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gewisse Mängel an den Siemensöfen, die man ver- I meiden wollte. Hierher gehören die höheren Anlage- I kosten, die Nothwendigkeit der regelmäfsigen Zug- Umschaltung, der Wechsel in der Flammenrichtung u. s. w. Der Wechsel in der Flammenrichtung hat den wirklichen Uebelstand, dafs die Füchse auf beiden Seiten des Ofens gleich sein müssen, während für eine gute Zufuhr von Gasen und Luft und für die beste Haltbarkeit der Zuführungskanäle diese anders aussehen sollten wie der Fuchs für die Abhitze. (Siehe «Stahl und Eisen“ 1893, Seite 462 und 794.) So entstanden Oefen von Bicheroux, Boetius, I Ponsard, und in neuerer Zeit die Oefen von Len- | cauchez, der Pietzkasche Puddelofen, die Ein- | richtungen von Blezinger und Daelen, die zwei- I räumigen Lufterhitzer von Lürmann und andere. Bei allen diesen Einrichtungen wird die Abhitze entweder durch Chamottröhren oder Kanäle geleitet und die dadurch zu erhitzenden Gase oder die Ver brennungsluft allein an denselben aufsen herum oder umgekehrt. Diese Ofeneinrichtungen haben nun eine Ver mehrung erfahren durch eine Hrn. Aug. Dauber, Bochum, unter D. R.-P. 77399 patentirte Construction. («Stahl und Eisen“ 1894, Seite 980.) Dieselbe besteht darin, dafs die Abhitze aus dem konisch zulaufenden Fuchs in unter dem Herd an- | geordnete auf und ab steigende Kanäle geleitet wird, | in welchen vertical stehende Chamottröhren, die durch Kniestücke verbunden sind, sich befinden, durch welche die Gase, oder der Wind, oder beide geleitet werden. Die Kanäle können so angeordnet werden, dafs die Abgase mit dem Gas- und Windstrom gleich oder entgegengesetzt gerichtet sind. Die erhitzten Gase und die heifse Luft treffen in zusammenlaufenden Kanälen aufeinander und gehen zur besseren Mischung durch eine gelochte Prellplatte, ehe sie in den Ofenraum eintreten. Zum Reinigen der Abhitzkanäle sind Thür öffnungen im Mauerweik ausgespart. Die Luft- und Gaszuleitungen erhalten Regulirventile. Als Vortheile seines Ofensystems führt Dauber Folgendes an: 1. Fortfall der Wechselapparate und Wärmespeicher; 2. gleiche Flammenrichtung und daher eine geeignete Anordnung des Fuchses; 3. unausgesetzte und rasche Wärmeübertragung von den Abgasen an die Luft- und Heizgase; 4. innige Mischung der Heizgase und Luft und so fortige Verbrennung; 5. verengte Ausbildung des Fuchses, dadurch er zielter Ueberdruck im Ofen und vollständige Ver brennung im Herdraum; 6. leichte Regelung des Gas- und Luftzutritts; 7. Haltbarkeit der feuerfesten Materialien, da keine Temperaturwechsel und keine Stichflammen vor kommen ; 8. leichte Zugänglichkeit des Röhrensystems behufs Reinigung und Ausbesserung. Der Beschreibung des Ofens ist in dem von A. Dauber herausgegebenen Heftchen, welches der vorigen Ausgabe dieser Zeitschrift beigelegen hat ein kurzer Abrifs der einer guten Gasfeuerung zu Grunde zu legenden Bedingungen vorausgeschickt. Es sind darin die allgemein bekannten Grundsätze an geführt, deren Wiederholung wohl hier überflüssig ist. Nicht unerwähnt kann aber die Einführung eines neuen Begriffes bleiben. Der Verfasser stellt den selben als Motto an die Spitze: «Nur der disponible Sauerstoff wird activ.“ Er giebt zwei Wege an, den Sauerstoff «disponibel“ zu machen: 1. die Erwärmung der Luft; 2. Compression und nachfolgende Expansion. Da Verfasser überdies von einer Trennung des Sauerstoffs vom Stickstoff spricht, so scheint er die Luft als chemische Verbindung anzusehen, was den bis heute geläufigen Anschauungen widerspricht. Sauerstoff ist wohl überall, wo atmosphärische Luft vorhanden ist, als disponibel zu betrachten. Wenn er unter Activität des Sauerstoffs jenen Zustand versteht, in welchem die Verbrennung beginnt, so ist es allerdings richtig, dafs eine Er wärmung hierzu nöthig ist, nämlich mindestens auf die Entzündungstemperatur des betreffenden Brenn stoffs. Es genügt aber auch, den Brennstoff allein auf diese Temperatur zu bringen. Dafs die Ver brennung um so lebhafter vor sich geht, je höher Luft, oder Brennstoff, oder beide erhitzt sind, ist bekannt, und durch die mit der steigenden Temperatur wach sende chemische Verwandtschaft des Sauerstoffs zu den brennbaren Körpern zu erklären. Auch die Zufuhr der Verbrennungsluft unter Druck in den Verbrennungs raum befördert die Lebhaftigkeit der Verbrennung, weil dadurch der Ersatz des verbrannten Sauerstoffs durch frischen beschleunigt wird. Diese Thatsachen mögen zu der ungewohnten Auffassung Veranlassung gegeben haben. Lexikon der gesummten Technik und ihre Hülfs- Wissenschaften. Herausgegeben von Otto Lueger im Verein mit Fachgenossen. Mit zahlreichen Abbildungen. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. IV. und V. Abth. des I. Bandes. Preis 30 •6. Mit den vorliegenden zwei Lieferungen ist der erste Band dieses grofsartig angelegten Unternehmens abgeschlossen; er umfafst auf 800 Seiten die Stichworte bis «Ballistisches Pendel“. Wiederholte Prüfungen einzelner Artikel haben die günstige Meinung, welche Berichterstatter aus den ersten Lieferungen gewonnen, nur bestätigt; manche Artikel, wie solche über „Auf stellung eiserner Brücken“, „Aufzüge“, sind Muster leistungen ihrer Art, sowohl hinsichtlich des tech nischen Verständnisses als der Gemeinfafslichkeit der Sprache und der Knappheit des Ausdrucks. Bei anderen Artikeln, wie „Ausrücker“, hat es dem Berichterstatter zu erst geschienen, als ob hier im gewissen Sinne einseitige Darstellungen, insbesondere auch durch Einschaltung grofser Bilder, vorlägen ; stellt man sich aber auf den praktischen Boden der Ausführung, so ist nicht zu leugnen, dafs durch Vorführung concreter Beispiele bei guter Auswahl das angestrebte Ziel am leichtesten erreicht wird. Von uns besonders für den Techniker wichtig erscheinendem Vortheil sind die Literatur angaben, welche nach den Stichwörtern verzeichnet sind. Es ist lebhaft zu wünschen, dafs die Heraus gabe des sehr empfehlenswerthen Werkes keinerlei Aufenthalt erleidet, wofür übrigens das prompte Er scheinen der bisherigen Lieferungen gute Bürgschaft leistet. Sehr. F. Bertheau, Baumwollspinner in Zürich, Fünf Briefe über Marx an Herrn Dr. Julius Wolf, Professor der Nationalökonomie in Zürich- Jena 1895, G. Fischer. 75 &. Der Verfasser, der auf eine in vierzigjähriger in dustrieller Wirksamkeit gesammelte Erfahrung zurück- blickt, hat, angeregt durch Julius Wolfs System der Socialpolitik, sich mit dem Marxschen Hauptwerk «Das Kapital“ aus dem Gesichtspunkte beschäftigt, dafs Marx zur Illustration seiner Theorieen öfters die eng lische Baumwollspinnerei als Typus der kapitalistischen Production, als Domäne des industriellen Grofsapitals, als Ausbeuterin namentlich der Kinder und Frauen