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VelK-t M -M tr -M Amr AagMttMund für da» Pq-«bir-e. Ponntag, den tl. -anu« L9»s. Lileralurlckau f' Zur Aufklärung betr. Schulfrage Land—»erband und ve,irk«ßsrbaud der ThrGllche« Glt*rm»erel«A» Der Bezirkslehrerverein Aue will in einem Artikel dar über aufklären, daß der Reichsschulgesetzentwurf einen so großen Widerstand gefunden habe, daß er abzulehnen sei. Er weiH darauf hin, daß verschiedene einflußreiche Kreise ihn ablehnen und führt einige ablehnende Urteile an. Demgegen über sei auf folgende Tatsachen hingewiesen: 1. An dem Entwurf ist «ine Scheidung der Geister voll zogen worben. Ob die Gegner ober Freunde des Entwurfes in der Mehrheit sind, läßt sich ohne weiteres nicht seststellen. 2. Eine einmütige Ablehnung von allen politischen Par teien mit Ausnahme der Deurschnationalen Volkspartei ist nicht erfolgt. ES sind innerhalb der Deutschen VolkSpartek wie auch sogar innerhalb der Demokratischen Volkspartei Kreise vorhanden, die für den Entwurf eintreten. Die Deutsch nationale Volkspartei steht auch nicht allein da, da weder die W-rttchaftspartei, noch die Bayerische Volkspartei, noch baS Zentrum ablehnende Erklärungen abgegeben haben. 3. Der Akademische Senat hat sich weder für noch gegen den Entwurf ausgesprochen. An seiner auch nicht einmütig gefaßten Kundgebung wird sowohl das Recht der Be kenntnisschule, al» auch ausdrücklich bas Recht der freien Aus wirkung zu sichern gefordert, der religiösen, sittlichen und er zieherischen Werte, die bie Bekenntnisse in sich verkörpern, so wie des Willens der Erziehungsberechtigten, die ihre Kinder ' zu Arsen Werten hingeführt zu sehen wünsche«. EesehSftlleveS. Vellage. Ein Ereignis von hervorragender wirtschaftlicher Bedeu tung verspricht die am Sonnabend beginnende „Weiße Woche" im Modekvushau- Friedrich Meyer kn Zwickau zu werden. Den Einkäufern der Firma war e» möglich, große Posten Qualitätswaren direkt von den Erzeugern, also aus erster Hand, sehr vorteilhaft zu erstehen. Die Firma ist damit in de- angenehmen Lage, den Verbrauchern sehr niedrige Preise bieten zu können. Ein eingehendes Studium der heutige« Beilage liegt in jedermann- Interesse. Jahrbuch Sachsen 1S2S. Politik und Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft im Freistaat Sachsen. Herausgegeben von Bürgermeister Dr. Külz, M. b. R., Helingsche Verlagsan. statt, Leipzig. Das neue Jahrbuch Sachsen gefällt schon durch die ge diegene Aufmachung. Der Druck auf gutem Kunstdruckpapter, au» dem sich auch Abbildungen wirkungsvoll heraüsheben. Außerdem sind dem Werke noch einige Kunsttafeln beige geben. — Für bie Re-chhaltigkeit des Inhaltes spricht das Inhaltsverzeichnis, bas u. a. aufführt „Land und Landtag" von Prof. Dr. Seyfert, „Sächsische Staatswirtschaft" von Finanzminister Dr. Reinhold, „Die Novelle zur^Sächfischen Gemeindeordnung vom 15. Juni 1925 meister Dr. Blüher, Städte" von Dr. Külz, Rauchwarenhandel" von Dr. Clad, „Heber die italienischen Renaissancebilber in der Dresdner Gemäldegalerie" von Prof. Michalski, „Kleist in Dresden" von Dr. Zimmer mann usw. Alles in allem ein Buch, das jedem Sachsen willkommen sein wird. Da» Grab de» Dichter» Walter Flex auf Oesel. Bei Peube auf Oesel befindet sich bekanntlich das Grab des deut schen Dichters Walter Flex, der bei der Eroberung der Insel im Kampf fiel. Nach der Abwanderung der beutsch-baltischen Gutsbesiker infolge der Güterenteignung geriet das Grab des Dichters in Vergessenheit und befinde sich jetzt in einem recht verwahrlosten Zustande Auf einer Wanderung durch die baltischen Staaten besuchte vor einiger Zett eme Gruppe reichs- deuffcher Wandervögel auch bie Insel Oesel und besichtigte dabei auch das Dichtergrab. Sie haben später" das deutsche Konsulat in Reval auf den vernachlässigten Zustand beS Gra bes aufmerksam gemacht, worauf ein Vertreter de» Konsulates sich zur Besichtigung der deutschen Kriegergräber auf Oesel begab Für die Instandsetzung und Erhaltung de» Trabe» w'rb nunmehr Sorge getragen werden. Au» Geschichte -ee Malaeta. Untre diesem Aitel gibt die bekannt» Soztolootn Oda Olbertz-Lerda (Rom) in der Wiener Zeitschrift »Her Kamps" (1SLS, G. 8S ff.) eine Ueberstcht über da» Wert de» verstorbenen Malariaforscher» Angelo Celli, di« auch Mr un» von hohem Interesse sein dürste, obwohl wir nicht unmittelbar von der Peuche betrossen werden. Au» der Darstellung acht hervor, dost da» ganz« Gebiet nördlich von Rom uno westlich der Apenninen, da» alte Latium, heute Atzro Romano (Campagna) ge nannt, nachweislich schon seit den AnMntzen der Ge schichte von der Malaria heimgesucht worden ist. Zette» von stärkstem Austreten der Peuche, so daß keinerlei Leben»- und Wohnmöglichkeit in diesen Landstrichen mehr gegeben war, wechselten mit ihrem fast völligen Aushören ab. So blieb nach einer dem Werke betge gebenen Kurve die Zett vom L. Jahrhundert vor Christi bis -um 8. Jahrhundert nach Christi fast völlig fieber frei. An den alten Heerstraßen Rom», die heute noch zum Teil öde liegen, entstanden ebenso wie ^M Alter tum blühende Orte, und zahlreiche Patrizier fiedelten nach den Ergebnissen der Ausgrabungen sich hier an und suchten hier ihre sommerlich« Erholung. Dann aber begann ein neuer Aufstieg der Peuch« und Erreichte seinen Höhepunkt am And« de» ö. Jahrhundert» lange ! vor dem Einbruch der Langobarden, während dann ge- ! rade die Zeit ihrer Herrschaft sich durch eine geringe Verderblichkeit der Seuche auS-eichnete. Seit denk 2. Drittel de» 17. Jahrhundert» bi» Ende de» 19. Jahr hunderts lastet wieder die Malaria in schwerster BöS- , artigkeit auf diesen Landstrichen, so daß nur eine Weide. > Wirtschaft möglich ist. Schon seit alten Zeiten hat man eine Klärung die- ! ser Wechselerscheinungen versucht. Reben der Deutung, die in der Ueberflutung durch zahlreiche Heereszüge von fremden Völkern und Stimmen und ihre Verheerungen , die Ursache für den Aufstieg der Seuche sucht, stand die andere, daß der Großgrundbesitz die Malaria her beiführe. Celli weist eingchend nach, daß diese Gründe unzutreffend sind. Weder die KriegSAkge, noch di« H«rr- schaft der Paläste, noch der Großgrundbesitz sind die eigentlichen Ursachen. Liese sind vielmehr zu suchen in den vielen Sümpfen und sonstigen stehenden Gewäs sern, welche die Lebensmöglichkett bieten Mr jene Stech mücken — AnopheleSarten — die ihrerseits wieder den Wirtskörper abgeben Mr die Malariaprotozoen. Dann aber sind und bleiben die bereits malariakranken Men schen der Haupthevd der Forterhaltung der Seuche, auch wenn ihnen nach der Ansteckung Chinin verabfolgt wur de. Ist jemand einmal infiziert, so bleibt er trotzdem eine ständige Gefahrenquelle, da die Gameten der Pro» dozen nicht durch das Chinin zum Absterben gebracht werden. Nur Personen, die vor ihrer Berührung mit dem.Fiebergebiet und den Stechmücken durch Chinin im mun gemacht worden sind, bleiben auch dann imMun, wenn sie den Stichen der Anopheles ausgesetzt sind. Celli hat daher den Grundsatz ausgestellt, daß bei vor beugender Tätigkeit der Behörden die Malaria allmäh lich verschwinden und auf Rückfallerkrankungen beschränkt bleiben wird, auch wenn di« Stechmücken sich vorläufig noch erhalten. Au» diesen Ausführungen ist zu ersehen, welche große Aufgaben dem italienischen Fltaat gestellt find. ES gflt tatsächlich für ihn, «in« ganz« Provinz der Kultur zurückzuerobern. Tie Gesetzgebung hat diese Auf gabe voll erkannt. Das Malartageseh, da» Werk Cel lis, überträgt di« Chininbereitung dem Staat, so daß die Echtheit de» Präparate» und ein niedriger Prei» gewährleistet wird. Allen in Malartagegenden Arbei tenden wird das Chinin kostenlos verabfolgt. Vielleicht erleben wir es noch, daß auch diese «euch« endgültig verschwinden wird. 4. Innerhalb des sächsischen Philologenvereins besteht auch, dex Evangelische Bund, de? Berus-ständische Au»schuß der keine einmütige Ablehnung, zumal die Philologenfchaft Deutsch- evangel. Geistlichen in der Deutschnattonale« Boll-partet, lands eine andere Haltung etnnimmt, al» die Mehrheit der s Kirchenregterungen und Synoden in den verschiedensten Läu- sächstschen Philologen. Der Landesverein der Lehrer an höhe- ren Schuen umfaßt in der Hauptsache nur Fachlehrer, die un mittelbar mit der religiösen Bildung nichts zu tun haben. Der Protestantenverein ist gegenüber allen anderen evangeli schen Verbänden eine kleine Minderheit, die eine Ausnahme stellung einnimmt in der Beurteilung des Entwürfe» feiten» aller evangelischen Verbände. Die Ausführungen des Reich», außenministers Dr. Stresemann sind keineswegs eindeutig zumal auf die öffentliche Anfrage hin, ob e» den Tatsachen entspricht, daß er im Kabinett dem Entwurf nicht widerspro chen hat, als man beschloß, ihn den LSnderregierungen zur Begutachtung zuzustellen, keinerlei Antwort bisher erfolgt ist. Auch der VolkSbildungSmintster Dr. Kaiser hat nicht die ein- müt ge Zustimmung seiner Parteifreunde hinter sich. Für den Entwurf haben sich außer den nicht unbedeuten den Elternveretnen und dem evangelisch-lutherischen Schul verein, sowie den Elternbünden ganz Deutschland» auch noch viele andere zielbewußte einflußreiche und bedeutende Körper schaften ausgesprochen. Zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Latenverbänbe von Chemnitz, di« Positiv« volksktrchltche Bereinigung, der Bund für lebendige Volk»« ktrchtz viele Tphoralkonferenzen und Dtözesanversammlungen, dern Deutschland», der Deutsch« Bund für chrtstl. evangel. Erziehung in Hau» und Schule, verband evangel. Schul gemeinden und Schulveret«, ja auch wett« Lehrerkreis«, zu« Beispiel der Lehrerbund t« evangel.-lntherische» LandeSschul« verein, der verband Deutscher evangel. Lehrer und Lehnert» uenvereine, der Verband evangelischer Religionslehrerinnen, der Verein Deutscher evangelischer Lehrerinnen. Luch di« einmütige Kundgebung unserer sächsische« LandeSsynod« ist doch keinerweg» Sedeutuug-lo», da in ihr doch Vertreter au- alle« BerufSkreise«, ja auch Lehrerkreise« sind, von den«, kein einziger sich der Stimme enthielt oder gegen die Kundgebung stimmte. Die Tatsache ist jedvrfaL» nicht »ehr «n» der Welt zu schaffen, daß die christliche Schule auf all« Fälle gesetzlich gewährleistet werden muß, wobei der kürzlich t« Reichstag angenommene Antrag sehr beachtenswert ist, auf Vorlegung eine» Retchsschulgasetze», da» dem Ville« der christlichen Elternschaft Rechnung trägt und im Rahmen dar Verfassung der Erhaltung der evangelische« und katholische« Bekenntnis schulen gemäß dem Elternrecht« dient. E» ist also «ine Reich»- tagsmehrhett für da» in der verfaffung verlangt» Rrtchgfchul- gesetz vorhanden. Auch hat ja tu der Regierungserklärung ein Hinweis auf diese» -» schaffend« RetchSgchch ndcht geschst. duftenden Essenz, — Einige» über den Inhalt: Said,et» syrt- scher Fischer, treibt still sein Gewerbe, hi» e» dem Schicksal beliebt, ihn aus sein« Woge zu heben, latente Kräfte, Gute» und Böse», in ihm freizumachen. Zuerst ein Unglück: er wird beraubt. Der Dieb, sein Nachbar, redet ihm ein, daß ihm ein Dschin, ein böser Geist, den Possen gespielt habe, der ihn auch weiterhin verfolgen würde, und bewegt ihn so zur Auswande rung Auf dem Wege nach der neuen Heimat geht e» ihm auch Übel, aber er fühlt auch keine Hemmung, selbst ein Räu ber und Einbrecher zu werden, sein tiergebuldtge» Weih zu verlassen und sich in den Strudel de» Abenteuer- zu stürzen. Im gestohlenen Gewände, lügt er seinen Volksgenossen vor, er sei ein Großer und erwirbt dabei die größte Gnade setne- Leben», Selim, einen Diener und Freund von rührender Treue und großer Klugheit und Güte. Eine der schönsten orientali schen Gestalten alten und neuen Schrifttums! Selim, der mit ihm nach Damaskus wanderte, versucht, ihn zu einem rechtschaffenen Leben zu bewegen, vergeblich. Der Abenteuer lustige schließt sich einem alten Bettler an, der ihm, für ein Werk der Rache, Schätze verspricht. Mehr noch als Habgier, veranlaßt Sinnlichkeit Said, auf diesen Plan einzugehen, gilt es doch, sich der Tochter des gehaßten Christen, eines bild schönen, zwölfjährigen Mädchens, zu bemächtigen. Christen metzeleien in Damaskus (1860), an denen er sich mit viehischer. Grausamkeit beteiligt, bringen ihn in den Besitz der ersehnten! Beute. Er nimmt das vergewaltigte Kind in seinen Harem,! in den sich auch seine erste Frau zurückgefunden hat, und wird durch geraubten und von dem Bettler geerbten Reichtum einer der größten Kaufleute der Stadt. Auch ein frommer Mann wird er. Von der Höhe seiner Macht und Selbstgefälligkeit, geht es plötzlich bergab mit ihm. Da» geraubte Weib hat! ibm den Erben geboren, wird immer schöner und zärtlicher,! rind Leiden chast zu ihm läßt Said all seine Klugheit ver-s gossen. Grabe, als er ihr einen Palast kaufen will, beraubt sie ihn seines Vermögens und seines Kindes und geht mit einem Christen durch. Nun verliert er alles mit einem Schlage. Nur die Treue Selims und seines ersten Weibes nicht. Diese ' Güter weiß er aber nicht zu schätzen. Noch einmal zieht ihn, den Lebenshungrigen, das Abenteuer in die Arme. Mit er betteltem Gelde reist er nach England, wo die Frauen so schön und gegen Araber so entgegenkommend sein sollen. Das völlig fremde Land und Klima richtet ihn zugrunde. Körperlich stellst man ihn zwar her, doch auch die Heimkehr, die ihm ermöglicht wird, heilt seinen verblödeten Geist nicht mehr. So lebt er dumpf zwischen Weib und Freund, bis ein neuer Aufftand versunkene Bilder in seinem Hirn weckt und er sich noch einmal in den Strudel wirft — der ihn hinwegschwemmt. — Jeder Reiz, jeder Zauber, jedes Gift des Orients, — sie stocken in diesem seltsam erregenden, hinreißenden Kunstwerke. «hrsstian Lehman«: Historisch« Schauplatz de» OkrmnMr- > ae». Erster Teil: Tesch tchtSbüchletn. (Erich Matche- BerlagSbuchhandluug, Hartenstein und Leipzig.) Christian Lehmann, weiland Pastor zu Scheibenbert» - s Glied einer hervorragenden erzgeblrgtschen Gelehrtenfamilie, hinterließ, al» er 1688 starb, ein« umfangreiche Handschrift, ' betitelt: „Historischer Schauplatz der natürlichen Merkwürdig- kosten in dem Meintschen Obererzgebirge." Die Drucklegung seiner Bücher hat er leider nicht erlebt, der „Schauplatz" wurde von seinem Sohn 16VS herauSgegebenr er erschien in Leipzig Lei Friedrich LanckischenS sel. Lrben. Lehmann, der Einzige und Erste, der bas ganze Erzgebirge in den Krei- seiner For schungen zog und der in seinem „Schauplatz" da- bedeutende Werk der älteren Erzgebirgsliteratur schuf, beschreibt darin nicht nur die Landschaft seiner Zeit, sondern auch alle Merk würdigkeiten, die ihm in seinem.Leben vorgekommen sind, darunter höchst kuriose Dinge und Abenteuer, Glücks- und Unglücksfälle, Himmelszeichen, Krtegsläufte usw. Die Origi- nalausgqbe vom Jahr 1699 ist so gut wie nicht mehr zu ' haben, sie steht im Preise außerordentlich hoch und nur wenige Sammler und Bibliotheken bürsten das Werk heute besitzen. Ein Freund unserer Heimat, Lic. Dr. Bönhosf-Dresden, hat sich nun daran gemacht, diesem Hetmatwerk zur Auferstehung zu verhelfen. Um die Anschaffung jedem zu ermöglichen, er scheint das umfangreiche Werk in 14 Büchlein zum Preise von je 50 Pfennig. Freunde des Erzgebirges seien nachdrück lich auf diese tzeimatkulturarbeit hingewtesen; sie mögen es für ihre Pflicht erachten, durch Werbung in Bekanntenkreisen die Fortführung des viel Geld und Zeit kostenden Unter nehmens zu unterstützen. - Claude Tillier: Mein Onkel Benjamin. Etngeleitet von Lud- w g Pfau. In neuer Verdeutschung von Josef Hof- Miller. Mit einem Bilde des Dichters. (Langens Auswahlbände, Band 23). Verlag von Albert Langen in München. - In weit' höherem Grade als Daudets wohlfeile Karikatur im „Tartarin" darf der „Onkel Benjamin" als typischer Ver- > trster geistreichen Franzosentums gelten, eines Franzosen-! tums allerdings, das in seiner köstlichen Mischung von Humor,! Witz, Aufschneiderei und Bonhomie mit dem von heute nicht sehr viel gemein hab Bekanntlich ist für die Franzosen selbst der „Onkel Benjamin", ähnlich wie „Rameaus Neffe" durch Goethe, erst durch Ludwig Pfau wieder entdeckt worden; und heute noch ist er in Deutschland, Holland und Belgien popu«' lärer als in Tilliers Vaterland. Der Grund dafür ist, daß, bei allem französischen Esprit, in diesem Werk etwas im tiefsten Wesen Germanisches steckt, gleichviel ob man dieses Germani sche nach Abstammung und Vorliebe mit de Costers „Eulen spiegel" in Zusammenhang bringen mag, oder mit dem „Dat- terich"von E. Niebergall, oder mit Jean Pauls „Flegeljahren". Wenn bie tollen Streiche dieses französischen Landarmes und Kneipgenies zwerchfellerschütternd sind, so sind die ernsten Partien des seltsam anmutig zwischen Extremen schwebenden! Werkes tief ergreifend. Vor allem ist der „Onkel Benjamin", in jeder Zeile so originell wie wenige Werke der französischen Literatur, in der er ganz einsam und ohne Rivalen steht. Wenn der Verlag dieses unsterbliche Werk, von dem ein« ganze Anzahl deutsche Uebersetzungen vorliegen, in die Reihe der „Schönsten Erzählungen" aufnimmt, so geschah es nicht nur, haß der deutscheste aller französischen Romane in dieser erfolg reichen Reihe nicht fehlen durste, sondern vor allem in dem Bewußtsein, daß durch bie neue Eindeutschung voll Urwüchsig keit, Kratf und Gelenkigkeit der Sprache die souveräne Zecher laune des „Onkel Benjamin" erst recht herauskommt. Marmaduk« Pickthall, Glanz, Liebe und Tod d«S FWerS Said. Ein Abenteurer-Roman aus dem wirklichen Orient. Berechtigte Uebersetzung aus dem Englischen von Paul i Renner. Verlag von Albert Langen in München. Niemand stoße sich an dem selbstbewußten Untertitel „Ein Roman aus dem wirklichen Orient". Wohl war Georg Mo« riers „Hatschi Baba" seinerzeit von der europäischen Kritik als Gil Blas des Orients bezeichnet worden. Als Marma duk- Pickthall seinen Said veröffentlichte, gab es in der eng- lisch sprechenden Welt nur eine Stimme: bttses ist unendlich mehr als Hadschi Baba. Das Buch ist orientalisch bis in ' jede Pore und morgenländisch mit allen Sinnen. Es ist phan- i tastüch und realistisch, erotisch und abenteuerlich, leidenschast- I lich und farbig, vor allen Dingen aber ist es künstlerisch eine l Meisterleistung, der sich auf dem Gebiete der exotischen Er« I zäylung in der seitherigen und zeitgenössischen europäischen ! Literatur nichts vergleichen läßt. Liebhaber von „Tausend 1 und sine Nacht" werden diesem Werke die Tesch'chte de» Fischer» I Said gleichstellen, wenn nicht höher. In ihm scheint bie I Psvche des Morgenlande- konzentriert wie in einer glühend > Sächsische Staatswirtschaft von Oberbürger- Zur Finanzwirtschaft der sächsischen Die Bedeutung Leipzigs für den