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Üeber neuere Verfahren zur Erzeugung von Elufseisen. 15. Mai 1897. 402 Stahl und Eisen liegen, aber der Ausführung würde kein Bedenken entgegenstehen, wenn der ökonomische Erfolg gesichert erschiene, was nicht der Fall zu sein scheint und wofür der Grund wahrscheinlich in den zu hohen Erzeugungskosten der Elektricität liegt, welche für einen solchen Bedarf auch trotz grofser Wasserkräfte noch vorhanden sind. Die Aussichten für den Erfolg auf dem erstbezeichneten Wege er scheinen demnach nicht glänzend, jedenfalls besitzt der alte Hochofen ein zäheres Leben als sein jüngerer Kamerad, der Puddelofen, und verdienen daher die Bestrebungen, in die Verwandlung von Roheisen in Flufseisen Verbesserungen einzuführen, mehr Beachtung als die obigen. Hierbei kommen für die Massenerzeugung nur das Bessemer- und das Siemens-Martin-Verfahren in Betracht, welche beide, namentlich seit der Einführung der basischen Zustellung der Oefen, einen solchen Grad der Vollkommenheit erreicht haben, dafs auch hier Neuerungen von umgestaltender Wirkung kaum noch zu erwarten sind. Wenn hier ein Mangel angeführt werden soll, welcher Beiden anhaftet, so mufs zunächst das Schlufserzeugnifs betrachtet werden, denn derselbe besteht darin, dafs das flüssige Metall mit den bisherigen Mitteln nicht lange genug ohne irgend welche chemische Einwirkung von aufsen auf hoher Temperatur erhalten werden kann, um denjenigen Grad des Garseins zu erreichen, wie solchen der Tiegelstahl besitzt. Dieses kann in den vorhandenen Oefen nicht ohne Zeitverlust geschehen und habe ich daher bereits vor mehreren Jahren die Einschaltung eines Sammlers in Form des Roheisen mischers vorgeschlagen, auch Versuche im Kleinen veranlafst, welche aber die Schwierigkeit des Ersetzens der Wärme ergaben, welche durch Leitung und Strahlung entweicht. Das einfachste Mittel würde sein, den Sammler mit einer so dicken, feuerfesten Wand zu versehen, dafs dieselbe vor dem Füllen immer bis zu einer beträchtlichen Tiefe auf eine Temperatur erhitzt wird, welche höher ist als diejenige des flüssigen Metalles, ein Verfahren, welches durch abwechselndes Erhitzen, Füllen und Entleeren von mehreren Sammlern wohl ansführbar erscheint, indessen so grofser Einrichtungen bedarf, dafs die Einführung in den praktischen Betrieb nicht in naher Aussicht steht. In den mit Fachgenossen vielfach gepflogenen theoretischen Verhandlungen über diesen Gegenstand wurde der Erfolg niemals in Zweifel gestellt und ist ein dabei von Bessemer vorgebrachter Vorschlag bemerkenswerth, die erforderliche hohe Temperatur im Innern des Sammlers durch Verdichtung des eingeschlossenen Gases zu erzeugen, welcher zu dem Zwecke nach dem Einfüllen des flüssigen Metalles hermetisch geschlossen werden sollte, während die einzupumpenden neutralen Gase in einem Wärme speicher erhitzt würden. Ein vor vielen Jahren von Hrn. Bessemer angestellter Versuch halte den Erfolg, dafs ein glühender Stab von etwa 60 mm Durchmesser, in einen auf diese Weise erhitzten Behälter eingesetzt, in wenigen Minuten dünnflüssig geschmolzen wurde. Zurückkehrend zu den eigentlichen Vorgängen in den beiden angeführten Verfahren, erkennen wir, dafs die Birne für die Massenverarbeitung von Roheisen eine gröfsere Unabhängigkeit besitzt als der Herdofen, weil das Verbrennen der Fremdkörper in derselben in kürzerer Zeit erfolgt, anderer seits müssen diese aber auch in einer bestimmten Menge vorhanden sein, um die zum Flüssigerhalten des entstehenden Flufseisens erforderliche Wärme zu liefern. Hieraus folgern bestimmte Bedingungen über die Zusammensetzung des Roheisens, und da hierzu nicht immer die geeigneten Rohmaterialien zur Verfügung stehen, so ist an einzelnen Orten eine Vereinigung beider Verfahren eingeführt worden, indem das flüssige Roheisen in der Birne vorgefrischt und dann auf dem Herd vollends zu Flufseisen verarbeitet wird. Trotzdem dieses vereinigte Verfahren ursprünglich nur für besondere örtliche Verhältnisse be stimmt zu sein scheint, gewinnt dasselbe in letzter Zeil an Bedeutung und Ausdehnung, weil die Zahl der Herdöfen in solchem Mafse gestiegen ist, dafs die Beschaffung von gefrischtem Eisen, des für diese bestgeeigneten Materials, Schwierigkeiten bereitet. Die Ursache dieser Zunahme besieht vornehmlich in der Eigenschaft des Herdofens, für beschränkte Erzeugung besser zu passen, als die grofse Birne, und wenn auch der Betrieb mit vorwiegendem Roheisenzusatz stellenweise mit be friedigendem Erfolg durchgeführt wird, so bleibt das Bestreben, die dadurch bedingte Verzögerung des Betriebes zu vermeiden, doch berechtigt. Zum Zweck der Beschleunigung des Frischens auf dem Herde wird entweder Druckluft in oder auf das Bad geblasen oder es werden oxydirende Körper, meistens Eisenerze, zugesetzt. Das erste Mittel hat bis jetzt keinen durchschlagenden Erfolg erzielt, weil die Einrichtung des Herdofens nicht denjenigen Bedingungen entspricht, welche durch das beim Blasen entstehende Kochen des Eisenbades gestellt werden, und dem Erzzusatz wird durch die damit verbundene Schlackenbildung eine Grenze gesteckt, so dafs derselbe möglichst vermieden wird, wenn genügend gefrischtes Material als Einsatz zur Verfügung steht. Hieraus folgt, dafs solches genommen werden würde, wenn es zu entsprechendem Preise vom Hochofen geliefert werden würde. Bis jetzt wird das Vorfrischen in der Birne als ein, für den vorliegenden Zweck zu theures Verfahren betrachtet, wofür der Grund wohl darin liegen mag, dafs dazu, wie z. B. in Witkowitz, eine vorhandene Bessemer anlage verwendet wird, so dafs der Betrieb nicht viel weniger kostet, als wenn auch Stahl erblasen würde. Die beim Vorblasen erzeugte Wärme wird zum Theil durch das Umgiefsen in die Pfanne und aus dieser auf den Herd verbraucht, während dort vornehmlich dann eine hohe Temperatur des Bades zum Frischen erforderlich ist, wenn der ganze Einsatz flüssig eingebracht wird. Diese Zustände werden indessen gänzlich umgestaltet, wenn eine besonders eingerichtete, sauer zugestellte Birne nahe am Hoch-