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1. Mai 1900. .STAHL UND EISEN." Nr. 9 109 Berliner Neueste Nachrichten. Das nachstehende Rundschreiben ist im März d. J. an eine gröfsere Zahl von Industriellen gesandt worden: „In allen Ländern mit hochentwickelter Industrie verfügt die letztere über eine oder mehrere grofse politische Zeitungen, welche die Interessen der Industrie der Regierung und den parla mentarischen Körperschaften gegenüber, sowie auch sonst zu vertreten sich zur Aufgabe gestellt haben. In Deutschland ist dies bisher nicht der Fall gewesen. Wohl haben mehrere der be stehenden grofsen wirthschaftlichen Vereinigungen durch ihre Herren Geschäftsführer Fühlung mit der oder jener grofsen Zeitung bisher gehabt, hingen aber - stets von dem guten Willen der letzteren ab, ob diese im gegebenen Falle ihre Spalten den ihnen zur Aufnahme zugehenden Dar legungen öffnen wollten. Es ist daher wiederholt vorgekommen, dafs Anschauungen der Industrie in der deutschen Presse überhaupt nur unvollkommen oder gai- nicht zur Geltung kamen. Der Mangel eines eigenen Organs der Industrie wird in den nächsten Jahren um so fühlbarer werden, als innerhalb derselben die Verhandlungen wegen Erneuerung der Handels verträge stattfinden werden. Die Industrie wird, wenn sie hierbei nicht benachtheiligt sein will, sehr scharf auf die Wahrnehmung ihrer Interessen bedacht sein müssen und die letzteren mit Consequenz und Sachkenntnifs zu wahren haben. Zur Erreichung dieser Zwecke erschien es unbedingt geboten, sich in den Besitz einer grofsen, täglich mehrmals erscheinenden politischen Zeitung zu setzen. Nur periodisch er scheinende Zeitschriften können dem im Auge gehabten Zwecke nicht dienen. Die Leser sowohl wie diejenigen Kreise, auf welche der Inhalt des Blattes einzuwirken bestimmt ist, müssen täglich die nöthige Information erhalten, und die Geltendmachung des Standpunktes der Industrie Angriffen oder falschen Darlegungen gegenüber kann nicht bis zu dem Tage warten, zu welchem ein periodisch erscheinendes Blatt in den Druck gelangt. Namentlich gilt dies mit Rücksicht auf die parlamentarischen Verhandlungen, welche oft Unrichtigkeiten bringen, die einer sofortigen Correetur bedürfen. Auch auf dem Gebiete der Social-Politik bedarf die Wahrnehmung der Interessen der Industrie einer sorgfältigen und energischen, von Sachkenntnifs unterstützten regelmäfsigen Thätigkeit, wie sie mit Aussicht auf Erfolg nur in einem grofsen politischen Blatte zu finden ist. Von dieser Erkenntnifs durchdrungen, entschlossen sich einige wenige Industrielle am 1. Januar 1899, die „Berliner Neuesten Nachrichten“ anzukaufen. Die „Berliner Neuesten Nachrichten“ bestehen seit einer längeren Reihe von Jahren, erscheinen in einer hohen Auf lage, stehen in politischer Beziehung auf einem unparteiischen Standpunkte, den sie auch in Zukunft einhalten werden, haben von jeher die Fürst Bisniarck’sche innere wie äufsere Politik, insbesondere auch dessen Wirthschaftspolitik, rückhaltlos unterstützt und werden in diesem Sinne auch weiter ihre Aufgabe im Interesse des Schlitzes der nationalen Arbeit zu lösen suchen. Durch geeignete Mafsnahmen ist Vorsorge dahin getroffen, das die Redaction stets unterrichtet sein wird, um die Interessen der deutschen Industrie mafsvoll, aber bestimmt vertreten zu können. In dem abgelaufenen Jahr ist das im Interesse der Allgemeinheit begonnene Unternehmen von den betheiligten Kreisen in dankenswertester Weise unterstützt und gefördert worden, so dafs die Zeitung heute bereits eine starke Verbreitung in den industriellen Kreisen ganz Deutschlands hat, welche sich daran gewöhnen, in den „Berliner Neuesten Nachrichten“ eine Art Verbandsorgan zu sehen. Je näher die Verhandlungen über die Erneuerung der Handels verträge kommen, um so geschlossener mufs die deutsche Industrie zusammenstehen. Das geschieht zweifellos am wirksamsten durch die Förderung des berufenen Organs der Industrie. Unter Hinweis auf dieses von zwei hervorragenden Industriellen unterzeichnete Rund schreiben bittet die unterzeichnete Expedition, Ihr Interesse an dem Blatte vor allem dadurch zu bethätigen, dafs Sie dasselbe lesen, für Ihre Werke und Bureaux halten und für dessen Weiterverbreitung unter dem Hinweis auf die Bedeutung des Blattes und seine Zwecke nach Möglichkeit sorgen. Ferner bitten wir, dafs die Industrie sich der „Berliner Neuesten Nachrichten“ nach Möglichkeit als ständiges Tnsertionsorgan bedienen wolle. Insbesondere legen wir den gröfsten Werth darauf, dafs die Einladungen zu den Generalversammlungen, die Publicationen über Ge schäftsergebnisse. die Listen über Verloosungen von Obligationen etc. zum Abdruck in den „Berliner Neuesten Nachrichten“ gelangen. Insbesondere bitten wir die Vorstände der in dustriellen etc. Actiengesellschaften, die „Berliner Neuesten Nachrichten“ unter die Zahl der jenigen Blätter aufzunehmen, durch welche die Publicationen der Gesellschaft regelmäfsig zu erfolgen haben, da das Blatt gerade in diejenigen Kreise gelangt, welche für derartige Mit theilungen Interesse haben. Sind die Publicationsblätter statutarisch festgelegt, so bitten wir höflichst, dem Aufsichtsrath den Antrag zu unterbreiten, die „Berliner Neuesten Nachrichten“ unter die Publicationsblätter einzureihen. Vierteljährlicher Bezugspreis durch die Post 45 Marls. Anzeigenzeile 40 Pfennig, bei Wiederholung Rabatt. Kostenanschläge frei. Probenummern nebst allen Beilagen kostenfrei von der Expedition der „Berliner Neuesten Nachrichten“, 4592 Berlin, Königgrätzerstrafse 41/4-2.