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778 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 15. August 1898. 20 m Meter Entfernung vom Arbeitsstofs sind die Ortsältesten verantwortlich. Die Befeuchtung der Förder-, Fahr- und Wetterstrecken einschl. der Brems berge (§ 2 Abs. 2) ist durch in genügender Zahl be sonders dafür anzustellende und verantwortliche Per sonen zu bewirken, die vor ihrer Anstellung von dem Betriebsführer oder dessen Stellvertreter mit einer ihre Obliegenheiten genau vorschreibenden schriftlichen Anweisung zu versehen sind. Die Namen dieser Per sonen und die ihnen ertheilten Anweisungen sind in das Zechenbuch einzutragen. § 4. Die zur Befeuchtung verpflichteten Personen haben dem Abtheilungsteiger oder dessen Stellvertreter unverzüglich Meldung zu machen, wenn sie durch Mängel oder Schäden der Spritzwasserleitung oder der sonstigen Befeuchtungseinrichtungen verhindert werden, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die genannten Beamten haben bei ihren Befahrungen darüber zu wachen und dafür zu sorgen, dafs die mit der Befeuchtung beauftragten Personen ihren Ver pflichtungen nachkommen, sowie dafs Mängel und Schäden der Befeuchtungseinrichtungen alsbald be seitigt werden, oder, sofern dies nicht möglich ist, die Kohlengewinnungsarbeiten an den betreffenden Betriebspunkten einzustellen. Aufser diesen Beamten bleibt der Betriebsführer für die Herstellung und In standhaltung, sowie die zweckentsprechende Anwen dung der Befeuchtungseinrichtungen verantwortlich. § 5. Uebertretungen dieser Bergpolizeiverordnung werden nach Mafsgabe des § 208 des Allgemeinen Berggesetzes vom 24-. Juni 1865 in der Fassung des Gesetzes vom 24-. Juni 1892 mit Geldbufse bis zu 300 I bestraft, sofern nicht nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen eine härtere Strafe ver wirkt ist. §. 6 . Diese Bergpolizeiverordnnng tritt mit dem Tage ihrer Bekanntmachung in Kraft. Dortmund, den 12. Juli 1898. Königliches Oberbergamt. (gez.) Täglichsbeck. In seiner Besprechung dieser Bergpolizeiverord nung bemerkte der Vortragende: Man hat auf tech nischem und socialem Gebiete einer Wiederkehr ähnlicher Katastrophen vorzubeugen gesucht. Es ist einmal die Berieselung der Grubenbaue, die in Frage kommt, und andererseits die Verstärkung der Grubenaufsicht. Ueber die Polizeiverordnung über die Berieselung haben wir dem Königlichen Ober bergamte ein ausführliches Gutachten erstattet, in dem wir vor der vorgesehenen Berieselung ohne Staubgefahr warnten mit dem Hinweise, dafs die Verunglückungsziffer durch Steinfäll schon jetzt das Zehnfache der durch Explosionen beträgt und noth gedrungen bei durchgängiger Anwendung der Beriese lung sich zu steigern drohe. Unser Gutachten ist nicht unberücksichtigt geblieben. Die Sache selbst, m. H., ist nach Erlafs der Verordnung eine res judicata; ich bin deshalb Ihrer Zustimmung sicher, wenn ich vorschlage, dafs wir heute die Frage nicht discutiren, uns vielmehr zunächst damit begnügen, die Erfah rungen über die Wirksamkeit der Berieselung zu sammeln. Die Erörterungen über die Verstärkung der Aufsicht sind in der Schwebe und auch diese Frage haben wir in ihrer Wichtigkeit von Anfang an gewürdigt. Wir werden uns bemühen, die Sache, der wir hauptsächlich eine evidente politische Be deutung beimessen, in einer Weise weiter zu führen, die Ihren Anschauungen entspricht, und glauben des halb auch hier vorschlagen zu sollen, in eine Discussion dieser Frage nicht einzutreten. — Sonst liegen auf dem Gebiete der Verwaltung Fragen in greifbarer Form nicht vor, es sei denn, dafs Sie dahin die mannig fachen Nachrichten über die Reform der socialen Gesetzgebung zählen wollen, welche sich zunächst mit der Invaliditätsversicherung zu beschäftigen ge denkt, in weiterer Folge, wenn die Nachricht zutrifft, allerdings auch die Unfallversicherung zu ergreifen beabsichtigt. Diese Fragen werden zu discutiren sein, wenn sie eine feste Form gewonnen haben. Nur möchte ich bei dieser Gelegenheit einschalten, dafs am 1. Juli in Grofsbritannien eine Unfallversicherung in Kraft getreten ist, während dagegen die Verhand lungen einer königl. Commission über eine Alters fürsorge nach dem in diesen Tagen erschienenen Bericht als ergebnifslos zu betrachten sind. Der Vortragende bespricht sodann noch das Steigen der Löhne an der Hand von umfangreichen und interessanten Tabellen und führt, um einen Blick auf den Einflufs der socialen Gesetzgebung zu werfen, folgende Zahlen aus dem Geschäftsberichte der Gelsen kirchener Bergwerks-Actiengesellschaft an: „Von den durch die etwas besseren Verkaufspreise und die höhere Förderung erzielten Mehreinnahme aus den Erzeug nissen fiel infolge der gestiegenen Löhne der gröfsere Theil den Arbeitern zu. Die öffentlichen Lasten be trugen 3,02 % des Geschäftskapitals, 0,34- • je Tonne Förderung, 0,36 JI verkaufter Kohlen, 90,594 je Kopf der Belegschaft und 15,58 % des Rohgewinns.“ Die oben geschilderten wirthschaftlichen Verhältnisse haben ein Anwachsen unserer Belegschaft und , wie gesagt, eine erhebliche Steigerung der Löhne zur Folge gehabt. Die günstigen Aussichten der Zukunft lassen uns hoffen, dafs für unsere Belegschaften auch in absehbarer Zeit eine volle Beschäftigung gesichert ist, immer vorausgesetzt, dafs nicht gewaltsame Stö rungen in das Erwerbsleben hineingetragen werden. Der Vortragende schliefst seine reichen und inter essanten Darlegungen folgendermafsen: Die Thätig- keit des Vereinsvorstandes ist, wie Sie aus allem im Laufe des vergangenen Jahres ersehen haben werden, eine sehr rege gewesen. Die Aufgaben des Vereins, die nach dem Entstehen der Verkaufsvereine sich zu verkleinern schienen, haben im Gegentheil an Umfang und Vertiefung zugenommen und werden hoffentlich, wenn sie von Ihrer Unterstützung getragen werden, dieser unserem gesammten Bergbau dienenden Rich tung noch weiter folgen. Der Ausblick, m. H., den ich diesmal Ihnen eröffnen durfte, ist somit ein vollauf zufriedenstellender zu nennen, um so mehr, als in erster Linie unsere Entwicklung auf dem gesteigerten Inlandsconsum beruht; freilich können wir des Aus landes nicht entrathen, doch haben wir die Gewähr in der Errichtung des wirthschaftlichen Ausschusses, dafs der Schutz der nationalen Arbeit für die Rege lung unserer ausländischen Handelsverhältnisse die oberste Richtschnur Sr. Majestät Regierung ist. (Beifall.) Redner macht darauf Mittheilung über die Be- rathungen des Vorstandes betr. die Schaffung eines neuen Heims für den Verein. Die Schwierigkeiten der Frage zur Schaffung eines Bauplatzes seien da durch erleichtert, dafs die Firma Krupp in dankens- werther Weise einen Platz zur Verfügung gestellt habe. Der Vorsitzende, Geh. Finanzrath a. D. Jencke, legt darauf dar, dafs die geschaffenen Räume des Vereins nicht mehr im Verhältnifs zu der Bedeutung des Vereins ständen, und erbittet die allgemeine Zu stimmung des Vereins dazu, dafs die Erbauung eines neuen Geschäftshauses in Aussicht genommen werde. Weiter regte der Vorsitzende die Bildung eines Flotten vereins an und bat die Anwesenden, nachdem er ausführlich die Ziele des Flottenvereins dargelegt, sich in die aufliegende Liste als Mitglieder einzutragen. Der Aufforderung wurde ausgiebigst Folge geleistet und sodann die Verhandlung geschlossen.