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15. October 1899. Ueber die Mangan-Eisenindustrie in Südrulsland. Stahl und Eisen. 953 Ueber die Mangan-Eisenindustrie in Südrulsland.* Es giebt zwei Manganerzlager, deren Erze von der Eisenindustrie Südrufslands benutzt werden. 1. Das Pyrolusitlager von Nicopol, im Westen der Stadt gleichen Namens. Das Erz bildet dort eine wagerechte, vollständig regel- mäfsige Ablagerung; es gehört der Tertiärformation an, seine Menge hat noch nicht genau festgestellt werden können. Es besteht aus Pyrolusitkörnern von verschiedener Gröfse, welche von einer erdigen, manganärmeren Masse, das sog. „Schwarze“, ein geschlossen sind und deshalb geschieden werden müssen, sei es mittels Sieb oder durch Waschung. Man erhält so 30 bis 40 % verkäuflicher Erze und 60 bis 70 % vom „Schwarzen“ ; ein Abfall, den man bis jetzt nicht verwenden konnte. Das rohe, nicht an gereicherte, Erz enthält 30 bis 35 % Mangan; angereichert hat es folgende Zu sammensetzung: Gewaschenes Erz (1. Sorte) Mn .... 50 bis 51 % SiO, ...8% P . . . . 0,25% Gesiebtes Erz (2 Sorte) Mn .... 42 bis 46 % SiO: ... 15 % Fe ... . 2 bis 5 % P . . . . 0,2 bis 0,3% Der Abfall enthält noch 25 bis 30 % Mangan. Die Nachtheile der Nicopolerze sind: a) Geringer Gehalt an Mangan. b) Trotz Anreicherung, geringerer Gehalt als der des kaukasischen Erzes. c) Beträchtlicher Verlust (Abfall), welcher die Gewinnungskosten um das Doppelte und Dreifache erhöht. d) Hoher Phosphorgehalt. Bis Nicopol geschieht der Transport durch Esel, und bis Alexandrowsk, Eisenbahnstation am Dnieper, mittels Schiff. Deshalb kostet das Nico- poler Erz mit 42 % Mangan im Donetz-Gebiet 22 bis 24 Kopeken das Pud ** (vor einiger Zeit war dieser Preis 27 bis 28 Kopeken) und das Erz mit 50 % Mangan 30 Kopeken. Im Jahre 1897 wurden von dem Nicopoler Erz 3 330 000 Pud verkauft. 2. Das Manganerz vom Kaukasus gehört der Kreideformation an, die Fundstelle ist mit der Transkaukasischen Eisenbahn durch die Zweigbahn von Tchiatour verbunden. Das Erz bildet ein wagerechtes Lager von einer Saschen (2,1335 m) Mächtigkeit. Es streicht in dem Flufsthale des Kvirila zu Tage und wird vermittelst kleiner, sich kreuzender Strecken abgebaut, wodurch ein grofser Theil des Erzes als Pfeiler stehen bleibt. Diese Art des Abbaues ist geradezu ursprünglich. * Nach einer Abhandlung von Bergingenieur Zeidler in Revue universelle des Mines, de la Mtallurgique, Juli 1899. ** 1 Pud = 16,38 kg. Die Zusammensetzung dieses Erzes ist: Mn ... . 50 bis 55% P 0,1 bis 0,15% Dank seiner grofsen Reinheit und seines hohen Mangangehaltes, dank der Mächtigkeit des Vor kommens und der Nähe des Hafens, wird das Erz überallhin ausgeführt und zur Ferromangan darstellung benutzt. Das erklärt auch, warum man dem kaukasischen Erz im Donetzgebiet im allgemeinen den Vorzug giebt. Die vortheilhafteste Ausbeutung der Erze wird hauptsächlich erschwert durch die hohen Frachtkosten auf der Zweigbahn von Tchiatour, den sehr verwickelten Eigenthums verhältnissen, und endlich durch den Mange] einer Eisenbahn zwischen dem Erzlager und der Ver ladungsstation. Das Vorkommen wird durch eine sehr grofse Zahl kleiner Gruben abgebaut, deren Besitzzugehörigkeiten aufserdem zweifelhaft sind. Der Preis dieses Erzes setzt sich wie folgt zusammen: Kopeken per Pud Verkaufspreis in Tchiatour 7,— Eisenbahntransport, einbegriffen Abgabe (0,5) u. s. w Beladung in Tchiatour, Entladung und Wiederbeladung in Gharapani .... 0,75 Transport mit der- Transkaukasischen Bahn bis Poti . 2,25 Entladung in Poti und Beladung des Schiffes 1,— Hafenabgabe in Poti 0,50 Transport auf dem Meere bis Mariupol . 4,— Hafenabgabe in Mariupol 0,50 Verlust auf dem Transport (2,5 %) . . . 0,75 Preis in Poti 23,— Preis in Mariupol 28,— Preis im Donetzgebiet 31,50 Von diesen Erzen wurden folgende Mengen über Poti ausgeführt: Jahr Menge Werth 1896 . . . 8 8421X10 Pud 2 438 000 Rubel 1897 . . . 11 441 000 , 2 847 000 „ Nachdem Verfasser die industrielle Wichtigkeit der Manganerze für die Herstellung von Spiegel eisen und Ferromangan in Südrufsland geprüft hat, geht er zur Betrachtug dieser Mangan-Eisen- darstellung im Lande selbst über. Die geringe Mangan-Eisenerzeugung im Ural, und diejenige der russisch - polnischen Hütten unberücksichtigt lassend, ist die Hauptstelle für die Erzeugung der Süden Rufslands, vor allen Dingen die Hütten von Briansk, Dnieprovienne und Hughes. Die beiden ersten Hütten benutzen hauptsäch lich das Nicopoler Erz für ihren eigenen Bedarf an Spiegeleisen mit 10 bis 12% Mangan, und erzeugen davon 600000 bis 1000 000 Pud im Jahr. Auf der Hütte von Hughes erzeugte der Hochofen Nr. 7, kleiner als die anderen, regel- mäfsig Spiegeleisen mit 18 bis 20 % Mangan, und Ferromangan mit 40 bis 80 % Mangan.