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Dresdner Journal : 04.07.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186807048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-07
- Tag 1868-07-04
-
Monat
1868-07
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1868
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«»»4». X iNvr«»««» tritt jüdsllod s 'N»!». 8t«wi>«Ieedllkr, a«» kionU. S»»4»» ?»»t »»ä 8t«wp«i»a»°di»ri>ia»u. 0/ I» I ^U»rU«ck: «rSlr—K-r SLLi!-! -!?" ristrateapreise: ^Tr -«» 8»am «l»«r i«»p»>t«n»ll Lell«: 1 V»t«r „Liu^»,«Qät" <ii« L«U«r 8 N»r. Lrschrt»»«: TkTGtied, mit Su»v»iu»« äer 8oiui- aos elvrt«^«, ab«oä, Nir 6eo solssvoäv» l'LL Sonnabend, de» 4. Jnli. I8«8. DresimerImuMl. Verantwortlicher Redacteur: A G. Hartmann. Snseraitnannahme auswärts: I.«Ip»ix: L» L»4k,l>»r«7"r«», 6vmw»»loalr ä«, vre»äii«r ^oori>»l»r «Y«o6»«.: H. Lvori l'oxr; L«mdurM-I«rU»- Vi,»-I>«ip»is-L«"I-rr»wlNir1 «. N-: Un»«»,r,i» K Voai.»», U«rU»^ 0»oriv, ,ci>« Luolik,, 8ur«»n, üvovLra Nr«M«>: L. 8c»l.ov«z >r«^»o: L, 8rt«as«'« ^voonceodor««», Fili«, NiLi, L ; knulkkart ». N.: ^üa«»',od« 8aokk.; LSlo: Xi>. SLom», k»ri,: Svi-L»» t6»., (8, ?I«e« U« I» Lour-s); vr»x: k«. Lurn-io»'» LocUK.; Vie»: Xi.. Orrei.ii. Herausgeber: LLvigl. Lrpeäitioa äe» Oreiävsr ^oaruat», vreeäe», Lt»ri«Q»tr»»,« Ko. 7. Amtlicher Theil. Gesetz, die Ausgabe neuer 4procentiger Staatsschulden- kassenscheine im Betrage von 2V Millionen Thaler betreffend. Wir, )J,H»««, v»n Eitle« Emde« König »»» Sachse» re. re. re. erachten im Hinblick auf die bevorstehende Ausführung mehrerer Eise» dahnanlagen die Verstärkung der Baar bestände Unserer Staatskasse durch fernerwette Ausgabe neuer StaatSschuldrnkaffenscheine für erforderlich und beschließen demnach mit Zustimmung Unserer getreuen Stände andurck, wie folgt: S 1- W Von dem Landtagsausschuffe zu Verwaltung der Staatsschulden sind neue vierprocentigc Staatsschulden- ' kassenscheine zum Nominalbeträge von überhaupt Zwanzig Millionen Thalern mit , 10,000,000 Thlr. in Abschnitten zu 500 Thlr. Iü X. 5,000,000 Thr. in dergleichen zu 100 Thlr. Ut. k. 3,000,000 Thlr. in dergleichen zu 50 Thlr. Ut. 0. und 2,000,000 Thlr. in dergleichen zu 25 Thlr. Ut. S. zur Ausfertigung zu bringen und an Unser Finanz ministerium zur weiteren Verfügung abzugeben. 3 2. Diese neuen StaatSschuldenkassenscheinc sind unter dem 2. Januar 1869 auszufertigen und mit Talons, sowie mit Coupons über die vom 1. Januar 1869 an laufenden Zinsen zu versehen. 8 3. Die Verzinsung nach Vier Procent aufs Jahr rr- folat halbjährlich in den Terminen 2. Januar und 1. Juli bei der Staatsschuldenkasse. 8 4. Diese Anleihe wird nach vorausgegangener halb jähriger AuSloosung, mit welcher zum 1. Juli 1873 der Anfang gemacht wird, allmählich zurückgezahlt. Die Zurückzahlung erfolgt bei der Staatsschulden kasse in den in 8 3 angegebenen Hinstermiucn. Der Mindestbetrag der halbjährlichen Tilgungs summe wird hiermit auf Ein halbes Procent der in § 1 bestimmten Emissionssummc festgesetzt. Es kann aber der planmäßige Tilgungsbetrag mehrerer Halb- jahrStermine einer und derselben Finanzperiode nach Befinden auf Einmal ausgeloost und demgemäß früher zur Abzahlung gebracht werden. Im Utbrigen bleibt Vorbehalten, nicht nur zu jeder Zeit eine höhere Tilgung entweder im Verloosungswcge oder im Wege des Ankaufs aus freier Hand eintreten zu lassen, sondern auch unter Einhaltung halbjähriger Aufkündigung an einem der mehrerwahnten beiden Zinstermine die ganze Anleiheschuld oder auch nur eine Serie derselben zurückzuzahlen. 8 5. Die zur Verzinsung und Tilgung erforderlichen Geldmittel werden der Staatsschuldenkasse zur gehörigen Zeit auS den bereitesten Staatseinkünften in der gesetz lichen Landeswährung angewiesen werden. 8 6. Für die pünktliche Einzahlung der planmäßigen Zins- und Tilaungsmittel ist Unser Finanzministerium, für die planmäßige Verwendung derselben der Land« tagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden ver antwortlich. 8 7- Die in dem Mandate vom 26. August 1830 wegen Gleichstellung der nach der ständischen Bekanntmachung vom 7. Juli 1830 auszugebenden neuen, zu 3 Procent zinsbaren landschaftlichen Obligationen mit den Litern Steuer- und Kammer - Creditkassenscheiuen erthcilten Vorschriften leiden auf die, dem gegenwärtigen Gesetze gemäß auSgefertigtrn 4procentigrn Staatsschuldenkasien scheine, ingleichen auf die dazu gehörigen TalonS und Coupon- durchgängig ebenfalls Anwendung. Feuilleton. Pariser Briefe. Paris, 30. Juni >868. Die Ermordung dcS Fürsten von Serbien hat, wie überall, so auch hier in Paris tiefsten Abscheu erweckt; am schmerzlichsten aber wurde ein junger Mensch, fast noch ein Kind, davon betroffen, der sorg- und ahnungs los hier in Paris aufwuchs und unter der Leitung ernster und gediegener Männer für seine künftige, schwie rige Bestimmung herangebildet wurde. Dieser junge Mensch war Milan Obrrnowitsch, der Neffe de» Ermordeten, aegenwärtig sein Nachfolger. Einige No tizen über diesen jungen Fürsten, der so unerwartet und infolge so blutiger Ereignisse schon so früh al- handelnde Person auf unsre bewegte Weltbühnr be rufen worden ist, — und zwar auf einen Theil dieser Bühne, auf welchem sich aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutende und folgenwichtige Ereignisse entrollen wer den — dürften gerade im gegenwärtigen Augenblicke nicht ohne Interesse sein. Milan Obrrnowitsch ist ein Knabe von vierzehn Jahren, sieht aber wett älter auS; es ist dies wohl ein Erbtheil der orientali schen Racen, dir frühreif, sich rasch entwickeln. Er ist schlank, hoch aufgeschossen, von zartem Gliederbau; er hat da- Gesicht eine- jungen Mädchen-, ein wah re- Milchgesicht, dabei aber einen offnen, festen Blick, der schon eine gewisse, männliche Entschlossenheit vrrräth. Milan erinnert ein wenig an den jungen Könia von Griechenland, nur sind seine Gesichtscügc schärfer ausgeprägt; seine ganze Erscheinung ist sehr sympathisch. Er besuchte hier in Pari- da- Lyceum 1-a»ta I« 0e»ä, war rin eifriger Schüler, lernte tüch tig und wurde oft al- Erster an der Spitze seiner Mitschüler genannt; sei» Name prangte säst stet- an § 8 Mit der. Llu-führung dieses Gesetzes ist beziehent lich Unser Finanzministerium und der Landtagsausschnß zu Verwaltung der Staatsschulden beauftragt. Urkundlich haben Wir dasselbe eigenhändig vollzogen ' und Unser Königliches Siegel beidrucken lassen. Gegeben zu Dresden, am 26. Juni 1868. (I. 8 ) Johann. Richard Freiherr do» Kriese«. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Tel,graphische Nachrichten. 8eit»«g»sch>«. (Neue Preußische Zeitung. — War rens' Wochenschrift.) ragrepeichichte. Dresden: Königin Karoline von Dänemark. — Berlin: Das Befinden des Grafen v. d. Goltz. Von der Civilproceßcommission. Die städtische Stcuerfrage. Dementi. — Insterburg: Arbeiterexcesse. — Aachen: Freisprechung. —Wies baden: Falsche Zeitungsnachricht. — Oldenburg: Vom Landtage.—München: VomHofr. —Stutt gart: Justizgeseye. Vertrag mit Nordamerika. — Wien: Protest des Gemeinderaths gegen die päpst liche Allocution. Dementi. — Pesth: Vom Land tage. — Paris: Aus der Budgetdebatte des gesetz gebenden Körpers. Serbien nnd Tunis. — Brüs sel: Arbeitercongreß. — Florenz: Kammerverhand- lungrn. Standeserhöhung. — Madrid: Dementi. — London: Sir Robert Napier. Parlamentsver handlungen. Aufrührerisches Placat. — Belgrad: Tagesbericht. Ernenn»»-«», versehuagea re. im öffentl. Dirasir. Dresdner «»chrichlen. Prapivzialaachrichten. (Leipzig. Chemnitz.) vermischte«. Telegraphische Nachrichten. verliu, Freitag, 3. Juli, Nachmittag« 2 Uhr 2« «in.*) lW.T.B.) Sr. Majestät der Kiiaig reiß erst im Herbst nach den Elbherzagthümrr«, begleitet von dem Grafe« Bismarck, und wird altbau» bart auf Schloß Glücksburg wohnen. *) I« Dresden eingegangea um 4 Uhr. Wien, Freitag, 3. Juli. (Corr.-Bür.) Die „Wien. Zig " veröffentlicht da« Gesetz der vaurrngütererbfalge, die Vollziehung-Verordnung in Ehesachen und die Ler, Ordnung, wodurch da« verbot der Thratervorfirlla«- aeu aus fünf Tage im Jahre beschrankt wird, näm lich: die drei letzten Eharvochentage, Fronleichnam!» tag und 24. Drcrmber. Brüssel, Dounrritag, 2. Juli, Abend«. (W. T B.) Sicherm Brrnehmrn nach wird die Regierung demnächst ein Derret veröffentlichen, welche« die Ein» fuhr und dir Verwendung von Nitro-Glyreriue ver bietet. London, Donnerstag, 2. Juli, Nachmittag». (T. B. f. N.) Im Parlamente gab heute, auf eine an ihn gerichtete Anfrage, der Staatssekretär de» Aeußern, Lord Stanley, die Erklärung ab, der Handelsvertrag mit Oesterreich werde heute unterzeichnet werden. Belgrad, Donuerötag, 2. Juli, vormittag». (W. T. B.) Kanonendonner und Glockengeläute ver künden der Bevölkerung, daß die Skuptschin» Mila« Obrrnowitsch H als Fürsten do« Serbien proelamirt hat. Dir Stadt ist festlich geschmückt. Der Fürst fuhr, van Bolkreavalerie geleitet, nach Toptschider, wo die Skuptschiua tha stürmisch begrüßte und wo simmt- liche Lonsul« anwesend waren. Der Fürst sagte in einer Ansprache an die Skuptschin» u. A>, er werde, obwohl uoch jung, mit ollen Kräften dahin streben, da» Volk glücklich zu machen. Daraus nah« der Fürst in der Uniform ein,» Obersten unter endlosem Jubel eine Truppenrevue ab. Die von den Belgrader Ab geordneten vorgeschlagrne Rrgeutschaft, bestehend au» de« Krieg-Minister vlaznawatsch, dem ehemaligen Mi nister der auswärtigen Angelegenheitr«, Riflitsch, und dem Senator Gavriaaowitsch, ist von der Skuptschin» einstimmig bestätigt worden. Die bitherige Cioilliste ist feiten der Skuptschin» auch dem neuen Fürsten be willigt worden. Morgen wird die Skuptschin» da« neue Ministerium wählen. Belgrad, Freitag, 3. Juli. (Corr.-Bür.) Die Eonsalate begrüßten die Fürstenwahl durch Aushiffeu der Flagge«. Der Fürst verließ die Skuptschin» un ter Kanoneusalven, hielt einen feierlichen Einzug in die Stadt, uahm den Truppen den Eid ab. Morgen Salbung in der Kathedralkirche. Dre«den, 3. Juli. Den Parteien in Süddentschland gegenüber, welche das Projcct eines „zwischen den Großmächten vermit telnden" und „die Allianzverträge mit Preußen ab werfenden" Südbundes verfolgen, sucht die „Neue Preußische Zeitung" die militärische Unhalt barkeit eines selbstständigen Südbnndes dar- zulegcn. Nachdem der Artikel die aeographische Ge staltung Süddeutschlands beleuchtet, fahrt derselbe fort: „Wenn Oesterreich von drei Punkten, beispielsweise Eger, Braunau und Bregenz, Heere nach Süddentsch land sendet, deren Gesammtzahl nur der Gesammtmacht des Bundes gleichkommt, so ist, wenn die Führung auf beiden Seiten gleich gut ist, hundert gegen eins zu wetten, daß der Südbund unterliegt, weil er sich in einer verzweiflungsvollen Defensiv-, Oesterreich sich aber in einer dominirenden Offensivstellung befindet. Der Norddeutsche Bund besitzt eine ganz andere Offensiv- stärke gegen Süddeutschland, als Preußen vor zwei Jahren. Von Saarbrücken bis zu dem sächsischen Plauen hat Norddeutschlaud eine zusammenhängende, auf die Festungen Mainz und Erfurt gestützte Opera tionsbasis mit den natürlichen Hecrrsstraßen der Tha ler der Saale, Werra, Fulda und des Rheins, wie mit den Eisenstraßen Leipzig-Hof, der Werra- und der Main-Weser-, nebst der thüringschen Bahn, welche die schnellste Herbeischaffung alles lebenden und todten Kriegsmaterials sichern. Dazu ist der Norddeutsche Bund die feste Organisation der Wehrkräfte von 30 Millionen; der Sudbund von nur Millionen würde schwerlich eine gleich feste militärische Organi- ation haben. Am schlimmsten wäre dieser Bund mit frankreich daran. Denn diese Nachbarmacht kann ihre chlagfertigen Heere auf den trefflichsten Schienenwegen nicht blos bis an den Ostfuß der Vogesen führen, — sie hat schon in dem für Süddeutschlands Sicherheit so wichtigen Rheinthale den großartigen Wafsenplatz Straß burg, und kann außerdem, wenn sie die Neutralität der Schweiz nicht achten will, woran doch die Schweiz selbst sie nicht zu hindern vermag, sehr bequem das Rhrinthal hinauf nach Bayern Vordringen. — Hilfs mittel zur Ausgleichung dieser strategisch ungünstigen Verhältnisse gicbt es nicht. Denn wollte und könnte auch der Südbund Millionen über Millionen anwen den, um eine Reihe der stärksten Plätze und Verschan zungen anzulegcn, — che diese Fortificationcn vollen det wären, stände der Feind im Lande. Volksbewaff nung nützt ebensowenig, denn diese haben auch Frank reich und der Norddeutsche Bund; die Art von Volks bewaffnung aber, von der sich die schwäbischen Radicalen Wunderdinge versprechen, würde gerade die stärkste Schwächung des Südbundes sein. Die durch die Ei senbahnen so außerordentlich beschleunigte Kriegfüh rung verlangt stets bereite und verhältnißmäßig starke Frirdensheere; das ist eine Folge der Anwendung der Dampfkraft auf den Landtransport, die man nun ein mal nicht aus der Welt schaffen kann. Mit der Zahl der Friedrnsheerc wächst aber auch bei so kurzer Dienst zeit, wie in der norddeutschen Armee, die Zahl der brauchbaren Reserven; wie große Anstrengungen also auch der Südbund machen wollte, die Zahl dieser Re der Ehrentafel, die im Sprechzimmer des Lyceums hängt; die fleißigen Schulstudien hinderten, ihn jedoch keineswegs an der ebenso eifrigen Benutzung seiner Freistunden, die er in dem an seiner einfachen.Behau sung gelegenen Garten ganz nach wilder Knabcnart genoß; die herbrigerufenrn Nachbarkinder, sämmtlich seine guten Freunde, standen ihm hierin redlich und nach Kräften bei. Der ermordete Fürst hegte für die sen Neffen eine ganz besondere Zärtlichkeit; aber erst vor zwei Jahren hatte er die Absicht ausgesprochen, den jungen Milan zu seinem Nachfolger zu bestimmen. Dies änderte jedoch nicht- am Zuschnitt, der für die Erziehung des Prinzen einmal genommen war; die höchste Einfachheit wurde beibrhalten, umsomehr, als dieselbe sich mit den Sitten und Gebräuchen seines Landts und seiner künftigen Unterthanen im vollkom mensten Einklang befand. Man hat die Serben schon öfter und wohl nicht ganz mit Unrecht die Corsen des Orients genannt: sie sind Alle mit ihrem Fürsten mehr oder minder verwandt, geben ihm die Hand, wenn sic ihm begegnen, reden ihn mit „Du" an, wenn sie mit ihm sprechen; man findet bei ihnen sogar die Fehler und die Übeln Eigenschaften der Corsen wieder: die Vendetta unter andern. Die Feind seligkeiten der beiden vornehmsten Familien de« Lan des liefern hierfür einen schlagenden Beweis. Der alte Milosch Obrrnowitsch, der Held der Unabhängig- keitSkriege, der erste serbische Fürst im Jahre 1816, ließ seinen Nebenbuhler Karageorgiewitsch ermorden. Ein Georgiewttsch stürzte dagegen im Jahre 1842 den Nachfolger deS alten Milosch, den Fürsten Michael II., vom ? drone. Und wir grgenwärtig behauptet, abrr von der Untersuchung wohl nicht nachgewirsen wrrden wird, sollten dir Meuchelmörder drS Fürsten Michael IN. von Karageorgiewitsch gedungen sein! Hoffen wir, daß dies« blutige Reihenfolge hier innehalten und daß dem jun gen Milan ein« bessere Zukunft bereitet sein möge. Die Schreckensnachricht traf den armen jungen Prm- zep wie ein Donnerschlag aus heitcrm Himmel; er hing mit großer Liebe an seinem Onkel; sein ganzes Herz war grtheilt zwischen diesem Onkel und seiner Tante Thomaina Obrrnowitsch, die nach den er sten telegraphischen Nachrichten ebenfalls todt ge sagt wurde — der arme Knabe glaubte also mit einem Schlage Alles verloren zu haben, was er liebte. Dem ersten Ausbruche seines gewaltigen Schmerzes folgte eine heftige Zornesäußerung: „Ich werde sie rächen, das schwöre ich!" rief er zornglühend. Während nun die Zeitungen sich mit dem blutigen Er eignisse beschäftigten und die bevorstehende Abreise des jungen Fürsten nach Serbien verkündeten, war dieser längst schon unterwegs; um die Verschwörer irre zu leiten, schien Man in seiner Wohnung noch mit Reise- vorkehrungcn beschäftigt, während er bereit- die Strecke maß, die ihn von seiaem Vaterlande trennte; er war von seinem Erzieher und von den serbischen Abgesand ten begleitet und zu größerer Vorsicht auch noch von Gendarmen umgeben; diese Art zu reisen mag recht sicher sein, angenehm ist sie jedenfalls nicht; so hat der arme junge Prinz Frankreich, Baden, Württemberg, Bayern und Oesterreich durchflogen, bi- er endlich im buchstäblichen Sinne des Worte- von Gendarm zu Gendarm, glücklich in Belgrad angelangt ist. s- K»»ßi»daßrie. Bei dem Interesse, welche- sich gegenwärtig überall für die Entwickelung der Kunstin- dustrir kundgirbt, sei auf eine unter dem Titel „Kunst und Gewerbe^ von dem Architekten vr. C. Steg mann herau-aegrbene Wochenschrift (Weimar, Expe dition vo« T. F A. Kühn) hingewirsen Dieselbe sucht scrven zu vermehren, er würde auch in dieser Beziehung jeder seiner Nachbarmächte uachstehen. Nun gar aber mangelhaft ausgebildete und mangelhaft geführte Re- cruteu den in vielen Feldzügen bewährten Heeren Frankreichs und Norddeutschlands entgegenstellen, — das hieße doch vollends die Pferde hinter den Wagen spannen. Ein selbstständiger Südbund ist sonach nichts Anderes, als das militärische Wölkenkuckucksheim phan tastischer Politiker und phrasenvoller Volksredner, die jedes praktischen Sinnes bar und ledig sind." Die Wiener Blätter beschäftigt noch immer die Frage des Ausgleichs mit den Tschechen. Die Hoffnung, daß auch die Tschechen nach einiger Zeit beginnen werden, loyal zu handeln, wird von ihnen nicht aufgegeben. So schreibt „Warrens' Wochen schrift" m ihrem neuesten Artikel: „Wenn die Tschechen nicht das Regieren in Oesterreich unmöglich machen können — und sie wissen recht gut, daß sie das nicht vermögen — so kann ihre Opposition nicht zur Folge haben, daß man ihnen ihren Willen thut. Wenn ihre Gegner Luft bezeugten, Sprache und Sitten der Tsche chen zu vertilgen, ihnen gleiche Rechte mit den andern Staatsbürgern zu mißgönnen, ihnen im Staate eine untergeordnete oder unwürdige Rolle anzuwcisen, so wäre selbst ein hoffnungsloser Kampf zu rechtfertigen. Aber gleiche Rechte auszuschlagcn und den Schmoll winkel dem Parlamente, die unberechtigte Opposition der berechtigten vorzuziehen, ist doch nur durch den Zustand einer leidenschaftlichen Aufregung zu entschul digen. Daß diese noch besteht, ist erklärlich. Zu jeder Abkühlung in der physischen und geistigen Welt ist Zeit erforderlich, und es ist noch nicht gar lange her, daß eine große Erhitzung der Gemüther eintrat. Der Mo narch hatte, wie es uns bedünken will, eine richtige Periode gewählt, eine nicht zu frühe und nicht zu späte, um den tschechischen Staatsbürgern Worte der Begü tigung und der Gerechtigkeit zuzuwenden. Und wenn sie auch keine momentane und volle Wirkung gehabt haben, so wird doch diese kaum ausbleiben. Ein mit Vorliebe gehätschelter und großgezogener Groll schwin det nicht auf einmal. Auch das Murren hat seine Etikette. Es nimmt in regelmäßigen Intervallen an Intensität ab und stirbt allmählich. Es war uns will kommen, daß der Kaiser den Reichskanzler nach Prag berief, um mit den Häuptern der Tschechen zu verkehren. Die ersten Männer des cisleithauischen Ministeriums waren Parteihäupter, bevor sie Minister wurden. Wir sind überzeugt, daß sie sich heute nicht mehr als solche fühlen und daß sie bereit stehen, die vollste Gerechtig keit gegen ihre tschechischen Mitbürger zu üben. Aber naturgemäß sind die glücklichen Führer in einem poli tischen Kampfe nicht als glückliche Vermittler zu be trachten. Man wird glauben, daß sie, wo sie versöhnen wollen, zu gebieten beabsichtigen, und der gegnerische Stolz wird wach gerufen werden, wo die Vernunft, die Loyalität und mildere Gefühle sich regen sollten. Der Reichskanzler besitzt zwei eminente Eigenschaften für das Amt des Vermittlers: die vollste Leidenschafts losigkeit und ein wahrhaft echtes Wohlwollen für seine Mitmenschen. Selten findet man so viel Milde mit so wenig Schwäche gepaart, so viele Festigkeit mit so ge ringer Selbstliebe und Rechthaberei. Für das schwerste Werk hat jedenfalls der Monarch den besten Mann ausgesucht. Man hat bei dieser Gelegenheit versucht, die Eifersucht des cisleithauischen Ministernuns gegen den Reichskanzler zu erregen. Das war wohl ein vergebliches Bemühen. So klein sind die Seelen der Männer nicht, welche die diesseitigen Länder lenken, um die patriotische Thätigkeit des Mannes in Fesseln schlagen zu wollen, dem der Staat es allein verdankt, daß er eine feste Form und Gestaltung gefunden hat." Tagesgeschichk. Drrsde«, 3. Juli. Ihre Majestät die Königin- Witwe Karoline von Dänemark ist gestern Mittag, von Wiesbaden kommend, hier eingetroffen und hat im „Hotel Bellevue" Quartier genommen. Ihre Majestät in reger und umsichtiger Weise die deutsche Kunstin dustrie zu fördern. Nicht nur die Formgebung, son dern auch die mechanischen Herstrllungsmittel und die geschäftliche Verwerthung finden Berücksichtigung; wobei gleichmäßig Bezug genommen wird auf die Gegen stände des täglichen Bedarfs wie auf die Erzeugnisse des Luxus. Neuerdings werden der genannten Wo chenschrift auch in Lithographie, Holzschnitt oder Far bendruck ausgeführte Abbildungen kunstgewerblicher Gegenstände beigegeben. L Liter»t«r. „Deutscher Sprachwart. Zeit schrift für Kunde und Kunst der Sprache; insonderheit für Hege und Pflege unsrer Muttersprache in allen ihren Mundarten; für Schirm und Schutz ihrer Ge rechtsame in Heimath und Fremde; für Reinheit und Richtigkeit ihre- Gebrauch- in Rede und Schrift. Her- ausaegeben von Max Mo ltke. Leipzig, Albert Fritsch. 1868." Die Benennung „Deutscher Sprachwart" ist vom Herausgeber nicht so gemeint, als wolle er'sich selbst zum ausschließlich berufenen „Wärter der Mut tersprache" aufwerfen, sondern jener Titel ist auch al- Anruf, als Ermahnung zu verstehen und etwa so au-- zulegen: „Du Deutscher, weß Standes und Geschlecht-, weß Alter» und Beruf- Du auch seiest, in Allem, wa» Du redest und schreibst, sei Du selbst ein Sprachwart, da» heißt: Belausche Dein Sprachgefühl, auf daß Du d«S unabhängig von Dir selbst in Deiner Mutter sprache waltenden SprachgristeS Dir bewußt werdest, und trage da- Deine dazu 4wi, daß die Reinheit und Keuschheit und Krastfülle Deiner Muttersprache gewahrt bleibe I" — Moltke s Zeitschrift erscheint monatlich zwei mal, d«r Preis de- Jahrgangs ist 2 Thlr. Die vor liegenden vier Nummern sind sehr reichhaltig au-gestat- tet, und die verschiedenen Rubriken zeigen, daß auch
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