Volltext Seite (XML)
Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHL ■ EISEN ZEITSCHRIFT Abonnementspreis für Nichtvereins- mitglieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN Kedigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bag el in Düsseldorf. JVÖ 12. 15. Juni 1897. 17. Jahrgang. Der Westen und der Osten unserer preufsischen Monarchie. Von Dr. W. Beumer. JE»ielfachen Wünschen entsprechend ver- S%,S öffentliche ich an dieser Stelle nach (N( dein stenographischen Bericht die Aus- -44 führungen, welche ich in meinem Vor trage „über das Wirthschaftsjahr 1896“ in der 26. Generalversammlung des »Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen« gemacht habe. Dieselben lauteten wie folgt: M. H.! Der Hr. Graf Kanitz, derselbe, der die Monopolisirung der Getreidepreise wünscht, hat die Gelegenheit der Verhandlungen über die Syndicate im Abgeordnetenhause benutzt, um seine bekannten Anklagen gegen die Industrie zu wieder holen, und er hat damit einen neuen beklagens- werthen Beitrag zu dem Gegensatz geliefert, in welchen immer wieder — nicht von unserer Seite — die Landwirthschaft zur Industrie gebracht wird. Mein hochverehrter Freund und College Bueck ist diesem Vorgehen im Abgeordnetenhause schon so wirksam und eindrucksvoll entgegengetreten, dafs ich mich an dieser Stelle auf einige allge meine Bemerkungen beschränken darf, die den Gegensatz zwischen dem Osten und dem Westen unserer Monarchie betreffen. M. H. 1 In unserer Generalversammlung vom 9. April 1895 habe ich eingehend über die Interessengemeinschaft der Landwirthschaft und der Industrie gesprochen und nachgewiesen, dafs wir die Solidarität zwischen beiden Productiv ständen niemals verletzt haben — auch nicht durch unser Verhalten bei den Handelsverträgen; denn bekanntlich haben wir uns gegen den Handels- XII.17 ! vertrag mit Oesterreich-Ungarn ausgesprochen. An dieser Solidarität halten wir auch heute noch fest; aber, m. H., deshalb nun alle Anklagen, auch die ungereimtesten, seitens der ostelbischen Agrarier — denn mit der Landwirthschaft des Westens leben wir ja im besten Frieden — ohne ein Wort der Widerlegung über uns ergehen zu lassen, das kann doch beim besten Willen ein ! vernünftiger Mensch nicht verlangen. Zu diesen ungereimten Anklagen gehört einmal das Schlag wort von der „Begehrlichkeit des Westens“ und andererseits das Schlagwort: „die Gesetzgebung der letzten 30 Jahre ist nur der Industrie zu gute gekommen; die Landwirthschaft ist leer ausgegangen“. Eine eigenthümliche Illustration zu beiden Schlagwörtern bildet die vom Herrn Landwirth- schaftsminister herausgegebene „Denkschrift über die zur Förderung der Landwirth schaft in den letzten Jahren ergriffenen I Mafsnahmen“. Ich will aus dieser Denkschrift die Mafsnahmen auf dem Gebiete der Gesetzgebung und der staat lichen, insbesondere der landwirthschaftlichen Ver waltung nicht ausführlich besprechen und auf die Branntweinsteuer, die Zuckersteuer, die Aufhebung des Identitätsnachweises, die Beschränkung der Zollcredite von 6 bezw. 7 auf 3 bezw. 4 Monate, die socialpolitischen Mafsnahmen (Milderung der Sonntagsruhe im Molkereibetriebe), die Erlaubnifs zur Beschäftigung von Arbeitskräften aus Rufsland und Oesterreichisch - Galizien u. a. m. nicht näher eingehen; nur zwei Gegenstände lassen Sie mich 1