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Großenhain. Dor Ausstand der Arbeiter und Arbeiterinnen in der Naundorfschen Weberei ist er- aebnißlo» verlaufen. Da sich Ersatz für die Aus ständigen fand, war ein Erfolg nicht mehr zu erwarten, und nach sechswöchiger Dauer des Ausstandes wurde die Arbeit bedingungslos wieder ausgenommen; S Mann, die als Rädelsführer bezeichnet werden, wurden nicht wieder in Arbeit genommen. Döbeln. Im hiesigen Etadttheater machte sich in der Vorstellung am lO. April ein Brandgeruch be merkbar, welcher vom Publikum nicht weiter beachtet wurde, der von der keim. Feuerwehr gestellten Theater wache aber Veranlassung zu sorgfältiger Absuchung deS Bühnenhauses gab. Nach eingehendem Suchen, daS lange vergeblich war, bemerkte man an der Decke der Herrengarderobe über einer dort angebrachten EicherheitSlampe einen kaum sichtbaren Brandfleck. Beim Entfernen deS PutzeS stellte sich heraus, daß in dem Fehlboden bereits ein Brett durchgebrannt und der dort liegende Balken stark glimmte, also der Brand schon ziemlich weit vorgeschritten war. Der Brandherd wurde natürlich, ohne daß das Publikum etwas bemerkte, sofort auf das Gründlichste unschädlich gemacht. Dem in der Vorstellung als Gast mit wirkenden Hofschauspieler Kükert-Weimar entstand da bei ein kleiner Schaden an seiner Garderobe. (Fortsetzung del Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Die Kaiserin wird mit den kaiserlichen Kindern noch vor Ende dieses Monats aus Abbazia im Neuen Palais bei Potsdam wieder eintreffen. Nach richten aus Abbazia wollen wissen, daß die Abreise von dort voraussichtlich am 26. oder 27. April erfolgt. — Der von prächtigster Witterung begünstigt ge wesene Frühlingsaufenthalt Kaiser Wilhelms in Abbazia ist beendet. Am Donnerstag Abend gedachte der erlauchte Monarch Abbazia wieder zu verlassen, um zunächst dem Kaiser Franz Josef den angekündigen Gegenbesuch in Wien abzustatten; die Kaiserin und die kaiserlichen Kinder werden noch einige Zeit in Abbazia verweilen. Die FrühjahrSvilleggiatur unseres Kaisers an den Gestaden Istriens hat den denkbar an genehmsten Verlauf genommen und wird der hohe Herr sicherlich die besten Erinnerungen hieran mit nach Deutschland zurücknehmen. Kurz vor seiner Wiederabreise von Abbazia hat Kaiser Wilhelm noch den fignalifirten Ausflug nach Venedig behufs seiner Zusammenkunft mit dem König Humbert von Italien unternommen. Die Begegnung zwischen den beiden hochfürstlichen Freunden und Alliirten ist in denkbar harmonischster und erhebendster Weise verlaufen, ihren schönsten Rahmen aber bildete die jubelnde Begeisterung, mit welcher Kaiser Wilhelm und König Humbert während ihres zweitägigen Zusammenweilens in Ve nedig von der Bevölkerung der alten Lagunenstadt begrüßt und gefeiert worden sind. — ES darf als gewiß gelten, daß die Reichs regierung an dem Plane, dem Reichstage in dessen nächster Tagung eine neue Tabaksteuervorlage vorzulegen, festhalten werde. Eine entsprechende Er klärung dürfte, wie man annimmt, noch vor Schluß der Session von zuständiger Seite abgegeben werden. — „Die Nat.-Lib. Korr." schreibt: „Es scheint jetzt sestzustehen, daß der vom Centrum eingebrachte Gesetzentwurf über AufhebungdesJesuitengesetzes in dieser Session (voraussichtlich am nächsten Montag) auch noch zur dritten Berathung und damit zur vollen Erledigung kommt. In diesem Falle wird der Bundes - rath genöthigt, über die Angelegenheit förmlichen Be schluß zu fassen. In zweiter Lesung ist der Centrums antrag mit 172 gegen 136 Stimmen angenommen worden. Von den Konservativen fehlten damals nicht weniger als 31 Mitglieder, während das Centrum seine Leute fast vollzählig auf dem Platze halte. Das Centrum soll auch jetzt die äußersten Anstrengungen machen, wiederum eine Majorität zusammenzudringen. Wir möchten alle Gegner des JesuitenthumS dringend ausfordern, zur Schlußabstimmung sich vollzählig etn- zufinden. Die Umstoßung des bedauerlichen Beschlusses zweiter Lesung ist nach der Zusammensetzung des Reichstages keineswegs ausgeschlossen." — Der „Reichs-Anz." schreibt: Nachdem die Re daktion deS dem Sachenrechte gewidmeten dritten Buches des Entwurfes eines Bürgerlichen Gesetzbuches zweiter Lesung Anfangs dieses MonalS vollendet worden ist, liegen nunmehr die drei ersten Bücher — Allgemeiner Theil, Recht der Schuldverhällniffe, Sachenrecht — in der aus den Beschlüssen der Re daktionskommission hervorgegangenen Fassung vor. Wenngleich die so fertig gestellten Theile noch der Ge nehmigung der Gesammt-Kommisston bedürfen, so werden sie doch erhebliche Linderungen voraussichtlich nicht mehr erfahren. Unter diesen Umständen be absichtigt das ReichSjusttzamt, die fettig gestellten Theile deS Entwurfs schon jetzt allgemein zugänglich zu machen. In den nächsten Lagen wird «ine handliche Ausgabe der drei ersten Bücher im Buchhandel erscheinen. Do» viert« Buch — Familtenrecht -u wird im Laufe de» Herbstes 1894, da» fünfte Buch — Erbrecht — vor Mitte 1895 veröffentlicht werden. — Wie der „Allg. Ztg." von Berlin geschrieben wird, hat der Kaiser den Vorschlag, das Denkmal für den Fürsten Bismarck vor dem Säulenvestibül der KönigSplatzsront des Neuen ReichStagSgebäudeS aufzustellen, vollständig gebilligt. In wenigen Tagen dürfte die Genehmigung von Abbazia eintreffen und alsdann daS PreiSkonkurrenzauSschreiben ohne Weiteres erfolgen. Als Bedingung gilt, daß sich daran haupt sächlich deutsche Bildhauer betheiligen sollen und daß die Arbeiten innerhalb sechs Monaten fertig zu stellen sind. Mit Rücksicht darauf, daß der vorhandene Raum oberhalb der Rampe die Aufstellung eines Reiter standbildes nicht zuläßt, daß sogar, wenn das spätere Denkmal monumental nach allen Seiten hin ent sprechend wirken soll, die ganze Treppenanlage ver ändert werden muß, werden Entwürfe von Statuen in erster Linie bevorzugt. Ueber die Frage, ob die Ausführung in Bronze oder in Marmor erfolgen solle, sind die Ansichten beim Komitee selbst noch getheilt. Baurath Wallot, der darüber befragt wurde, hat ge äußert, daß sich eine steinerne Statue den architekto nischen Verhältnissen deS Baues am besten einfügen würde. Die Mehrheit deS Komitees steht auf dem selben Standpunkt, so daß wohl bei der Auswahl des Entwurfs hierauf Rücksicht genommen werden dürfte. — Die Gesammtkosten für das von ehemaligen deutschen Soldaten zu errichtende Denkmal für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kysfhäuser sind bekanntlich auf 800000 Mk. veranschlagt, wobei es noch zweifel haft ist, ob diese Summe vollständig reichen wird. Bis zum 1. Januar d. I. waren erst rund 572000 Mk. eingegangen. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres find bereits wieder 38350 Mk. hinzugekommen und die Sammlungen nehmen gegenwärtig wieder einen lebhaften Verlauf. — Gegenwärtig sind für unsere Marine vier Schiffe im Bau begriffen, und zwar zwei Panzer vierter Klaffe vom „Siegfried"-Tnp, ein Kreuzer vierter Klaffe und ein Aviso. Das eine Panzerschiff ist auf der kaiser lichen Werft zu Kiel so weit fertig, daß der Stapel lauf bereits in diesem Sommer erfolgen kann, das andere ist soeben erst auf der Schichau'schen Werft zu Danzig in Angriff genommen worden. Beide Schiffe erhalten ein Deplacement von je 3495 Tonnen und eine Maschinenkraft von 4800 Pferden. Der auf der kaiserlichen Werst zu WtlhelmSdaven gebaute Kreuzer erhält ein Deplacement von 1640 Tonnen und Ma schinen von 2800 Pserdekräften. Der Aviso X, den die Aktiengesellschaft „Weser" zu Bremen baut (946 Tonnm und 5000 Pferdekräfte), wird im Herbst vom Stapel gelassen werden. Berlin. Die gemischte Deputation zur Berathung der Stellung der städtischen Behörden zu der Berliner Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1896 beschloß, den Gemeindebehörden zu empfehlen, für die Aus stellung den Treptower Park zu gewähren und ferner eine Beisteuer von 300000 Mk. zu leisten, mit der Maßgabe, daß die städtischen Behörden über etwaige Ueberschüffe der Ausstellung in gleicher Höhe disponiren können. Ariedrich-ruh. Am 70. Geburtstag der Fürstin Bismarck, am 11. April, war die ganze Familie ver sammelt. Das Befinden der Fürstin ist ein recht gutes. Der Fürst besichtigte schon am frühen Vor mittag den reich mit den entzückendsten Blumen, namentlich Rosenarrangements besetzten Geburtstags tisch. Um 12 Uhr concertirte die Kapelle der Ratze burger Jäger vor dem Schloß. Der Kaiser übersandte der Fürstin mit einem Glückwunschschreiben eine kost bare Staffelei von Birkenholz, mit rothen Nelken, den LieblingSblumen der Fürstin, Marschall-Niel-Rosen und Gardenien geschmückt. Paderborn. Am 11. April brach im Kurort Lippspringe Feuer aus, daß auch am folgenden Tage noch fortwüthete. Ueber 40 Gebäude wurden ver nichtet. Von Paderborn ging Feuerwehr und Militär zur Hilfeleistung ab. Hamburg. Die Bürgerschaft hat mit 75 gegen 51 Stimmen die Erhöhung der Erbschaftssteuer zur theilweisen Deckung deS Defizits angenommen. Eine zweite Lesung ist erforderlich. Baden (Niederösterreich). In 2 Ziegelwerken der Baumaterialien-Gesellschaft „Union" streiken seit dem 11. d. M. 1500—2000 Arbeiter. Dieselben begingen Ausschreitungen, griffen Fuhrwerke an, luden dieselben ab und stürzten mit Ziegeln beladene Wagen um. 2 Schwadronen Kavallerie find eingetroffen. Oesterreich. Der deutsche Kaiser trifft, wie nun offiziell gemeldet wird, am 13. d. M., 11 Uhr Vormittags, am Südbahnhofe ln Wien eia uild wird daselbst vom Kaiser von Oesterreich und von dm in Wie» anwesenden Srzhsrzöge« empfangen. In der Hofburg erwarten die in Wien anwesenden Frauen Erzherzoginnen die Ankunft de» deutschen Kaiser». Der erste Oberhofmeister und der Obereeremonienmeister empfangen allerhöchstdenselben am Fuße der Schwärzen Adlerstiege. Da» Dejeuner nimmt der deutsche Kaiser bei den Offizieren des 7. Husaren-Regiment». Um 6 Uhr Abends findet im Zeremontensaale der Hofburg Tafel statt. Der Vorstellung im Hofoperntheater werden die beiden Kaiser, die Erzherzöge und die Erz herzoginnen in der Mittelloge beiwohnen. Der Zu schauerraum des Theaters ist festlich beleuchtet. Die Damen erscheinen demnach in Salontoilette, die Herren vom Militär mit Parade-Kopfbedeckung, die Herren vom Zivil im Frack. Die Abreise des deutschen Kaisers erfolgt am Sonnabend, den 14. d. M., Vormittags vom Westbahnhofe. Oesterreich-Ungarn. Im ungarischen Unterhaus« ist nun von der Opposition doch noch ein parlamen tarisches Nachspiel zum Kossuth-Spektakel der letzten Wochen inszenirt worden. Anläßlich des auch vom Ministerpräsidenten vr. Wekerle befürworteten Antrages der Abgeordneten Babo und Horanszky in der Dienstagssitzung des Hauses, das Abgeordneten haus möge der italienischen Nation seinen Dank für die beim Tode KoffuthS bekundete Theilnahme aus drücken, richtete der Abgeordnete Helfy scharfe Angriffe auf die Regierung. Er rügte das Fernbleiben deS Ministeriums von der Leichenfeier Koffuts und be hauptete, einzelne Minister hätten durch ihre bezüg- lichen Erlasse die Gefühle der Nation verletzt. Vom Ministerpräsidenten vr. Wekerle wurden diese Angriffe und Behauptungen Helsy'S mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen, wobei Wekerle der Opposition gegen über eine sehr kampflustige Stimmung durchblicken ließ. Der lebhafte Beifall, den das Haus diesen Aus führungen deS leitenden Staatsmannes spendete, be weist, daß alle Bemühungen der ungarischen Linken, dem Ministerium Wekerle in der Kossuth-Affatre noch nachträglich ein Bein zu stellen, vergebliche sein würden. Ungarn. Das Ehegesetz wurde im Abgeordneten haus« mit 281 gegen 106 Stimmen, die Vertrauens kundgebung für das Ministerium mit 214 gegen 102 Stimmen angenommen. Schweiz. Der Nationalrath verwarf mit großer Mehrheit nach viertägiger Debatte das sozialdemokra tische Jnitiativbegehren nach Einführung des Rechtes auf Arbeit. Belgien. Ein Haufe Ausständischer plünderte in Antwerpen den Laden eines KolonialwaarenhändlerS und konnte nur dadurch vertrieben werden, daß die Gendarmen mit aufgepflanzten Bajonetten vorgingen. Italien. Ein gewisses Aufsehen erregt ein „Inter view" König Humberts durch den Redakteur des Pariser „Figaro", worüber letzteres Blatt einen langen Bericht veröffentlicht. Laut demselben hat der italie nische Monarch in der dem erwähnten französischen Journalisten — es ist Mr. Gaston Calmette —.ge währten Audienz namentlich die französisch-italienischen Beziehungen erörtert und hierbei unter Betonung der friedlichen Gesinnungen Italiens die Anschauung auS- gedrückt, es könne von beunruhigenden und unüber brückbaren Spaltungen zwischen dem französischen und dem italienischen Volke keine Rede sein. Ferner ver sicherte König Humbert, die Reise deS Kaisers Wilhelm nach Venedig besitze keinerlei politischen Hintergrund, woran er die fernere Versicherung knüpfte, seine (König HumbertS) eigenen friedlichen Absichten würden oöm deutschen, österreichischen und russischen Kaiser getheilt. Merkwürdiger Weise kritisirt die Pariser Presse die König Humbert zugeschriebenen Aeußerungen trotz ihres versöhnlichen Klanges gegenüber Frankreich recht ab fällig, vermuthlich wegen der den Chauvinisten an der Seine nicht behagenden Schlußwendung in der Rede deS Königs. England. Im englischen Unterhaus« hat an läßlich deS Verlangen» der Regierung, für den Rest der lausenden Parlamentssession die Dienstage aus schließlich der Berathung der Reformvorlagen des Ka- binetS zu widmen, am Montag eine entscheidende Ab stimmung stattgefunden. Dieselbe ergab den Sieg der Regierung, denn mit 249 gegen 223 Stimmen ge nehmigte daS Haus den Antrag Harcourts, in welchem die Regierungsforderung enthalten war. Eine Ab lehnung des Antrages hätte entweder den Rücktritt de» KabistetS Rosebery oder aber die Auflösung de» Parlaments nach sich ziehen müssen. Egypten. Am Nil sieht es recht kritisch au». Die egyptischen Soldaten beginnen ihren englischen Offizieren den Gehorsam zu verwetgern; in Kairo kam es sogar zu blutigen Zusammenstößen zwischen eng lischen und egyptischen Soldaten, wobei letztere mehr fach von der eingeborenen Bevölkerung unterstützt wurde«. Die Situation gilt al» höchst bedenklich. Brasilien. Zwischen den Insurgenten in Süd»