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634 Stahl und Eisen. Die Theorie der Eisen-Kohlenstoffleqirnngen u. s. w. 15. Juni 1900. ist die Menge des Martensits geringer geworden, | neben ihm tritt Ferrit auf, dessen Menge der | des bei dieser Temperatur ausgeschiedenen /if-Eisens nahezu gleichkommt. Bei allmählich sinkender Abschrecktemperatur bis etwa 700 P C. wird man unter dem Mikroskop immer mehr Ferrit und immer weniger Martensit entdecken. Die Linie F G im Schaubild Figur 7 ist der j Ausdruck für eine zweite Wärmeentwicklung, also Aenderung des Energieinhaltes, welche für I alle Kohlenstotf-Eisenlegirungen bis etwa 0,35 °/o Kohlenstoff bei 770 °C liegt. Mit der Wärme entwicklung ist eine wesentliche Aenderung im magnetischen Verhalten der Legirung festzustellen. Die Aenderung ist auch in den kohlenstoffärmsten bisher beobachteten Eisensorten beobachtet worden, so dafs auch hier eine Aenderung der chemischen Zusammensetzung, bezw. eine Um- gruppirung der Atome verschiedener Elemente, Temperatur in rt C. Figur 11. solange nicht entgegensprechende Thatsachen vor liegen, kaum zur Erklärung herangezogen werden kann. Wir haben also wiederum nach den in der Einleitung gemachten Bemerkungen die Merkmale einer allotropischen Umwandlung des Eisens vor uns. Nach der Bezeichnungsweise Osmonds findet hier ein Uebergang des nicht magnetischen ß- Eisens in die magnetische a-Allotropie statt. Der Umwandlungspunkt wird mit Ar 2 bezeichnet. Als Beleg für die Aenderung des Magnetismus bei Ar 2 = 770° soll Figur 11 dienen, welche von Prof. Curie* herrührt und dem „Metallographist“ 1899 III S. 175 ent nommen ist. Die Abscissen geben die Tempe raturen, bei denen die Magnetisirung eines weichen Eisendrahtes von 0,87 cm Länge und 0,014 cm Durchm. vorgenommen wurde. Die Ordinaten geben ein Mafs für die Intensität der Magnetisirung bei den zu den einzelnen Schau linien beigeschriebenen Feldstärken. Es ergiebt sich bei allen Feldstärken übereinstimmend ein Minimum der Intensität bei etwa 770°, also bei Ar 2 . Erhitzt man kohlenstoffarmes Eisen auf diese Temperatur, so hört es auf magnetisch zu sein. Bei der Abkühlung des Eisens von einer Temperatur oberhalb Ar 2 tritt plötzlich bei dieser Temperatur Magnetismus ein. Nach der horizontalen Lage der Linie F G zu urtheilen, ist die Lage des Punktes Ar 2 in gewissen Grenzen unabhängig vom Kohlenstoffgehalt. Das bei Ar 8 gebildete ß- Eisen mufs demnach sein- geringe Mengen Kohlenstoff enthalten, sonst wäre zu erwarten, dafs F G mit steigendem Gehalt an diesem Körper etwas nach unten sinkt. Bei etwa 0,35 °/o Kohlenstoff treffen FG und A B im Punkte G zusammen. Dieser letztere ist somit ein Punkt doppelter Umwandlung; dort vollzieht sich die Ausscheidung von ß - Eisen aus der festen Lösung von Kohlenstoff in y-Eisen, und gleichzeitig findet der Uebergang dieses/f-Eisens in den a-Zustand statt. Man bezeichnet deswegen die Punkte der Linie GB mit Ara, 2- Während die Wärmeentwicklung bei Ar 3 (Linie A B) plötzlich stattfindet und sich daher in den Abühlungs- curven sehr deutlich zu erkennen giebt, ist die Umwandlung bei Ar 2 eine allmähliche, von den Punkten der Linie F G an beginnende und sich von da nach unten erstreckende. Linie F G giebt nur die oberste Grenze der Umwandlungsperiode. Nach Osmond* liegt die untere Grenze dieser Periode vermutlich unterhalb D E, also unter 690 °. Diese Ansicht wird auch durch die Magnetisirungscurven in Figur 11 bestätigt. Bei 770“ beginnt das plötzliche Eintreten des Magnetismus; derselbe nimmt mit sinkender Temperatur anfänglich rasch zu, erreicht aber sein Maximum erst unterhalb 600 0 C. Die Bedeutung der Curve B C wurde bereits früher („Stahl u. Eisen“ 1899 XV. S. 713, 714) erörtert. Sie entspricht der Ausscheidung von Cementit. Die Linie D E giebt die constante Temperatur Mn = 690 0 an, bei welcher der letzte Rest der festen Lösung von Kohlenstoff in y-Eisen, die eutektische Legirung mit etwa 0,8 °/o Kohlenstoff, in ein inniges Gemenge von Ferrit und Cementit zerfällt. Der Uebergang von y-Eisen in ß- und <<-Eisen vollzieht sich zu gleicher Zeit. Es ist möglich, dafs sich die letzten Reste von ß- Eisen erst noch unterhalb Ari vollständig in a - Eisen umwandeln. Auf der Linie D E spielen die noch rückständigen Curie, These, Paris, Gauthier-Villars 1895. * Osmond, Metallographist 1899, III, 8. 169. What is the inferior linnt of the critical point Art?