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1. April 1897. Ersatz der Luppenhämmer durch dampf-hydratdische Pressen. Stahl und Eisen. 257 Dem Cement in geringen Mengen Gyps (event. auch andere Materialien) zuzusetzen, ist ein häufig, unseres Wissens, auch in England selbst geübtes Verfahren, um den Gement langsamer bindend und dadurch für viele Zwecke geeigneter zu machen; ein geringes mangelhaftes Fabricat würde aber auch durch einen solchen Zusatz nie zu einem guten Gement gemacht werden können. Von dem Verein deutscher Portland-Cement- fabricanten sind solche Zusätze zur Regulirung der Bindezeit bis zu 2 % auch ausdrücklich ge stattet worden; es würde dies sicher nicht ge schehen sein, wenn von solchem Zusatz auch nur der geringste schädliche Einflufs auf das spätere Verhalten des Gementes zu befürchten wäre. Die Deutschen waren die Ersten, welche die Cementfabrication auf eine wissenschaftliche Grund lage gestellt haben, und es ist auch eine bekannte Thatsache, dafs die deutsche Gementindustrie die englische gerade in Bezug auf Qualität längst überflügelt hat. Beweis dafür ist nicht nur das allgemeine auf langjährigen günstigsten Erfahrungen be ruhende Vertrauen, das sich das deutsche Fabricat in allen Baukreisen des einheimischen Marktes erworben, sondern auch der bedeutende und sich ständig vergröfsernde Absatz deutscher Fabriken auf vielen überseeischen Märkten, wo für den deutschen Gement vielfach, der besseren Qualität entsprechend, höhere Preise, als für den englischen Gement bewilligt werden. Was endlich die im „Ironmonger" vom 6. März vorgebrachten Klagen über schlechte Qualität deutschen, nach Australien gelieferten Zaun drahtes betrifft, so bedürfen sie bei der allgemein anerkannten guten Beschaffenheit des deutschen Drahts keiner weiteren Widerlegung, sondern des Hinweises, dafs die unserem Fabricat zum Vorwurf gemachte Dehnungsfähigkeit gerade ein Beweis für die gute Qualität ist; wünschen die Abnehmer härtere Qualität, so wird diese gern und billliger geliefert werden. Diese Versuche der Herabsetzung deutscher Fabricate im „Ironmonger“ reihen sich daher seiner liebenswürdigen Behauptung, — dafs 90 % aller deutschen Kaufleute Betrüger seien, würdig an. Die liedaction. Ersatz der Luppenhämmer durch dampf-hydraulische Pressen. * Von Fabrikbesitzer Bendix Meyer-Gleiwitz. M. H.! Es dürfte Manche, ja vielleicht die Mehrzahl von Ihnen, wundernehmen, dafs ich heute noch über einen Betriebszweig der Eisen industrie spreche, der nach Ansicht der Meisten bereits im Aussterben begriffen ist, nämlich die Puddelei. Allein so wie der Arzt dem Kranken bis zur letzten Minute seine volle Pflege angedeihen lassen soll, ebenso müssen wir der Puddelei, so lange wir dieselbe besitzen und ihrer benöthigen, unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Es ist dies um so nothwendiger, als die jüngere Tochter der Eisen industrie, die Flufseisenerzeugung, heute noch keineswegs so selbständig dasteht, um allen Anforderungen des Marktes zu genügen, sei es nun, dafs die Abnehmer darüber verstimmt sind, dafs das Flufseisen gewisse charakteristische Unannehmlichkeiten hier und da gezeigt hat, sei es, dafs das Flufseisen thatsächlich berechtigten Anforderungen für bestimmte Zwecke nicht nach zukommen vermag. Diese Verhältnisse zeigten sich auch mir bei der Verwaltung derHuldschinskyschen Hütten werke, Actiengesellschaft, deren Aufsichtsrath * Vorgetragen in der Hauptversammlung der Eisenhütte Oberschlesien am 21. Februar 1897. | anzugehören ich die Ehre habe. Wir hatten vor 6 bis 7 Jahren ein Stahlwerk errichtet und glaubten damit allen Anforderungen zu genügen. Aber es i stellte sich immer mehr heraus, dafs sowohl die 1 Abnehmer noch vielfach Schweifseisen verlang- i ten, als auch für den eigenen Betrieb, die Gasrohr- . erzeugung, die Verwendung von Schweifseisen un- I bedingte Nothwendigkeit war, insbesondere wegen I des Gewindeschneidens und sonstiger Anforderungen. Um einerseits diesem Bedürfnifs Rechnung zu tragen und andererseits um uns von dem Bezüge । von fremden Rohschienen frei zu machen, welcher I Bezug sich namentlich bei Beginn der besseren ; Geschäftslage immer schwieriger gestaltete, kamen j wir zu dem Entschlufs, eine eigene Puddelei zu bauen, was heute gewifs eine Seltenheit ist. Der Ausführung dieses Entschlusses stellten sich grofse Schwierigkeiten entgegen, da das Werk in unmittelbarer Nähe bewohnter Räume belegen ist. Bedeutende Schwierigkeiten waren schon dadurch entstanden, dafs sich daselbst ein Fallwerk j inmitten des freien verfügbaren Platzes in einer Entfernung von 100 m von bewohnten Räumen befand. Es mufste deshalb um so mehr befürchtet i werden, dafs die Goncessionirung von Dampf hämmern, die zudem noch näher an bewohnte | Häuser herangerückt werden sollten, sich schwie- V11.17 2