Volltext Seite (XML)
Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark Jährlich excl. Porto. STAHL MEISEN ZEITSCHRIFT Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins beschattstuhrer des Vereins deutscher hisenhuttenieute, deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf Nr. 9. 1. Mai 1900. 20. Jahrgang. Der deutsche Schiffbau und seine Hülfsindustrien. Von Professor, Oswald Flamm. m directen Anscblufs an die dringende Nothwendigkeit des Ausbaues und der Ausgestaltung unserer deutschen Flotte drängt sich die Frage auf: Ist unsere heimische Schiffbauindustrie berechtigt und im stände, den an sie gestellten Anforderungen zu genügen oder nicht? Zur Beantwortung dieser Frage ist es nöthig, einmal einen kritischen Blick auf die Schiffswerften selbst zu werfen, und dann die mit ihnen in Verbindung stehenden Hülfs industrien, wenn ich mich so ausdrücken soll, d. h. die Industrien zu betrachten, welche die Werften in den Stand setzen, ihnen gewissermafsen helfen, Schiffe zu bauen. Der erste Punkt wird am besten dadurch einleitend behandelt, dafs man einen kurzen Rück blick auf die Entwicklung und Ausgestaltung unseres deutschen Schiffbaues wirft. Vor etwa 30 Jahren steckte unser ge- sammter Schiffbau noch in den allerersten Kinderschuhen; bis zu jener Zeit wurde fast jedes, irgendwie nennenswerthe Schiff im Aus lande bestellt, gebaut und für theures Geld von dort an Deutschland geliefert; ganz besonders bezog sich das auf die gröfseren, leistungs fähigen Handelsschiffe und auf die Kriegsschiffe. Heutzutage werden nicht allein die gröfsten, sondern auch die leistungsfähigsten Schiffe aller Gattungen für den eigenen Bedarf und zum Theil auch für das Ausland auf unseren deutschen Werften entworfen, construirt und in kürzester Zeit gebaut! IX .80 Wenn man diesen Werdegang, diese energische Entwicklung unserer heimischen Schiffbauindustrie ganz objectiv betrachtet, so kommt man unab weisbar zu dem Resultat, dafs bei keiner einzigen Nation der Welt sich diese Entwicklung aus den minimalsten Anfängen heraus zu dieser Höhe der soliden Productivität derart erfolgreich und rapide vollzogen hat, wie bei uns in Deutschland I Gottlob liegt die Zeit, in welcher wir in Allem, was Marine betraf, sei es Handelsmarine, sei es Kriegsmarine, von England abhängig waren, im Schlepptau von England fuhren, hinter uns, und so weit hinter uns, dafs wir jetzt auf manchen schiffbautechnischen Gebieten Besseres und Solideres leisten wie England, und nunmehr durchaus im stande und gewillt sind, unsern Weg vollkommen selbständig und unabhängig vom Auslande zu gehen und vielleicht sogar eine Art Führung auf diesem Gebiete zu nehmen I Allerdings darf man nicht vergessen, dafs das Ausland in jener Entwicklungsphase viele Er fahrungen für uns gemacht hat, Versuche, Fehlschläge und Erfolge zu verzeichnen gehabt hat, die wir uns sofort zu nutze machen konnten und die, wenn die richtigen Gonsequenzen daraus gezogen wurden, uns vor vielem Unangenehmen be wahrt haben. Auf der andern Seite dagegen ist aber auch wiederum der Umstand, dafs wir es gut ver standen haben, in das Wesen der Sache einzudringen, aus den Bauten der anderen Nationen erfolgreich unsere Lehren zu ziehen, ein Beweis für die tech nische Befähigung unserer leitenden Induslriekreise. 1