Volltext Seite (XML)
252 Stahl und Eisen. Verwendung der Hochofengase zur unmittelbaren Krafterzeugung. 15. März 1898. Von einem sechsten Werke wird darüber geschrieben: „Von dem Staube, welcher in den horizontalen Leitungen hier auf der Hütte sich ansammelt, kann ich Ihnen bezüglich des in den Kanälen vor den Winderhitzern sich ansammelnden Staubes nur bestätigen, dafs dieser sehr stark pyrophorisch ist, und haben wir die Absicht, diesen Staub bei der nächsten Gasreinigung auf den Gehalt an Metallen genau untersuchen zu lassen.“ Von einem sieben ten Werk wird geschrieben : »Der Versuch, den Nachweis von Metalldämpfen in Gichtgasen zu liefern, wurde wie folgt ausgeführt: 50 cbm Gichtgase wurden kurz vor Eintritt in den Winderhitzer durch 3 hintereinander geschaltete Kugelröhren gesogen, von denen die beiden Vorderen mit destillirtem Wasser, die letzte mit Salpetersäure (spec. Gewicht 1,2) beschickt waren. Das Resultat war wie folgt: Im Wasser (der Inhalt beider Röhren wurde vereinigt) 0,00056 g Gu und 0,00049 g Fe; Zn konnte nicht ermittelt werden. Das Wasser gab deutliche Chlor-Reaction. In der Salpetersäure: kein Cu; 0,00175 g Fe; Zn fehlt. Es läfst sich vermuthen, dafs die Metalle als Chlormetalle im Gase vorhanden sind.“ Von einem achten Werk erhielt ich ein Schreiben folgenden Inhalts: »Ich habe aufserordentlich oft Gelegenheit, pyrophorisehen Staub beobachten zu können. Am stärksten pyrophorisch ist der Staub in den Kanälen der Winderhitzer vor der Verbrennung. Dafs eine starke Ausscheidung speciell metallischer Dämpfe nach der Verbrennung der Gase stattfmdet, kann man dem Umstande entnehmen, dafs der Staub in den Gaskanälen der Winderhitzer etwa 25 % Zink, in dem Unterbau der Winderhitzer selbst etwa 35 % Zink enthält. Gleichwohl bin ich der Ansicht, dafs durch intensive Streudüsen ein grofser Theil auch der Metalldämpfe wird abgeschieden werden können. “ M. H.! Sie werden mit mir der Ansicht sein, dafs diese Mittheilungen aufserordentlich wichtige Winke für die Reinigung, also auch für die Verwendung der Hochofengase in Gasmaschinen enthalten. Dieselben werden auch jedenfalls den Anstofs zu ferneren Untersuchungen geben. Wenn dampf förmige Elemente oder Verbindungen der Hochofengase als solche in die Verbrennungsräume, d. h. in die Cylinder der Gasmaschinen gelangten, dann würden die aus diesen Dämpfen bei der Verbrennung entstehenden Oxyde oder Verbindungen die Schwierigkeiten der Verwendung der Hochofengase in Gasmaschinen aufserordentlich vermehren. Das scheint in der That auch der Fall zu sein. Ingenieur Lencauchez hat am 8. November 1897, in einer Sitzung der Socit de l’Industrie minrale in Paris, einen Vortrag über Gasmaschinen, betrieben mit Hochofengasen, gehalten, und darin Folgendes ausgeführt: „In Hörde ist die Gasmaschine von 900 P. S. mit Hochofengasen seit zwei Monaten im Betriebe. Die Mittheilungen, welche mir am 29. October 1897 über den Gang dieser Maschine geworden sind, gehen dahin, dafs dieselbe: 1. als Motor sehr gut geht, 2. der Betrieb zu häufig unterbrochen werden müsse, um die Reinigung von dem aus den Hochofengasen stammenden Staub vorzunehmen.“ Lencauchez theilte ferner mit: „Am 7. dieses Monats (November 1897) schreibt man mir, dafs die Gase sehr gut gereinigt seien, dafs die vier zu einer Maschine vereinigten" Motoren aber nicht die erwartete Leistung hätten.“ Um die Hochofengase für die Verwendung in Gasmaschinen brauchbar zu machen, müssen dieselben jedenfalls einer ganz aufserordentlich vorsichtigen trockenen und nassen Reinigung unter zogen werden. Zu 4. Bei der so vorzunehmenden Reinigung würden dann auch die in den Hochofengasen enthaltenen und die von denselben in den Waschern aufgenommenen Wasserdämpfe abzuscheiden sein. Diese Wasserabscheidung durch Kühlung ist ui so noth wendiger, weil die Menge der bei der Ver brennung wirksam werdenden Wärmeeinheiten, z. B. bei 10 % Wassergehalt mehr, um etwa 100 derselben vermindert werden würde. Wenn auf 1 t Roheisen 2000 cbm Hochofengase für Gas maschinen vorhanden sind (siehe Anlage V, Reihe 3), dann sind für einen Hochofen mit 200 t täglicher Erzeugung 400000 cbm Gas im Tage oder 16 667 cbm in der Stunde zu reinigen und zu kühlen. Diese Annahmen, also auch diese Zahlen, sind allen folgenden Ausführungen zu Grunde gelegt. Durch die bisher allgemein gebräuchliche Trockenreinigung der Hochofengase wird haupt sächlich nur der Staub, welcher von den Gasen aus der Beschickung mitgerissen wird, abgeschieden. Bei einem Hochofen in Rheinland, der auf Thomaseisen geht, wird das Gas auf der Gicht durch ein 1800 mm weites Rohr erst 5000 mm senkrecht hochgeführt, fällt dann durch ein ebenso weites Rohr, erst schräg, dann senkrecht, bis auf den Boden eines Trockenreinigers mit Wasserabschlufs, steigt in diesem in die Höhe, gelangt durch ein 1800 mm weites, 24,5 m langes Rohr in einen zweiten 3200 mm weiten Trockenreiniger mit Wasserabschlufs, und durch ein 1800 mm weites, 20 m langes Rohr in einen dritten Trockenreiniger mit Zickzackwänden. Die gesammte Länge des Weges, welchen das Gas bis zur Stelle der Probeentnahme zurückgelegt hatte, betrug etwa 95 m. In dem Gasrohr zwischen diesem letzten Trockenreiniger und dem Winderhitzer enthielt trotzdem 1 cbm des so gereinigten Gases in einem Falle noch 10,27 g und in einem andern Falle noch 6,44 g Staub.