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15. April 1897. Mikroskopie und Betrieb. Stahl und Eisen. 307 Eins der Viertelkreisstücke wurde chemisch und mikroskopisch untersucht. Zur Erlangung der Späne für die chemische Untersuchung wurden parallel zur Achsenrichtung der Welle zwei Löcher gebohrt, das eine am Rande, das andere nahe der Mitte der Welle. Die Untersuchung ergab: Am Rande In der Mitte Kohlenstoff. . . . 0,310 0,470 Silicium . . . . . 0,037 0,031 Mangan . . . . . 0,828 0,986 Phosphor . . . . 0,058 0,167 Schwefel . . 0,055 0,150 Die beträchtlichen Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung aufsen und innen lassen schliefsen, dafs der Block, aus welchem die Welle geschmiedet war, sehr heifs gegossen war und infolge davon stark gesaigert hatte. Der Kohlenstoffgehalt des innern Theils ist um etwa die Hälfte, der Phosphor und Schwefelgehalt dreimal gröfser als der des Abbild. 5. Randes. Jedenfalls ergiebt sich, dafs auch die durchschnittliche Zusammensetzung ungünstig und der Stahl zu hart für den ins Auge gefafsten Zweck war. Dicht neben den beiden Stellen, wo man die Bohrspäne für die chemische Analyse entnommen hatte, wurden nun Proben für die mikroskopische Untersuchung abgelöst. Die Abbild. 5 und 6 zeigen eine Probe aus der Mitte, und zwar Abbild. 5 in 23 facher, Abbild. 6 in 170 facher Vergröfserung. Die grauen Stellen, welche den Haupttheil des Feldes aus machen, bestehen nach Arnolds Ansicht aus kohlen stoffhaltigem Eisen (dem Perlit Howes), in welchem Körner und Adern des Carbids (des Gementits Howes) * unregelmäfsig vertheilt sind; die weifsen Stellen bezeichnet Arnold als reines Eisen (Ferrit). * Nach Sauveur dagegen soll, wie oben erwähnt worden ist, Cementit erst bei mehr als 0,8 v. H. Kohlen stoffgehalt selbständig auftreten. Seiner Meinung nach besteht demnach das Metall im wesentlichen aus Zellen kohlenstoffhaltigen Eisens, welche ein theilweise zerissenes Netz von reinem Eisen umgeben und scharf von diesem gesondert sind. Abbild. 6 zeigt eine Stelle, wo die Ecken dreier solcher Zellen kohlenstoffhaltigen Abbild. 6. Eisens zusammentreten. Eine solche Stelle ist stets mehr oder weniger spröde. Die scharfe Sonderung der Bestandtheile erzeugt Neigung, unter dem Einflufs von Erschütterungen zu zer springen. Eine andere Ursache der Sprödigkeit in diesem Falle ist der Umstand, dafs das kohlen- Abbild. 7. stoffhaltige Eisen vorwiegt, was bei der Ver wendung des Materials zu Schraubenwellen niemals der Fall sein sollte. In Abbild. 7 ist eine Probe vom Rande in 170 maliger Vergröfserung dargestellt. Ein Ver gleich mit der Abbild. 6 zeigt deutlich den Unter schied. Hier wiegt das reine Eisen vor; die ganze Masse besteht thatsächlich aus reinem Eisen,