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1. September 1900. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 923 äufserst dünnen, feinen Draht vor sieh, der aus Magna- lium gezogen ist und dem dünnsten Platindraht wohl wenig nachgiebt. Auf das Kilogramm entfallen etwa 150000 m. Das ist beim Aluminium auch absolut un möglich. Hier sehen Sie ein gelöthetes Rohr, das aus einem Stück Blech rohrförmig zusammengelöthet ist. Das Loth scheint aufserordentlich gut zu sein. Ich denke, Sie werden sich am besten die einzelnen Proben an sehen, diese verschiedenen Gufsstücke aus verschiedenen geprefsten und gehämmerten Stücken. Sie können die Feile in die Hand nehmen und sich überzeugen, wie die Sachen sich feilen lassen. Es giebt den besten Beweis, wenn Sie selbst dieses Gufsstück anfeilen. Wenn Sie es mit der trockenen Feile bearbeiten, ver hält es sich nicht wie Aluminium. Die Späne fallen leicht auseinander, die Feile wird nicht verschmiert. Die Zukunft mufs lehren, was wir von diesem Metall zu erwarten haben. Soweit man es übersehen kann, scheint mir ein wichtiger Fortschritt der metal lurgischen Technik vorzuliegen. Welche weiteren Erfolge die Sache haben wird, das ist im voraus natürlich schwer zu sagen; ich will mich jeder Meinung in dieser Beziehung enthalten. Ich möchte aber nicht versäumen, Sie auf diesen Bruch aufmerksam zu machen. Sie sehen hier gegossene Magnaliumstücke, welche mit dem Schmiedehammer geschlagen worden sind. Wenn Sie sich den Bruch dieses Metalles an sehen, werden Sie sich selbst ein gutes Urtheil über die Qualität des Metalles bilden können. Der Bruch hat eine aufserordentliche Aehnlichkeit mit demjenigen von Stahlblech. Es ist allerdings noch ein Unterschied gegen Stahlblech, es ist feinkörniger. Sie sehen hier noch eine Anzahl anderer Proben von Walzblechen. Sehen Sie sich das an, und bilden Sie sich selbst ein Urtheil! Ich bin so wenig Fachmann, dafs ich weiter nichts Neues darüber sagen kann als das, was ich früher selbst bei Bearbeitung der Löthungen erfahren habe. Für kleine mechanische Zwecke hat es sich aufserordentlich werthvoll erwiesen. Ich glaube, dafs man auch jetzt schon sagen kann, dafs das Magnalium für diese Zwecke von grosem Vortheil sein wird und für die meisten Zwecke das Messing zu verdrängen imstande ist. Dem Vortrag, der mit lebhaftem Beifall auf genommen wurde, folgte eine kurze Discussion. Auf die Frage, ob man zuerst das Aluminium und dann das Magnesium schmelze, antwortete Prof. Miethe: „Nein. Das Magnesium wird ausgeschmolzen und das Aluminium eingetragen. Das Aluminium wird durch einen Gufsofen zum Schmelzen gebracht und bei 650° das Magnesium untergetaucht. Dann vertheilt es sich in Form der Legirung. Im allgemeinen zerfällt über haupt der Gufsprocefs in 2 Abtheilungen. In der ersten legiren wir, in der zweiten wird die Legirung, die ausgegossen worden ist, zum Giefsen in Sandformen gebraucht.“ Der Schmelzpunkt des Magnaliums liegt nach Angabe des Vortragenden zwischen 6- bis 700°. Feber die Kosten der Herstellung kann Prof. Miethe keine genaue Auskunft geben. Er constatirt nur, dafs Magnesium augenblicklich in der Technik fast gar nicht gebraucht wird. Die Verwendungen für die PTTotographie und andere Zweige seien so unbedeutend, dafs es keine Rolle spiele. Deshalb sei Magnesium heute ein aufserordentlich theurer Körper; er koste im Grofshandel ungefähr 18 K das Kilogramm. Das Magnesium stelle sich momentan erheblich höher als das Aluminium. Es sei aber jedenfalls nur eine Frage der Zeit, dafs Magnalium in gröfseren Mengen gemacht werde, und dann würde auch der Preis entsprechend sinken. Jetzt koste ein Kilo Magnalium ungefähr ebensoviel wie Messing. Es sei erheblich theurer als Aluminium. Zum Schlufs wurde noch die Frage aufgeworfen, wie sich das Magnalium bei höherer Temperatur ver hält und wie es mit seiner Haltbarkeit im Wasser steht. Prof. Miethe meint, dafs es sich bei höheren Tem peraturen ähnlich verhalte wie Messing, es werde roth brüchig. Wenn es eben in der Erkaltung begriffen sei, könne man es mit dem Hammer zu Pulver zerschlagen. Was die chemische Haltbarkeit im Wasser anbetrifft, so weifs Referent nichts Näheres darüber, glaubt aber, dafs es sich nicht besser oder schlechter als Magnesium verhalten werde. British Iron Trade Association. In der diesmaligen Jahresversammlung, welche am 13. Juni d. J. im Westminster Palace Hötel zu London unter dem Vorsitz von Sir John Jones Jenkins stattfand, wurde zunächst der Bericht des Vorstandes vorgelegt, welchem wir das Folgende entnehmen: Das Jahr 1899 hat einen wirthschaftlichen Auf- Schwung gezeigt, wie er im letzten Viertel des ab gelaufenen Jahrhunderts sonst nicht dagewesen war. Die Roheisen- und Stahlerzeugung hat die bis jetzt höchsten Zahlen erreicht, während gleichzeitig die Preise für Roheisen, Kohle und Koks höher stiegen, als man dies seit der Hochfluthperiode von 1873/74 gekannt hat. Glücklicherweise hat man sich des Vor theils dieser ungewöhnlichen Prosperität erfreuen können, ohne von Arbeiterschwierigkeiten gestört zu werden, es sind jedoch ohnedies die Löhne erheblich erhöht worden. Die allgemeine Preislage auf dem Roheisenmarkt möge die nachstehende Zusammenstellung illustriren, die eine Uebersicht über die Notirungen von Schotti schen, Cleveland- und Hämatit-Warrants giebt: gültigen Preise die niedrigsten Durchschnittspreise der letzten 12 Jahre übertrafen edrigster ehschnitts- s seit 1887 Durchschnitts preis desJahres 1899 Durchschnitts preis im Monat April 1900 Ni Dur prei Schottische Warrants . . £ 2.0.6 £ 3.3.9 £ 4.3.0 Cleveland- „ . . „ 2.0.7 „ 3.0.5 „ 4.4.0 Hämatit- » . . „ 2.3.0 „ 3.8.6 „ 4.3.0 Diese Zahlen zeigen, dafs die im April d. J. bei Schottischen Warrants um £ 2.2.6 oder 85 °/o „ Cleveland- „ „ „ 2.3.5 „ 134 „ „ Hämatit- „ „ » 2.0.0 „ 93 „ Der niedrigste Preisstand war im Jahre 1888 zu ver ¬ zeichnen, doch auch im Jahre 1893 erreichten die Preise wieder ein gefährlich niedriges Niveau, indem die Durchschnittssätze für Cleveland-Warrants £ 2.2.10 und für Hämatit-Warrants £ 2.5.1 betrugen. Der Bericht giebt sodann die Zahlen über die Production sowie über die Ein- und Ausfuhr von Eisen und Stahl; wir verweisen bezüglich derselben auf die früheren Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift. Die Nachtheile, welche durch Schiffahrtsringe der englischen Industrie zugefügt sein sollten, waren erneut Gegenstand der Thätigkeit der Gesellschaft; im Juni wurde von Mr. Ritchie, dem Präsidenten des Board of Trade, eine Abordnung, bestehend aus Mitgliedern der Association sowie verschiedener Handelskammern und sonstiger Corporationen, empfangen; ein directes Ergebnifs haben die Verhandlungen bisher noch nicht gehabt, aber man glaubt, eine zeitgemäfse Warnung ertheilt zu haben. Die gesetzgeberische Thätigkeit des Landes er streckte sich während des Berichtsjahres auf folgende Gesetzentwürfe: 1. The Boiler Inspection and