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übrigen, specifisch leichteren Theilen der Masse, und unterwirft es dann der Destillation. Die ganze Operation nimmt 2 bis 3 Monate in Anspruch. Boussingault gicbt folgende Erklärung des bei dem amerikanischen Amalgamationsverfahren stattfindenden chemischen Processes. Durch Zu satz des Magistrats zu dem schon mit Kochsalzlösung gemengten Erze ent stehen schwefelsaures Natron und Kupferchlorid. Letzteres hat aber nur eine vorübergehende Existenz, es verwandelt sich durch Einwirkung auf das Silber und Schwefelsilber sogleich in Kupferchlorür und in Schwefelkupfer mit Ueberschuss an Schwefel, während Chlorsilber gebildet wird. Das Kupferchlorür, für sich unlöslich in Wasser, wird von dem Kochsalz ge löst, und diese Lösung vollendet die Umwandlung des Schwefelsilbers in Chlorsilber, indem das Kupferchlorür in derselben mit dem Schwefelsilber Schwefelkupfer und Chlorsilber giebt. Das entstandene Chlorsilber löst sich in der überschüssigen Kochsalzlösung und wird in dieser Lösung durch das Quecksilber zersetzt; es wird Silberamalgam abgeschieden und Queck- silberchlorür gebildet, dessen Gehalt an Quecksilber verloren geht. Auf 1 Thl. Silber verliert man deshalb bei dem amerikanischen Amalgamations verfahren 1,3 Thle. Quecksilber, das ist ohngefähr zehnmal so viel, als bei dem Freiberger Amalgamationsprocesse ')• Der Amalgamationsprocess ist mit Vortheil auch zur Gewinnung des Silbers aus den beim Kupferhüttenprocesse fallenden Producten, dem Ku pferstein und dem Schwarzkupfer, angewandt worden, und hat an mehreren Orten den älteren Saigerprocess verdrängt. In neuerer Zeit ist indess an die Stelle des Amalgamationsprocesses für diesen Zweck ein anderer Pro- cess getreten, der sogenannte Extractionsprocess- Dieser Process, welchen wir Augustin verdanken, der ihn zuerst zur Entsilberung der bei dem Mansfelder Kupferprocesse fallenden Steine benutzte, gründet sich auf die Löslichkeit des Chlorsilbers in heisser Kochsalzlösung und die Abscheidung des Silbers aus dieser Lösung durch Kupfer. Der gepochte und gemahlene Stein wird zuerst, bei nach und nach gesteigerter Hitze, mit grosser Vorsicht, erst für sich, dann unter Zusatz von Kochsalz geröstet. Bei dem Rösten für sich (Vorrösten und Todtrö sten) verwandeln sich die Schwefelmetalle des Steines zum grössten Theil in Metalloxyde und schwefelsaure Metalloxyde unter Entwickelung von schwefliger Säure, wobei zu bemerken, dass das Schwefelsilber, welches, für sich allein geröstet, zu Silber reducirt wird, bei Gegenwart von Schwe feleisen und Schwcfelkupfer schwefelsaures Silberoxyd giebt, indem nament lich das entstehende schwefelsaure Kupferoxyd diese Umwandlung, auf Ko sten des Sauerstoffs seiner Schwefelsäure, unter Entwickelung von schwef liger Säure, veranlasst. Bei dem Rösten nach Zusatz von Kochsalz (Gut rösten oder Gahrrösten) treten Chlor und Chlorwasserstoffsäure auf, welche durch Einwirkung der, aus dem Schwefelsäuren "Eisenoxyde und Kupfer oxyde im wasserfreien und wasserhaltigen Zustande ausgetriebenen Schwe felsäure auf das. Jffochsalz entstehen, und verwandeln das schwefelsaure Silberoxyd, so,. wie das etwa regulinisch vorhandene Silber in Chlorsilber. Natürlich bildpn sich zugleich auch andere Chlormetalle: diese wirken ebenfalls chlorirend,die flüchtigeren davon gehen weg. Das Röstproduct wird nun in Filtrirbottichen mit heisser Kochsalz- 2 ) Vergl. Karsten in Dingi, polytechn. Journ. Bd. CXXVI, 8. 3Ö5.