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Beilage zu Nr. 81 de« Sitter Tageblätter Uttd «ttzeigee» für da» Erzgebirge. Donnerstag, den IS. April 1V2d. unb Du sollen mich tragen. Gerd -und Du am Hüpfende« Leb' wühli - Paul." , Wie ein Blitz fuhr ich Mer TrÄppengelän-der und Korri dor. Durch die Straßen. Herr Eilstn-g ö-ffrrete. „Herr TW gl — Paul — Seihen Sie her .. ." , „Treten Sie ein. Der Bengel wird doch wohl nicht .. .' Wir sprangen die Treppe hinauf in Pauls Zimmer. Vor dem Wett, zwischen den glitzernden Scherben der Karaffe, lag ein lebloser Körper — Paul Ttistng. .Himmel, Paul!" ,, , . « Paul Tising war vergiftet» Wer nicht tot, wie der Arzt sagte, der Im Nu h-erbeteilte. Paul kam in« Krankenhaus. Sein Zitstand besserte sich, so dass ich Ihn oft seihen tonnte. Als ich das letzte Mal von ihm ging, sah ich, wie der Arzt, dieser gute 'Sanitätsrat Berger, die Schwester beiseite nahm und sagte: Geben Sie Obacht, Schwester, von heute alb pflogen Sie meinen Adoptivsohn Paul . . ." Das ist äer Frühling von Berlin .... Berliner Brief Der eine tröstet sich über diesen merkwürdigsten aller bisher erlebten Lenge nut Galgenhumor oder mit den beschwichtigenden Behauptungen der Meteorologen, daß ja eigentlich alles vollkommen in Ordnung wäre, der andere tröstet sich mit Versicherungspolicen, die einen wie die anderen aber verlieren hin und wieder doch den letzten Nest von Gemütlichkeit und toben ihren Unmut darüber aus, daß uns drei Wochen nach offiziellem Frühlingsanfang immer noch statt Lenz und Liebe Eis und Schnee serviert werden. Bei all dein schd diejenigen, die sich mit Policen der Regen» und Unwellervcrsichcrungen über ihre Enttäuschung hinweghelfen können, immer noch weil beiser daran, als die, denen die einzige Erholungsmöglichkeü über das Wochenende durch die Unbill der Witterung genommen wird. Denn nirgend wann sonst hat der menschliche Körper und der Geist ein so intensives Bedürfnis nach den wohltätigen Einflüssen von Luft, Licht und Sonne, als nach den langen licht- und sonnenlosen Monaten des Winters und dieses Winters ins besondere- Was die wirtschaftlichen Ausfälle für das Gastwirts- gewcrbe insbesondere in den Ausflugslokalen, aber auch für die Dampferunternehmungen, die Sportveranstalter ulw- be trifft, so sind diese nalurgemätz schmerzlich genug und mehr denn einer wird in seiner wirtschaftlichen Existenz schwer geschädigt oder gar bankerott aus dieser Saison hervorgchen, wenn nicht ein abnorm schöner Sommer dem rauhen Früh ling folgt. Wer vorsichtig genug ist, kann sich allerdings bis zu einem gewissen Grade schützen- Die Rcgenversicherung, die datür eingerichtet ist, hat im vorigen Jahre bereits ganz gut funktioniert und i!t nicht nur den Inhabern von Aus flugslokalen, sondern auch den Veranstaltern von Sportfesten, von Feuerwerken, den Inhabern von Freiluftbädern und giohen Wochenend-Hotels zugute gekommen. Das gefährliche iit nur, daß die Höhe der etwa auszuzahlenden Entschädigung sich nach der Milimcterhöhe der gefallenen Niederschläge richtet, was für aller Versicherungsnehmer ein reichlich schwacher Trost bleibt, wenn die erwarteten Gäste nicht durch Negen, sondern durch Kälte ferngehalten werden. Dio Meteorologen haben ja insofern ganz recht, daß auch sonst der April Mitteleuropa gelegentlich Eis, Hagel und Schnee beschert. Gerade Mitteldeutschland bildet nun einmal bas Schlachtfeld für die einander b-Mm-psenden meteorologi schen Mächte des im Osten beharrenden Winters und des vom Westen herandrängenden Frühlings. An den Rändern dieser beien meteorologischen Gereiche sind naturgemäß die Tlussin- andersetzungen am heftigsten, aber Bilder, wie die in diesen Tagen erlebten, daß die schon überall aufgebauten Casähaus- terrassen, die schonen fri'schlackierten Möbel, die Sonnenschutz dächer aus Segeltuch sich im Handumdrehen mit einer sechs bis Gedanken eine« ersten Bad«- iw Freien formieren und -um mindesten sich schon den kräftigenden und wirklich wärmeitden Strahlen der Sonne auSsetzem so liegt die Temperatur des Wassers setzt noch dicht am Nullpunkt, ja, aus vollen Seen, wo keine Strömung und dein Schiffsverkehr da- Ei- hat brechen helfen, liegt noch setzt eine mürbe Decke von EI«, woraus mit Gewißheit zu entnehmen ist, daß bei einigermaßen normaler Entwicklung der Witterung — die man ja in diesem Jahre kaum erwarten kann — vor Ende Mai an ein Baden im Kreien nicht zu denken ist. Da« dedeutet einen wirtschaftlichen Ausfall, der -mn Mindesten Viele große und höchst erfreuliche Pläne sowohl der privaten, wie der städtischen Bäder, die ja auch auf rentables Wirtschaften angewiesen sind, zunichte macht. So leidet vom wohlbeleibten AuiomoviUEtzer, dem es zeu- IcbenS nicht passiert ist, daß ihm noch im April Nachtsrost den Mhler Dringen ließ, bis zum Vagabunden, der sonst schon nm diese Zeit die trüben Gedanken au den nächtlichen Aufenthalt im Asyl bei Mutter Grün verträumen konnte, jeder Einzelne unter der Witterung diese« Jahre«, da- hoffentlich für alle, die e« erlebt haben, einzig in seiner Art bleiben wird. Ein Dichter heiratet seinen Traum Skizze von Emil tziath. Ein Dichter hatte in seiner Jugend sehr schöne Lrüume. Sie hießen Mte, Grete und Eve. Sie erfüllten sein Unter» bcwntztsein mit jeirvn schwävmcrisH-ifüßen Phantasien, wle sie nur die Jugend zuwege bringt. Al« einmal das Platonische dem Oberbewußtsein bekannt wurde, stichelte -c«: ^HanSwurstl Man kann auch an platonischer Liebe sterben. Und dann ärgerst du dich in Ewigkeit, leer auSgegaugen zu sein." Da ging Johann Schliesse in sich und heiratete einen seiner Träume. Er hieß Eve, war braunäugig, leichtfüßig wie ein Neh, ebenso schlank wie zutraulich. Und weil Eve ein Reh war, liebte sie den „Wechsel". Nicht den auergeschriebe- nen, aber das, was inan Abwechslung nennt. Frauen sagen dazu: „Mode". Dichter essen karges Brot. Damit war Eve nun gar nicht einverstanden. Sie rLiis-pcrie sich unl sprach zu dem armen Johannes Schlüpke: „HanSl — vu sagst immer, ich wäre deine Muse, ich regte dich zu den schönsten Schöpfungen deines Daseins an. Da wir nun miteinander verheiratet sind, darfst du nicht erwarten, daß ich diesen einseitigen Nutznießungs vertrag zu deinen Gunsten bis an mein seliges Ende fortsetzen will. Ich verlange von nun an Beteiligung." Sie -wurden sich einig, daß feder den Erlös dessen behalten dürfe, was er selber sozusagen unter die Presse 'brachte. Hier begann nun der Leidensweg deS Dichters, der -feinen Traum geheiratet hatte. Eva mochte die eleilocste Stanze der Welt auf den Weg nehmen — es sand sich immer ein Ver leger, der töricht genug war, ihr die Lyrik abzukanfen. In dessen lies sich Johannes Schließe die Sohlen wund und ver suchte vergeblich, die Beiträge stiller Nächte an Len Mann zu bringen. -Eve wurde anmaßend. Sie scheuchte Johanne« aus den schaukelnden Gondelträumen lenzfrifcher Gedanken. „Sag nral, wie lange soll ich dieses Scheusal von Hut tragen?" -Und Johannes Schliepke schrieb eine kühne Phantasie über das „Haupt der Aphrodite". -Eve verschwand damit; Johannes sah sein Produkt acht Tage später unter dem Titel „Das Haupt der Meduse". Eve trug ein -Gedicht -von Früh« UngShut. . . Am nächste Tage fand Johannes, al« er sich von kurzer Ruhe nach qualvoller Nachtarbeit erhob, aus dem Schreibtisch ein Zettelchen: „Ich füll" mir ein CrSpe de chinEleid aus. Das Gedicht dazu hole Ich um zwei Uhr ab." Schliep-ke schrieb seufzend eine Ode über Jade und Pagoden. -Eve bekam ihr psirsichfarbenes Cräpe de chine-Meid. Eines Tages betrachtete Johannes trübselig seine Stiesel und -dachte: „Ich will mir doch wenigstens ein Paar Stiefel sohlen schreiben." So .arbeitete -er drei Nächte hindurch an einer reizenden Novelle „Der Pegasus ahne Hufeisen". Jo hannes lief sich auch die -Brandsohlen durch; Las Manuskript, das ihm stets unter Kvpffchütteln zurückgegeben wurde, begann fast -von selbst mit dem Kopfe zu schütteln . . . -Seufzend gab er es Eve. Am gleichen Abend -kam sie mit einem frisch aus der Werkstatt eingetroffenen Modellpaar entzückender Stiesel» chen Henn. -Natürlich ohne Novelle! Die Nacht darauf lag Johannes schlaflos. -Er begriff des Daseins Ungerechtigkeit nicht, dachte an die Zeit, da die Träume platonisch das Unterbewußt-sein belebten und un bekümmertes -Sein -erfüllten. -Er rang mit einem qualvollen Entschluß, stand in früher Morgenstunde auf, trug diesen -Ent schluß durch morgenstille -Straßen spazieren und -blieb wie an gewurzelt vor -einem -Sargmab-azin stehen. Di-e Gedanken der Narb» -o-iw---*"» - -mit Lächeln bitterer Ver Ursprung cler Gummimäntel Als die Spanier nach Amerika kamen, trugen die Jndn ner von Mexiko schon gummierte Regenmäntel. Die Ei: geborenen im Amazonentcil machten Schabe -und Flaschen n: Gummi. Schon die ersten FoffchnngSceisen-den nähmen Pro ben dieses merkwürdigen Stosses mit nach -Europa; dort mach, man Bälle daraus. -Erst zweihundert Jahre später fand e- Engländer, daß M-eistisistnche mit diesem -Stoss aasradie werden können. Erst .'M) Jahre, nach der -Entdeckung v- ' Mexiko -begannen -Engländer Mantelstoffe zu gummieren, -a sie wasserecht zu mack>eu. Der erste, der die« tat, hieß Pi- Jntosh und honte noch beißt eine Ari Gummimantel e Mackintosh. — Gummi wird ans dein Säst eines angeschnit' neu Baumstammes gewonnen. In Amerika gab es oine A. zahl gummiU-efcrnder Bäume und viele wm-den auch zu -dies- > Zwecke angezapft. Der lei-stnngüsähigsle -heißt Hevea, und i t im Amazonental weit verbreitet. D'-e Eingeborenen -schnitten in die Minden der Baume ein und singen du onSsließen-deu Sast auf, der.-wie Milch aiwsietzt. Jin -Lager entfachten sie e- : rauchendes Feuer; -eine breite Schaufel 'wurde ui die Gummi milch getaucht, ein Teil davon blieb ans der Schaufel kleben, die dann -in den Ranch gehalten und fleißig Hern in gedreht wurde, bis die Milch gerann. Die S-chans-el wurde daun wie der eingotan-cht und über das Feuer gebaUen und eine zweite Schicht legte sich fest um die erste. Schließlich entstand so ans der Schaufel ein großer GnmnM-nm-pen. Er wurde abgelöst und war handelsscrtig. Dies nannte man wilden Gummi. -Er -ist nicht so gut wie der nach wissenschaftlichen Methoden hergestellte Gummi. Diesen nennt man Planlagengnmmi, und er ist es, der nun den Gnurmimarki allgemein beherrscht. I.n e mexikamscheu -Unternehmer trugen zwar Gummimäntel, -ab r von der Gummiindustrie, die ans ihr merkwürdiges Harz acn- g-cbaut wurde., ließ en-ste sich nichts träumen. Wichtige öpsrnrachrMe« Amtliche Sekanntmcrchungrn Scs Maries Erzgebirge im V.M.S v. Einladung zur Gaiworsiand-Sißung am Sonnabend, dem 13. April 1929, nachmittags um 5 Uhr in Aue, Restaurant Muldenta-l. Tagesordnung: 1. Pokal zwischenrunde am 21. April bett. 2. Untersuchungen. 3. Ein gänge. 4. Verschiedenes. Zn Punkt 1 wird für nachmittags 5,30 Uhr je ein Vertreter der Vereine Viktoria Lauter, A-le- mannia-Aue, VfB. Aue-Zelle, Tamre-Thalbeim, VsR. Auer- Hammer, Sturm Beierfeld und Vs-B. Zwönitz geladen. Zu Punkt 2 wird für 6 Uhr geladen: Harry Schwind-Thalheim, für 6,30 Uhr je ein -Vertreter der Vereine FE. Lößnitz und S-Pv. Ni-sderschlema. Dis GV.-Mitgli-eder werden gebeten, pünktlich und vollzählig zu erscheinen. 'Löser, Georgi. Ausschreibung für die Frühjahrswaldläuse 1929 Die diesjährigen Frühjah-rswaldküuse gelangen am 9. Mai 1929 (Himmelfahrtstag) in Aue zur Austragung. Bauende Vereine: Alemannia Aue, VfB. Aue-Aelle und VfR. Auer-Hammer. Es wird gleichzeitig darauf hingew-iesen, daß laut VMB-V.-Satzungen die Jugendlichen der Vereine zur Teilnahme hieran verpflichtet sind. Ans diesem Grunde be steht am 9. Mai 1929 für Jugendliche gleich welcher Sportart -vollständiges Spieloerbot.