. erwärmt und sowohl nach plötzlichem Abschrecken in kaltem Wasser als nach langsamer Abkühlung untersucht. Der in den Phosphiden enthaltene Phosphor wurde bestimmt durch Lösen des, bei Behandeln der Materialien mit verdünnter Schwefelsäure (1 Vol. concentrirte Säure — 10 Vol. Wasser) verbleibenden Rückstandes in Salpetersäure von 1,2 specifischem Gewicht, Oxydiren mit Permanganat, Lösen des entstehenden Manganhyperoxyd-Niederschlages mit einigen Körnchen Oxalsäure, Hinzufügen von Ammoniumnitrat, und Fällen mit Molybdänlösung. Die erhaltenen Resultate waren folgende: Behand lungs zustand der Probe Phosphor gehalt A B inO/oder Probe inO/odes Ges.- Phos phor gehalts ino/oder Probe in 0/o des Ges.- Phos phor gehalts Aus- geglüht als PHs entwick. „ Phosphid ab geschieden . . 0,3425 0,0998 77,66 22,34 — — Summe . . 0,4423 100,00 — — Natur hart als P Hs entwick. „ Phosphid ab geschieden . . 0,3553 0,0870 80,33 19,67 0,2887 0,1670 63,35 36,65 Summe . . 0,4123 100,00 0,4557 100,00 Aus geglüht und in kaltem Wasser gehärt. als P Ha entwick. „ Phosphid ab geschieden . . 0,3677 0,0746 83,13 16,87 0,3133 0,1424 68,75 31,25 Summe . . 0,4423 100,00 0,4557 100,00 Die obige Tabelle zeigt abermals, dafs der gröfseren Menge an Phosphor, die beim Lösen des Metalls in verdünnten Säuren als Phosphor wasserstoffgas entwickelt wird, stärkerer Kaltbruch entspricht; weiter aber auch, dafs die Menge der abgeschiedenen Phosphide nach dem Ausglühen gröfser, nach dem Härten aber kleiner ist, als bei demselben Metall im naturharten Zustande. Man kann daher mit vollster Berechtigung, analog den verschiedenen Modificationen des Kohlenstoffes, den als PH entweichenden und Kaltbruch verur sachenden Phosphor als „schädlichen“ oder » Härtungs-Phosph or “, die in verdünnten Säuren unlösliche Modification desselben aber als „Phosphidphosphor“ bezeichnen. Die Umwandlung dieser zwei Formen des Phosphors ineinander erfolgt genau in derselben Weise, wie die Umwandlung der entsprechenden Kohlenstoffformen, nur scheint dieselbe bei ersteren nicht so weit reichend und weit lang-