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st», tz/. rn»er »uurvlau nno etNitelger IIU vuo * »> ,,» ^4, .. pv. ÄpUt Die kt-ln-n V«rtel»n del den preußischen Landlagewahlen Berlin, LS. April. Zu dem preußischen Wahl» ergebni» ist folgende» zu bemerken» Die unter der Bezeichnung „Nationale Front- »usammengefaßten Par teien haben Wahlerfolge, d. H. mindesten» 50 000 Stim men in den Wahlkreisen, nicht erzielt. AehNltch liegen die Dinge bei der Deutschen Staatspartei und beim Christlich-Sozialen volksdienst. Beide Parteien haben je nur Zeinen Sitz in den Wahlkreisen errungen? ob gleich auf ihren LandeSwahIvarschlägen 292 441 bzw. 200068 Reststimmen vorhanden sind und dies« Sttm- menzahl an sich au-reichen würde Mr weitere sechs bzw vier Mandate, kann diesen Parteien auf den Landes wahlvorschlag je nur ein Sitz -verkannt werden, da be kanntlich einer jeden Partei auf der Landesliste im Höchstfälle so viele Mandate zuerkannt werden dürfen, wie sie Sitze auf den Kreislisten errungen hat. Au» dem gleichen Grunde können auch der Sozialistischen Arbeiterpartei und den nationalen Minderheiten Man date nicht zugebilligt werden. Die Deutsche Volk-Partei hat sieben Mandate insgesamt erhalten. Da nach Zu- teilung dieser Sitze 24 926 unverbrauchte Reststimmen auf der LandeSliste verbleiben, ein Rest von 25 000 aber einen weiteren Sih erbringt, kann damit gerechnet wer- den, daß der Deutschen Bolkspartei bet der endgültigen Feststellung des Wahlergebnisse» ein weiterer Sitz zu füllt. CS darf daraus hingewiesen werden, daß zahl reiche Prominente mehrfach gewühlt worden sind; dir Frage, welche- der ihnen zugefallenen Mandate si» annehmen werden, kann jetzt noch nicht beantwortet wer den Der Versuch, die in Frage kommenden Ersatz männer bereits jetzt festzustellen, begegnet erheblichen Schwierigkeiten, da bekanntlich da- Landeswahlgesetz jüngst dahin abgeündert worden ist, daß bei Freiwer den eines Mandate» nicht der erste Ersatzmann nach rückt, sondern die Vertrauensleute der Wahlvorschläge zu bestimmen haben, wem das Mandat zusallen soll. Die GervShtten Berlin, 24. April. Unter den bereits als ge wählt zu betrachtenden Abgeordneten befinden sich: bei der SPD. die Minister Braun, Gevering, fer ner die Abgeordneten Kuttner, Heilmann, LewerrenN, Leinert, Landrat Hausmann, Prof. Nölting, Frau Wohl- gemuth, Frau Kunert, Klupsch, Meier-Berlin. Weide mann, Brandenburg, Frau Bollmann, Wittmaack, Franken, Frau Jensen, Bugdahn, Jürgensen. Brande». Frau Kähler, Gchallock, Stahl!, Frau Rhneck, Behrens, Frau Helfers? bei den Deutschnationalen die früheren Abgeord neten Henkel, Dr. von Winterfeld, Wenzlafs, Logemann Oelze, Rüffer, Fritzsche, Koch-Berlin, ferner v. Mora zewtaz, v. Zitzewitz und Carlsen? beim Zentrum die Minister Steiger und Hirt- siefer, die früheren Abgeordneten Dr. Cremer, Ober- Präsident Gronowski, Hagemann, Prälat Linneborn, Kreter, Frau Wessel, Dr. Grast, Rhiel, Frau Dr. Lauer Dr. Lauscher, Mallach, Frau Stoffels, neu u. a. Gras von Dahlem, Graf Matuschka, Dir. Hottlage, Dr. Boden, Dr. Weinand; bei der Deutschen Volk-Partei? Wiegand-Berlin. Dr. Boehm? bei den Nationalsozialisten: Dr. Goebbels, Graf Helldorf, Gauleiter Koch, General Litzmann, Meinshau- sen, Freiherr von Reibnitz, Gauletter Wagner, Freiherr von Eltz, Oberleutnant a. D. Schulz, Dr. Loepelmann. Kerrl, v. Wohrsch, Lohse; bei den Kommunisten: Pieck, Floringen, Opitz, Kasper, Kuntz, Koenen, Suhr. Da; Aaslaad rar Preubenwahl Parts, 28. April. Zum Ergebnis der preußischen Land tagswahlen schreibt der Berliner Korrespondent des „Matin", die Wahlen hätten di« Lage nicht geklärt. Die öffentliche Meinung in Deutschland werde gespannt bleiben, da die Verteilung der Siye, für den Augenblick wenigstens, die Schaffung einer regierungs feindlichen Koalition unmöglich mache. Di« Verhandlungen um die Regierungsbildung würden bald zeigen, ob Hitler geneigt sei, auf legalem Wege zu bleiben, um die Regierungsgewalt in die Hand zu bekommen. „Journal" schreibt, Hitler sei noch nicht der Herr, aber künftighin könnten nur sehr starke und geschickte Kom binationen ihn daran hindern, in der deutschen Politik «in« wich tige Rolle zu spielen. „Echo de Paris" knüpft an das Wahlergeb nis weitgehende Kombinationen. Es meint, das Deutschland von Weimar versckwinde alle Tage etwas mehr. Der deutsche Parla mentarismus sei gestorben. Man befinde sich bereits einem vier ten Reick« gegenüber, das von Militärpersonen und methodischen Bürokraten, von Kalkulatoren und Anhängern der Autoritäts politik geleitet werde. „Republigue" schreibt, die Wahl sei sowohl besorgniserregend wie beruhigend. Besorgniserregend, weil die revolutionäre Woge weiter über Deutschland hinwegfege, beruhi- gend, weil Hitler nicht über di« absolute Mehrheit verfügen werd«. „Oeuvre" glaubt, daß der Sieg der Hitler-Partei lange Verhand lungen und kompliziert« Experimente zur Folg« haben werde. „Ouotidien" schreibt: Deutschland sei in ein Abenteuer geraten, dessen Ende und Folgen man nicht absehen könne. Man beobachte eine Entwicklung, an der sich wtdev Frankreich noch Europa des interessieren könnten. Der sozialistisch« „Populaire" urteilt, die gestrige Wahl s«i für Hitler die letzte Gelegenheit gewesen, sich der Regierungsgewalt wenigften« in Preußen zu bemächtigen. Gestern sei die letzt« legale Schlacht ausgekLmpft worden und Hitler habe st« verloren. Di« Londoner Presse zu den Wahlen L ond o n, 25. April. Die Wahlergebnisse in Deutsch land konnten von der Morgenpresse redaktionell noch nicht gewürdigt werden. Die Blätter begnügen sich mit der Wiedergabe der Meldungen ihrer Korrespondenten und der Nachrichtenagenturen. In verschiedenen Blättern wird be zweifelt, daß da» Zentrum zu einem Zusammengehen mit den Nationnalsozialisten bereit sein wird. Der Berliner Korrespondent des „NowS Chronicle" aber bezeichnet eine Koalitionsregierung als möglich, indem er bemerkt, eS sei Hitler nicht gelungen, auf gesetzlichem Wege Diktator zu werden, jedoch sei eine Regierung möglich, in der sein Extre mismus durch di« gemäßigteren Elemente gedämpft werde. Oben links: Hitler wird bei der Rückkehr von seiner Wahlreise im Flughafen Tempelhof begrüßt. Neben ihm die Gattin des Berliner nationalsozulistifchen Führers Goebbels. Unten links: Hindenburg bei der Abgabe seines Stimmzettels. Der Verlauf l Tote und Verletzte Berlin, 24. April. Die Reichshauptstadt bot heute, verglichen mit den beiden Reichspräsidentenwab- len, ein weitaus lebhafteres Straßenbild. Während die Hauptverkehrsstraßen und die großen Plätze, abge sehen von 'den Litfaßsäulen, fast gar keine Wahlpropa- ganda austviesen, herrschte in den Nebenstraßen, vor allem denen des östlichen und nördlichen Berlins, aber auch in den südlichen Vororten, ein regelrechter Flax- genkrieg, wie er bisher in Berlin noch nie beobachtet werden konnte. In vielen Häusern sind vier, ja mit unter sogar fünf verschiedene Parteisahnen herauSge- steckt. Zahlreiche Radfahrerkolonnen, hauptsächlich, der NSDAP, und der KPD., mit ihren Parteisahnen durch fuhren die Stadt. Der Samariterdienst der einzelnen Parteien, der heute hauptsächlich die Aufgabe hat, bett lägerige und altersschwache Wähler an die Urne zu tragen, hatte bereits in den ersten Wahlstunden seine Arbeit intensiv ausgenommen. Die Litfaßsäulen sind fast restlos mit riesigen Wahlplakaten beklebt und nur unterbrochen durch die öffentlichen Bekanntmachungen über die Wahl und die Wahllokale. Besonderes Interesse erregte bei der heutigen Wahl das Wohllokal in der Kanonierstraße, wo kurz vor 8Vs Uhr der Reichspräsident von Hindenburg in Begleitung des Staatssekretärs Dr. Meißner und sei nes Kammerdieners zur Wahl erschien. Das Lokal, das durch Polizeistreifen und mehrere höhere Polizei offiziere besonders gesichert war, wurde neben vielen Neugierigen von einem Heer von Photographen und mehreren Tonsilmapparaturen umlagert; sogar im Lo kal selbst wurde der Wahlakt des Reichspräsidenten von einer Wochenschau festgehalten. In den Vormittagsstunden blieb die Wahlbeteili gung zunächst gegenüber den beiden anderen Wahltagen zurück, und es ist anzunehmen, daß bis zur Mittagszeit etwa 35 Prozent ihrer Wahlpflicht genügt haben. Wenn es auch verschiedentlich zu Zwischenfällen gekommen ist, so haben diese doch keinen ernsteren Charakter ange nommen. Störungen der Wahlhandlung selbst sind nirgends vorgekommen. Insgesamt wurden von heute früh 8 Uhr bi» 4 Uhr nachmittags 107 Personen, dar unter 65 Kommunisten und 88 Nationalsozialisten, fest genommen, so daß sich mit den bereits gestern Sistier ten 326 in Polizeigewahrsam befinden. Im übrigen preußischen Staatsgebiet war fast überall die Wahlbeteiligung in den Vormittagsstunden schwächer als bei den beiden Gängen der ReichsprUi- dentenwahl. Essen? Zm ganzen Ruhrgebiet ist es am Heu- tigen Wahltage überall ruhig gewesen. Dagegen mutzte die Polizei in der vergangenen Nacht und gestern abend wiederholt einschreiten und Demonstranten und Klebe kolonnen festnehmen. Zu ernsteren Zusammenstößen kam es gestern abend in Duisburg-Hamborn in einer na tionalsozialistischen Versammlung, die von einer grö ßeren Zahl Kommunisten gestört wurde. Bei der Schlä gerei wurden 14 Personen so schwer verletzt, daß sie dem Krankenhaus zugeführt werden mußten. Eine grö ßere Anzahl leichter Verletzter wurde von ihren poli tischen Freunden in Sicherheit gebracht. Auch am Dam- borner Altmarkt kam e» zu einer Schlägerei, bei der di« Polizei eingreifen mußte. Ein 4Sjährtger Arbeiter wurde durch einen Bruststich so schwer verletzt, daß der Tod unmittelbar darauf eintrat. Drei Kommunisten Oben rechts: Der Reickspräsident, wie stets einer der Ersten an der Wahlurne, beim Verlassen des Wahllokals. Rechts Staatssekretär Meißner. Unten rechts: Der preußische Ministerpräsident Otto Braun be.aibl sich in sein Wahllokal in Berlin-Zehlendorf. es Wahltages wurden als mutmaßliche Täter festgenommen. In Dortmund wurde ein junger Mann durch einen Schrotschuß verletzt. In Recklinghausen, Gelsen kirchen, Bochum sowie im Sauerland ist alles ruhig gewesen Die Wahlbeteiligung war dort verhältnis mäßig rege. In Düsseldorf wurde ein Kaufmann von Kommunisten auf der Straße überfallen und so schwer verletzr, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. In Duisburg-Hamborn wurde bei einer Schlägerei eine Person so schwer verletzt, d^ src ins Krankenhaus ge bracht werden mußte. Ein Nationalsozialist wurde un ter dem Verdacht der Täterschaft festgenommen. In Hochfeld kam eS zu einer Schießerei zwischen Na tionalsozialisten und Kommunisten, bei der zwei Per sonen verletzt wurden. Köln: Im ganzen Rheinland sind nirgends be achtenswerte Zwischenfälle am Wahltage vorgekommen. Frankfurt a. M.: Die Wahlbeteiligung war in den Morgenstunden gering, ncchm aber gegen Mittag und in den Nachmittagsstunden zu. Zwischenfälle ha ben sich nirgends ereignet. Kassel: Auch hier ist eS nirgends zu Zusam menstößen gekommen. Wenn auch die Wahlbeteiligung in den Vormittagsstunden sehr rege war, so dürfte sie doch nicht an die Zahl des ersten Wahlganges der Neichspräsidentenwahl heranreichen. Zu einem ernste ren Zwischenfall kam eS in Bad Soden, wo in der Nacht ein Einwohner, der sich von einem Kommunisten bedroht fühlte, zur Waffe griff und in eine Gruppe Kommunisten hineinfeuerte. Eine Person wurde dabei schwer verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Der Schütze wurde festqenommen. Altona: In Nord- und Nordwestdeutschland ist der Wahltag ebenfalls ohne Zwischenfälle verlaufen. Während in Ostfriesland die Wahlbeteiligung geringer war, setzte sie in Schleswig-Hofstetn schon frühzeitig rege ein. Auch in Altona selbst mußten die Wähler schön in den Vormittagsstunden vor den Wahllokalen Schlange stehen. In Hannover kam es in der Nacht verschiedentlich zu Zusammenstößen. Die Polizei nahm mehrere Personen fest. Ein« Anzahl der Beteiligten mußte ins Krankenhaus gebracht werden. In Bayern war die Wahlbeteiligung für die dortig« Landtag-wahl gegenüber dem Interesse in Preußen fast durchweg erheblich stärker. Die Nacht ist in München ebenso wie in Nürnberg ruhig verlaufen. In Ludwigshafen verlief der Wählsonntag gleichfalls außerordentlich ruhig. Gegenüber dem übrigen Bayern war in der ganzen Pfalz die Wahlbeteiligung geringer Ein Nationalsozialist von Kommunisten erschossen Berlin, 24. April. Mn Borfall, dessen Einzel- heilen noch der Aufklärung bedürfen und dem ein Menschen- leben zum Opfer fiel, ereignete sich heute früh gegen 4l4 Uhr in der Möckernstraße, wo ein 22 Jahre alter Kaufmann, der der NSDAP, angehörte, von Kommunisten angegriffen und durch einen Schuß in die rechte Schläfe tödlich verletzt wurde. Die Täter flüchteten in ein Haus in der Möckern straße. Bei der Durchsuchung dieses Hauses wurden vier junge Leute entdeckt, die -er Täterschaft -ringen- verdächtig find und nach -em Polizeipräsidium übergeführt wurden. Berlin, 24. April. Zu der Ermordung des Natio nalsozialisten Udo Kurth in der Möckernstraße erfahren wir noch, daß die Täter Mitglieder einer kommunistischen Klebe- kolonne sind, die auf Kurth, der sich in Begleitung von