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1034- Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 1. November 1899 12 519 000 $ . . im Jahre 1888 16 763 000 „ „ „ 1890 19 934 000 ... , " 1894 28 661 000 " " , 1897 37 757 000 » . . » » 1898 Die Eisenindustrie ist verhältnifsmäfsig zurück geblieben, namentlich im Vergleich zum südlichen Nachbarn von Canada, eine Erscheinung, die den Nationalökonomen um so mehr wundern mufs, als die Natur ihre Schätze dort mit verschwenderischer Hand ausgestreut hat. Nach den letzten Angaben* waren in Canada 8 kleine, betriebsfähige Hochöfen sowie ein weiterer im Bau begriffener Ofen und eine Anzahl kleinerer Walzwerke vorhanden. Die Ge- sammterzeugung an Roheisen erreicht noch nicht 100 000 t, trotzdem Magneteisenstein und Hämatit erze sowie leicht gewinnbare Kohle in grofsen Mengen vorhanden sind. Dieser geringen Erzeugung steht ein nicht unerheblicher Bedarf von Eisen- und Stahl fabricaten gegenüber, wie dies auch aus den letzten Einfuhrstatistiken hervorgeht. Es betrug Canadas Einfuhr während des Jahres 1898 und 1899 (vom 30. Juni bis 30. Juni) an: Gegenstand 1898 1899 s s Bandeisen, Bleche Sfabeisen, Eisenbahnmaterial . Messerschmiedwaaren, Klein ¬ eisenzeug, Werkzeuge und Zubehörtheile Maschinen und Triebwerke ein- schliefslich Locomotiven . . Roheisen, Ballast- u. Abfalleisen Gufseisenwaaren Röhren Sonstige Eisen- und Stahlwaaren 1 765 389 463 632 2 427 450 2 857 939 950 474 202 383 563 645 3 264 247 2 109 288 605 507 3 329 105 3 536 435 803 447 262 160 853 644 3 798 348 Während früher Canada hinsichtlich seines Be zugs an Eisenfabricaten fast ausschliefslich von Eng land versorgt wurde, haben in neuerer Zeit die Ver einigten Staaten den Löwenantheil übernommen; man kann annehmen, dafs in letzter Zeit Amerika etwa 50%, England 35% und Deutschland die übrig bleibenden 15 % lieferten. In diese Verhältnisse scheint eine vollständige Umwälzung durch ein Unternehmen gebracht werden zu sollen, das an Grofsartigkeit an die mächtigen Eisen werke des Nachbarstaates erinnert. Ein Amerikaner H. M. Whitney von Boston hat unter dem Titel „Dominion Coal and Steel Company“ eine Gesell schaft mit einem eingezahlten Kapital von 80000000 gegründet. Die Gesellschaft hat 7 Kohlengruben in Sydney mit einer Jahresförderung von über 3000000 t erworben, deren Gestehungskosten noch billiger als diejenigen der Pittsburgher Kohle sein sollen. Aufser- dem stehen noch die grofsen Kohlenfelder in Neu schottland zur Verfügung, wo noch 7000000000 t Kohle unverritzt liegen. Die Eisenerze der Erzfelder in Bell Island sind Hämatiterze. Die Insel soll that- sächlich aus einem Massiv von Eisenerz bestehen. Die Erze, von welchen auch kleine Posten bereits nach niederrheinischen Hütten gelangt sind, kommen in regelmäfsigen Würfeln von ziegelrother Farbe vor. Ein jetzt in Angriff genommenes Flötz von 10 Fufs (= 3,05 m) Mächtigkeit und 300 Fufs (= 91,4 m) Breite ist auf 3 Meilen (= 1,6 km) nachgewiesen. Man schätzt, dafs 28000000 t Erze auf der Insel zu gewinnen sind, ohne dafs man den Abbau unter den Meeresspiegel führt, unter den sich das Erzlager noch weithin er streckt. Das Eisenerz wird in Kasten geladen, welche * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1898 S. 859. mittels einer Drahtseilbahn zur Küste geschafft, dort in Taschen umgeladen und aus diesen direct in die Schiffe befördert werden. Die Kosten des Erzes frei Schiffsbord werden zu 30 Cents, diejenigen bis zu den Hochöfen, welche in Sydney gebaut werden sollen, zu nicht mehr als 50 Cents für die Tonne angegeben. Kalkstein kommt reichlich in der Nähe von Sydney selbst vor. Die Gesellschaft will in Sydney 4 Hoch öfen mit einer Mindestleistung von 250 t im Tage, und in der Nähe davon ein Stahlwerk mit 800 t Tages erzeugung bauen. Die Fertigfabricate sollen zu einem grofsen Theil in einer riesigen Schiffswerft Verwendung finden, welche nach dem Vorbilde der Crampsschen Schiffswerft in Philadelphia unfern des Stahlwerks angelegt werden soll. Die natürlichen Bedingungen der Gesellschaft werden als sehr gute angesehen; dazu kommt noch die Prämie, welche die kanadische Regierung zur Unterstützung der heimischen Industrie ausgesetzt hat, und welche für Roheisen 2 Dollar, für Stahl 3 Dollar für die Tonne beträgt. Bei voller Leistung wird also die Gesellschaft täglich eine Prämie von 4000 Dollar, im Jahre dagegen eine solche von 1200 000 Dollar beziehen. Das Unternehmen, zu welchem sich aufser dem Amerikaner Whitney die gröfsten Eisenbahnbesitzer und angesehene Leute Canadas vereinigt haben, erregt in Amerika und England be deutendes Aufsehen. („The Engineer“ vom 13. October 1899 und „Bulletin“ vom 1 October 1899.) Jenisei Mining and Metallurgien! Company. Der Engländer Stephen B. Stock sucht diese Ge- ' Seilschaft mit einem Kapital von 101/2 Millionen Rubel zu begründen. Er weist darauf hin, dafs die Sibirischen Eisenbahnen zu ihrem Ausbau jährlich 48 387 tons Eisenmaterial bedürfen, dafs dagegen die sibirischen Eisenhütten nur folgende Erzeugungen haben: Abakan sky . . . 2257 tons Gurieffsky . . . 1435 „ Nicolaeffsky . . . 3226 „ Petroffsky . . . 806 „ Die Gründer haben sich am Jenisei ausgedehnte Erzfelder mit 60 procentigem Erz gesichert, sie liegen unfern der Stadt Krasnoyarsk, wo das Werk errichtet werden soll. Kohle soll von dem Abakansk-Kohlen- becken, unter Umständen auch von den Sudjenska- Kohlengruben kommen. (Iron and Goal Trades Rev. vom 20. October.) Der neue Master-Cutler von Sheffield. Anfangs September wurde als Nachfolger von Wild der bekannte Stahlwaarenfabricant R. A. Had field zum 276. Master-Cutler gewählt. Hadfields Fabrik ist bekannt durch ihren Specialstahlgufs und durch die Anfertigung von Kriegsmaterial; sie be schäftigt 1700 Arbeiter. Hadfield selbst ist durch seine wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete des Hüttenwesens auch in Deutschland bestens bekannt. In einer längeren und wohldurchdachten Antritts rede, welche der Erwählte hielt, führte derselbe aus, dafs die Tiegelgufsstahlindustrie sich unter dem Regiment der jetzigen Königin erheblich ausgedehnt habe. Während im Jahre 1835 nur 56 Cementiröfen und etwa 564 Stahlschmelzöfen in Sheffield vorhanden waren, zählt man heute an letzteren wenigstens 2500 in dieser Stadt. Vor 50 Jahren war die Erzeugung eines Stahlblocks von 25 Ctr. (= 1270 kg) als eine aufserordentliche Leistung anzusehen, heute werden in Sheffield wöchentlich 1000 t Tiegelgufsstahl ge schmolzen, deren Gufs einen Tiegelverbrauch von 14000 Stück voraussetzt. Die Cutlers’ Company