Volltext Seite (XML)
Nr. L4b Auer Tageblatt un» Anzeiger für da» Erzgebirge. Donnerstag, den ». Juni 198? Seheiua»!- i «ahme eine»! poWche» Vul' oerMeerler i« Danziger Aale» Die Wache auf der Festungemauer der „Wes. ter Platte". Vier Sinn- den muhte unser Phoio- graph warten, bis er die Wache, die sich versteckt aufhält, knipsen konnte. Mehrere Photograph n, die zuvor solche verdv' tenen Aufnahmen per- sucht hatten, wurden ange- schossen. Auf Beschluß des Völkerbundes erhielt Polen 1924 die „Wester Platte", ehemals ein beliebter Badestrand der Danziger Bevölke rung, um dort einen Hafen zur Ausschiffung von polnischem Kriegsmaterial zu errichten. Die Baukosten von 6 Millionen Gold franken muhte Danzig zur Hälfte tragen. Jetzt ist zum ersten Mal eine Aufnahme aus dem Innern des schwer befestigten Kriegs hafens gelungen, dessen grohe Pulverlager eine ständige Gefahr für die Stadt bedeuten. Der Welthandel hat sich leit zweiZahren halbiert Unsere Aufzeichnung zeigt, wie stark nach den Schätzungen des Genfer Wtrtschaftskomitees der Welthandel in den letzten zwei Jahren zurückge gangen ist. Der Umfang des gesam ten Welthandels betrug 1931 noch kl Milliarden Dollar (etwa 130 Mil liarden Mark). Nach den Genfer Schätzungen soll er in dem fetzigen Wirtschaftsjahr auf unter 15 Mil liarden Dollar (also auf rund 60 Milliarden Mark) zurückgehen. Bei manchen Ländern (Spanien und lln. garn) beträgt der Rückgang des Außenhandels in dieser Zeit nicht weniger als 7« Prozent. Auch die Vereinigten Staaten haben fast zwei Drittel verloren. Deutschland mit seinem Rückgang von 49 Prozent hat »Iso in dieser Hinsicht noch verhält- nismähig günstig abgeschnitten lab/en M ^////arc/azi kL. 1<SZ2 W: - 7O7o E E/Eb/ 055 655-,/^5/V tVttTNEkU 347° ttlMi). pso^/VT't/^czr «(-«ce/l/vs //V O5/v 5E5/./V5/V 5ä/vc>5L0/ . 55/7 1930 II ctsz 1930-32- 707°- A ast. z 547-, 517°" 497° 457° 437° 407° ÜM VMMl befrtstete Untformverbate -Mestchen würde, läßt sich im Augenblick noch nicht übersehen. Auf alle Fülle aber mutz betont werden, daß ein« solche Notverord nung durchaus im Rahmen der Reich-Verfassung in die Zuständigkeit de- Reichichvästdenten Mlt. E» kann kein Zweifel darüber sein, daß die R«tch»regierung entspre chend ihrer Ankündigung in der amtlichen Mitteilung vom Sonnabend di« Absicht hat, die mit ihrer letzten Notverordnung begonnene Politik energisch fortzusetzen. von Oldenburg.Januschau kandidiert nicht mehr Berlin, 21. Juni. Kammerherr von Oldenburg- Januschau hat sich entschlossen, für den neuen Reichstag nicht mehr zu kandidieren, da er wegen seines hohen Alters und seiner starken wirtschaftlichen Inanspruchnahme, die ihn in seiner Heimat Ostpreußen unentbehrlich mache, das Mandat als ReichStagSabgeordneter nicht mehr auSüben zu können glaubt. * Das Deutsche Landvolk lehnt die Beteiligung an einer neu- zu gründend en bürgerlichen Einheitspartei ab Berlin, 21. Juni. Der Parteiführer der Land volkspartei hat an Geheimrat Wildhagen, über dessen Be mühungen um die Gründung einer Einheitspartei der bür- gerlichen Mitte bereits berichtet wurde, folgendes Tele gramm gerichtet als Antwort auf eine Aufforderung Wild- Hagens, sich an einer solchen Gründung zu beteiligen: „Das Deutsche Landvolk ist in klarer Erkenntnis der Notwendig keit nationaler Sammlung einerseits entschlossen, einen Verlust nationaler Wählerstimmen bei den bevorstehenden Wahlen unter allen Umständen zu verhüten, sieht aber in einer Neugründung nach den bisherigen Erfahrungen nicht das geeignete Mittel zur Erreichung dieses Zieles." Auch die Wirtschaftspartei geht allein in den Wahlkampf Berlin, 21. Juni. Wie das Nachrichtenbüro des BDZ. meldet, beschloß der Reichsausschuß der Wirtschafts. Partei am Dienstag, daß die Wirtschastspartei mit eigenen Listen in den Reichstagswahlkampf gehen soll, sobald durch geeignete Maßnahmen Sicherungen getroffen seien, daß keine Stimmen verloren gehen können. Der Ausschuß sprach sein Bedauern über das negative Ergebnis der Samm lungsbestrebungen aus und bekundete den Willen, die Sammlung des nationalen, freiheitsbewußten Bürgertums weiterhin zu betreiben. „Der Schmutz der Kriegs- fchiildenzahlmigeu" London, 21. Juni. Im „News Chronicle" sagt Sir Walter Lah ton: Herriot hat zwei bekannte Ar gumente gegen eine völlige Beseitigung der deutschen Reparationen vorgebracht. DaS erste lautet, daß bei völliger Beseitigung aller Kriegsschulden Deutschland ein starker industrieller Konkurrent sein wird. Das zweite Argument ist. daß eine solche Politik Frank reich ein größeres Opfer auserlegen würde als irgend einer anderen europäischen Macht. Demgegenüber führt Lahton aus, Herriot habe sein erstes Argument durch einen Hinweis auf den Baseler Sachverständigenbericht verstärkt. Er habe eS aber unterlassen, auf den Punkt einzugehen, daß Reparationszahlungen auf die Dauer nur in Gütern geleistet werden können. ES sei somit klar, daß irgendwelche deutschen Reparationen nur durch Erhöhung der deutschen Ausfuhr über die Ein fuhr zu bezahlen seien, das heißt durch ein Größer- und nicht durch- ein Geringerwerden der deutschen Kon kurrenz. Die Erfahrung Habe gHeigt, daß die Län der solche Transfers nur bis zu einer gewissen, eng- gezogenen Grenze ohne Gegenleistung erlauben wollen, und daß bei Bezahlung in Gold die Wirkung ver hängnisvoll sei. Das zweite Argument Herriots scheine an sich richtig. Der Aoungplan gebe Frankreich einen wesentlichen Ueberschuß über seine Schuldenzahlungen an Amerika. Es sei jedoch zu bemerken, daß Frank reich einen sehr wesentlichen Betrag zur Wiedevherstell-- lunz seiner zerstörten Gebiete bereits erhalten hab«. Völlige Schuldenannullierung belasse aus Englands Schultern eine ebenso schwere Last wie auf denen der Vereinigten Staaten. Lahton schließt: Die Berechnun gen über die von jedem einzelnen gebrachten Opfer sind aber tatsächlich von geringer Bedeutung. Vernünftige Erwägung zeigt, daß alle Beteiligten Vorteil« haben wiirden, wenn der „Schmutz der KriogSschuldenzahlun- gen" beseitigt und das Terrain geebnet werden könnte sür den Wiederausbau des internationalen Handels. Keine finanzielle Hilfe FankreichS für Oesterreich? Genf, 21/Juni. Die Aussichten für das Gelingen der geplanten Kreditaktion für Oesterreich werden, wie ver lautet, in unterrichteten Kreisen zurzeit als ungünstig be trachtet. ES werd« behauptet, daß die französische Regie- rung ihre Zustimmung zu dem unter dem Vorsitz von Bun- deSrat Musv -ausgearbeiteten Plan für die finanzielle Sa- nierung Oesterreichs nicht geben könne. Man rechnet des halb damit, daß die österreichische Regierung am nächsten Donnerstag, dem 23. Juni, die seit längerer Zeit ange- kündigte Devtsensperre für di« Auslandsschulden erklären werde. Die Arbeitsmarttlage im Reich Berlin, 21. Juni. Der Arbeitsmarkt hat in der ersten Junihälfte nur eine geringfügige Entlastung erfahren. Die Zahl der Arbeitslosen betrug am 15. Juni nach den Meldungen der Arbeitsämter ungefähr 5 569 000 und lag somit um rund 14000 unter dem Stande vom 31. Mat. Dieser Rückgang wäre stärker, wenn nicht der saisonmäßigen Entlastung eine Ver schlechterung in den überwiegend von der Konjunktur abhängigen Berufs gruppen entgegengewtrkt hätte. Seit dem Höchststände de» Winter» ist «in« Abnahme um rund 560 000 Arbeitslos« zu verzeichnen, während im Vorjahre di« Frühjahr-entlastung, die allerdings schon um einen Monat früher «tnsetzt«, bi» Mitt» Zprni sich auf rund 990 000 belaufen hatte. Die Zahl der Haiwt- unterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung hat wieder etwas stärker, und zwar um rund 74 000, abgenommen und betrug am 15. Juni rund 1003 000. In der Krisenfürsorge wurden die durch Aussteuerung oder durch Arbeitsaufnahme entstehenden Abgänge iast ausgewogen durch die Zugänge aus der Versicherung- so daß nach einem Rückgang um rund 8000 Mitte des Monats rund 1 573 000 Krisenunterstützte gezählt wur den. Die gekennzeichnete Entwicklung läßt vermuten/ daß die Zahl der WohlfahrtSerwerbSlosen, die Ende Mai rund 2 086 000 betragen hatte inzwischen weiter gestiegen ist. Geringe Arbeitsmarktentlastung Berlin, 21. Juni. Die Zahl der Arbeitslosen ist, wie wir erfahren, in der Zeit vom 1. bis 15. Juni von 5 583 000 auf 5 569000, also um rund 14 000 zurückge gangen. In der Arbeitslosenversicherung betrug die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger rund 1,3 Millionen, in der Krisenfürsorge 1,573 Millionen. Die Reichssteuereinnahmen im Mai 1932 Berlin, 21. Juni. Die Reichseinnahmen im Monat Mai 1932 betrugen bei den Besitz- und Verkehrs steuern 340,7 Mill. RM (1931 346,7), bei den Zöllen und Verbrauchssteuern 200,4 Millionen RM (191,4), im gan zen 541,1 Millionen RM. Maßnahmen de; ReiMsarbeit;- Ministeriums zur Arbeitsstrestnng Berlin, 21. Juni. Das Reichsarbeitsministerium ist seit langem bemüht, zur Bekämpfung der Arbeits losigkeit kiine freiwillige Verkürzung der Arbeitszeit herbeizuführen. Neuerdings sind auch die Landes arbeitsämter in den Dienst dieser Aufgabe gestellt worden, an der sie durch ihren Aufgabenkreis beson ders interessiert sind. Die Landesarbeitsämter sollen durch besondere Kurzarbeitsausschüsse auf die Arbeits streckung in den einzelnen Gewerbezweigen und Be trieben ihres Bezirke» hinwirken und an den Verhand lungen dieser Ausschüsse auch die Gewerbeaufsichtsbe amten und gegebenenfalls die Schlichtungsorgane betei ligen. Zugleich sind die Spitzenverbände der Arbeit geber und Arbeitnehmer aufgesordert worden, die Lan- desarbettSämter durch tatkräftige Mitarbeit bei der Durchführung dieser wichtigen Ausgabe zu unterstützen. PMWe Zusammenstöße Varel (Oldenburg), 21. Juni. Der Stadtrat hatte beschlossen, ab heute abend 6 Uhr aus Anlaß der Regie rungsübernahme durch die Nationalsozialisten in Olden burg für 14 Tage auf dem Rathaus die Hakcnkreuzflagge zu hissen. Lange vor Beginn der Flaggenhissung hatten sich vor dem Rathaus mehrere hundert Kommunisten und S oziald emokraten ein gefunden. Als gegen 18 Uhr etwa 50 SA.-Leute unter Borantritt eines Trommler- und Pfeiferkorps vor dem Rathause aufmarschierten, wurden sie an der Aufstellung gehindert und belästigt. Die Polizei, die die Kommunisten und Sozialdemokraten zurückdrängen wollte, wurde von der Menge tätlich angegriffen, worauf sie mit dem Gummiknüppel die Straße räumte. Einige SA.- Leute wurden mit Flaschen beworfen und erheblich verletzt. Im Laufe des Abends kam es an verschiedenen Stellen der Stadt noch zu Ueberfällen auf SA.-Leute, wobei etwa 10 SA.-Leute verletzt wurden, oarunter vier schwer. Ein Uebersallkommando aus Oldenburg sorgte dann für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. SaalWacht in Andernach Andernach, 22. Juni. In einer öffentlichen, von den Nationalsozialisten einberufenen Versammlung, an der über 1000 Personen teilnahmen, kam es gestern abend zu einer regelrechten Saalschlacht. Der frühere Antifaschisten- führer Rathmann, der viele Jahre in Rußland weilte, sprach über die dortigen Verhältnisse. Er wurde durch Zu rufe unterbrochen, in denen er als Lump und Verräter be zeichnet wurde. Die SA.-Leute versuchten nun, die Zwischenrufer gewaltsam aus dem Saal zu entfernen. Da- bei kam eö zu einer heftigen Schlägerei. Eine Anzahl Per sonen wurde schwer verletzt. Ein Versammlungsteilnehmer erhielt einen Kopfstich. Zahlreiche'Stühle und Einrich tungsgegenstände, die als Schlagwaffen benutzt wurden, gingen in Trümmer. Die Unruhen dauerten auf der Straße an und konnten erst durch Eingreifen der verstärkten Polizei unterdrückt werden. Politische Zusammenstöße in Berlin Berlin, 22. Juni. Allenthalben kam es hier heute Nacht zu Zusammenstößen zwischen Angehörigen der radi kalen Parteien und der Polizei. Im Südwesten der Stadt wurde ein 23jähriger Nationalsozialist, anscheinend aus einem kommunistischen Verkehrslokal, so schwer angeschossen, daß er kurz nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus starb. Erneute Unruhen in Kiel Ktel, 21. Juni. Zwischen Angehörigen der NSDAP des „Reichsbanner" und Kommunisten, die in großen, zum Teil uniformierten E-inzeltrupps die Straßen durchzogen, kam eS überall zu Schlägereien, bei denen mehrere Personen durch Steinwürfe und Messerstiche verletzt' wurden. Die Polizei nahm 10 Verhaftungen vor. Auch gegen Mitter nacht bildeten sich noch Ansammlungen. Der „Völkische Beobachter" zu den politischen Zusammen stößen der letzten Tage München, 21. Juni. Der „Völkische Beobachter" versieht heute einen Artikel, in dem er zu den politischen Zusammenstößen der letzten Tage Stellung nimmt, u. a. mit den Ueberschriften: „Eine letzte Warnung an den Neichsinnenmtnister! Wir verlangen sofortige durchgreifende Maßnahmen zum Schutze des Lobens unserer SA.-Kame- raden I" Zum Schluß erklärt das Blatt, die Zeichen stün den auf Sturm, der Retchsinnenminister möge die Stunde erkennen, oder die Entwickelung werde unbarmherzig ihren Lauf nehmen.