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wenn der mineralische Körper dieser Masse nicht gleichzeitig durch die Einwirkung der Säure in seinem Bestände gefährdet wird. Die Beimischung von Schwerspath, Kreide und ähnlichen Substanzen zu Anstrichmassen zur Erzielung bestimmter tech nischer Effecte hat selbstverständlich nichts gemein mit der Verfälschung von Mineralfarben durch die genannten Substanzen. Neben einer sorgfältigen und dem einzelnen Gebrauchszwecke des geschützten Eisens angepafsten Auswahl und tadellosen Beschaffenheit der Anstrich massen und ihrer Bestandtheile ist der Erfolg eines Anstriches in hohem Grade abhängig auch von einer sachgemäfsen und sorgsamen Ausführung der Anstreicherarbeiten selbst. Zu diesen Arbeiten gehört in erster Linie eine thunlichst vollständige Reinigung und Befreiung des Eisens von etwa vorhandenem Hammerschlag, Eisenrost und wenn irgend möglich auch von den Resten etwaiger früherer Anstriche. Diese Reinigung hat man seither entweder durch Abbeizen der zu streichen den Eisenflächen mit verdünnten Säuren, hierauf erfolgender Behandlung mit Soda-Aetz-Natron lösungen oder Kalkwasser zur Beseitigung der Säure und endlich durch Waschen und vollständiges Trocknen bewirkt, oder man bediente sich mecha nischer Mittel, Reiben der zu reinigenden Flächen mit Sandstein, Bimsstein, Schmirgel und Flintstein papier bei gleichzeitiger Benutzung von Schabeisen, Putzfeilen, Drahtbürsten u. s. w. In neuester Zeit erfolgt diese Reinigung auch durch Sandstrahlgebläse (vergl. „EngineeringNews“ vom 23. September und „Engineering Record“ vom 13. November 1897). Nach der Reinigung der zu streichenden Flächen erfolgt die Verkittung etwa vorhandener Hohlräume und Fugen, wo es angeht, vermittelst eines Bleimennigekitts, und nach der Verkittung sehr zweckmäfsig eine Oelung der zu streichenden Fläche, welche selbstverständlich durchaus trocken sein mufs. Die Oelung des Eisens mit Leinöl oder Leinölfirnifs und Abreibung des Oelüberschusses dient ausschliefslich dem Zwecke, kleinere in dem Eisen befindliche Hohl räume und Risse, welche nicht verkittet werden können, und in welche auch die Farbe nicht eindringen würde, mit Oel oder Firnifs auszufüllen. Da die geölten Flächen abgerieben werden, so verbleibt auf denselben nur eine äufserst dünne Schicht von Oel oder Firnifs, welche keineswegs zu den von vereinzelten Technikern befürchteten Unzuträglichkeiten führt, welche lediglich durch nicht sachgemäfse Ausführung des Oelens und Abreibens und zwar in dem Falle eintreten können, wenn ein Uebermafs von Oel oder Firnifs auf der zu streichenden Fläche verbleibt. Auf die voll ständig trockenen Eisenflächen wird nunmehr der Grundirungsanstrich aufgetragen, von dessen sorg fältigster Ausführung die Dauer und Haltbarkeit der gesammten Farbdecke abhängig ist. Haftet der Grundirungsanstrich nicht fest auf dem Eisen und ist derselbe nicht vollständig hart auf- und durchgetrocknet, ehe die folgenden Anstriche aus geführt werden, so werden diese, wenn auch in tadelloser Weise bewirkten Anstriche, sehr bald rissig und blättern ab. Soll der Grundirungsanstrich fest auf dem Eisen haften, so darf er zunächst nur in dünner Schicht aufgebracht werden; denn dicke Farbenschichten trocknen auf dem undurch lässigen Eisen weit schwerer und langsamer als auf einem durchlässigen Untergründe. Da das Trocknen jeder Farbenschicht von oben beginnt und nach unten fortschreitet, so bildet sich bei dickflüssigen Anstrichmassen zunächst an der Oberfläche eine feste Haut, während die unteren Theile der Farb schicht je nach der Zusammensetzung der An strichmasse nur sehr langsam vollständig durch trocknen. Auch vermag der Anstreicher bei der Verwendung dickflüssiger Anstrichmassen alle Unebenheiten und Hohlräume der zu streichenden Flächen nicht auszufüllen, zumal in dem Falle nicht, wenn die Oelung des Eisens vor der Aus führung des ersten Anstrichs unterblieben ist. hi der Farbschicht finden sich mit Luft erfüllte Blasen, welche infolge der Ausdehnung der Luft bei ein tretender Temperaturerhöhung sehr leicht zerreifsen, eine Zerstörung der oberen Farbdecke bewirken, dem Wasser und der Luft ungehinderten Zutritt an das Eisen verschaffen und damit auch Rost bildung mittelbar verursachen können. Eine zweile Vorbedingung für einen guten Grundirungsanstrich ist, dafs derselbe mager, d. h. nicht so öl- oder firnifsreich sein soll als die folgenden Anstriche. Deshalb sind für Grundirungs- anstriche Farbkörper von hohem spec. Gewichte, z. B. Bleimennige, vortheilhafter als leichtere Farb körper, weil sie zu ihrer Ueberführung in streich fertigen Zustand geringerer Oel-oder Firnifsmen gen bedürfen. Auch durch Zusatz von Terpentinöl vermag man eine Verringerung des Firnifsgehalts innerhalb der zulässigen Grenzen zu erzielen. Der Grundirungsanstrich soll endlich gut und rasch trocknen, namentlich bei Ausführung im Freien, bereits trocken sein, wenn, wie z. B. des Abends, infolge der Temperaturerniedrigung Niederschläge von Wasser aut die gestrichene Fläche zu erwarten stehen. Dafs Niederschläge von Wasser auf fette Anstriche einen schädigenden Einflufs ausüben, habe ich bereits hervorgehoben; ebensowenig dürfen fette und insbesondere Oelfarbenanstriche auf feuchtes Eisen aufgetragen werden. Zur Grun- dirung eiserner Schiffsböden, welche unmittelbar nach dem Docken zuweilen eine feuchte Ober fläche aufweisen, verwendet man deshalb zur Zeit in der weitaus überwiegenden Mehrzahl der Fälle Lackfarben, namentlich Spirituslackfarben, weil An striche mit den letzterwähnten Lackfarben durch Feuchtigkeit nicht so ungünstig beeinflufst werden, auch sehr erheblich rascher auf- und durchtrocknen