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Donnerstag, äen 22. Februar tS2S IS. Jahrgang Nr. 4S uer Tageblatt WUW Anzeiger für das Erzgebirge ZAZ- keligrsmm»! kagettstt ftu«»z»»di»ß». Enlhattenö die amtlichen Bekonntmachungeo des Nates der Gtaöt uoö des Mmtsgettchts ffue. P,ftßtz«F,K»>t„ HM LetpstG a». leer Lnlerventton unä Zlluston. Tie beiden tn erster Linie Wr eine Intervention der Ruhrfrage in Betracht rammende»» europäischen in Staaten, Italien und England, haben amtlich erklärt, daß eine Jnterventtion — wenigsten» vorläufig — nicht erfolgen werde. Tiefe Erklärungen haben manchen in Deutschland enttäuscht, der unter Hinweis auf die allen Völkern durch die Gewalttaten an der Ruhr entstehenden wirtschaftlichen Nachteile auf eine baldige Vermittlurrg England. Amerikas oder Italiens hofften. Bei uns in Deutschland machen sich! noch immer viele die politische Kalkulation allzu leicht. Daß. alle Völker — selbst Frankreich und Belgien — von der Rührtesetzung Scha den haben, ist nicht Hinwegzuleugnen. Die britische Thronrede beklagt ja auch wieder das Anschwellen der Arbeitslosenarmee und erklärt es als eine der wichtig sten Sorgen der Regierung, die sich verschärfende Not in den arbeitenden Schichten deÄ britischen Volkes zu mildern. Grund für eine Intervention wäre also für England durchaus vorhanden; das Gleiche gilt für die anderen Völker, besonders für Amerika und Italien. Tie politischen Entscheidungen eines Staate» hän gen jedoch durchaus nicht allein davon ab, üb beim Fort dauern eines gewissen Zustandes wirtschaftliche Schäden eintreten.' Durch die Ruhraktion sind zwei wichtige Ab nehmer Englands auf dem europäischen Kontinent, Frankreich und Deutschland, in ihrer Aufnahmefähigkeit für Auslandsprodukte sehr geschwächt worden. Hieran kann auch die Tatsache nichts- ändern, daß die staguie-t rende Kohlenförderung an der Ruhr und an der Saar sowie die Krise in der deutschen und französischen Eisen- und Stahlindustrie für wichtig: britische Wirtschaftszwei ge eine gewisse Konjunktur schafft. So nachteilig cs für England und das übrige Ausland sein muß, wenn sich Zwei so bedeutende Wirtschaftsländer wie Frank reich und Deutschland gegenseitig ruinieren, so ist doch nicht außer acht zu lassen, daß. der Ausfall zweier Mit bewerber auf dem Weltmarkt gerade den größten In dustrie- und Handelsvölkern Zukunstsausstchten.eröffnet. Wenn es der englischen Politik auch gelungen ist, dem deutschen Volk seinen gesamten Auslandsbesitz fvrtzu- nehmen. .so hat es uns- doch nicht -jene Arbeit-tüchtig?- keit und jenen Unternehmungsgeist austreiben können, der letzten Endes die einzige wirkliche Gewähr für die Erringung einer weltwirtschaftlichen Machtstellung dar- stelkt. Tie Verwirklichung der französischen Pläne am Rhein und an der Ruhr würde England die Lähmung der deutschen Konkurrenzfähigkeit in überseeischen Län dern eintragen. Sobald dies Ziel erreicht ist, hat Eng land immer noch die Möglichkeit, wirtschaftspolitische Gründe zum Anlaß zu nehmen- um zu intervenieren, d. h. Frankreich in den ArM zu fallen, Tie Aeußerungen des Italieners Mussolini Und der britischen Thronrede haben für uns das eine Gute, daß sie in deutschen Köp fen den letzten Rest von Illusion zerstören, die Inter vention des Au-lande» tn der Ruhrfrage werd« auch nur einen Augenblick eher erfolgen, al» es im Interesse der führenden Weltmächte gelegen ist. Die täglichen Verbrechen äer Franzosen. Bluttat tn Herne. An Herne wurde «tn Monteur durch Bajonettstiche in den Rücken schwer verletzt, Sanktionen gegen Krank«. Die französische Besatzungsbehörde verhängt jetzt auch über wehrlose Kranke Sanktionen. Zn der letzten Nacht wurden tn den städtischen Krankenanstalten zu Essen die diensthabenden Aerzte sowie mehrer« Pflege schwestern an der Ausübung ihre» Dienste« gehindert. Dem Pförtner der Krankenanstalten wurde der Schlüssel abgenommen. Infolgedessen mutzt« beispielsweise eine im Krankenauto ankommend« Frau, die kurz vor d«r Entbindung stand, in dem schrecklich«» Schneegestöber auf einer Tragbahre über den Gttterzaun gehoben wer den »da di« Franzosen den Schlüssel zum .Singangswre nicht Herausgaben. BmtelMen I» DLsftldors. Ein Unterprimaner, de« mit Freunden Über dje ««ratze ging, streift« im Vorbeigehen den Arm eine» französischen Offizier». Ter Offizier drehte sich um und schlug mit dec Reitpeitsche den jungen Mann so in» Gesicht, datz dieser noch am anderen Morgen Blut im Dtunde hatte. Ter Offizier ging, ohne ein Wort tzu la- D Die Dollaranleihe äes Reichs. In den Vorbesprechungen im ReichSstnanzministe. - irium mit Vertretern einiger Berliner und auswärtiger Banken ist ein Einverständnis über die Art der Mitwir kung der,deutschen Bankwelt bei der Begebung von 200 Millionen Goldmark, gleich 50 Millionen Dollar, Schah anweisungen erstell worden. ES soll ein Konsortium gebildet werden, das diesen Betrag tn dreijährigen Gchatzanweisungen, die von der Reichsbank garantiert werden, zur öffentlichen Zeichnung gegen Bezahlung in Devisen oder ausländischen Noten auflegt. Tas Konsortium soll die Anleihe zur Hälfte fest, zur Hülste in Kommission übernehmen. Die Schah anweisungen lauten auf den Inhaber. Es werden vor aussichtlich Stticke bis zu einem Dollar herunter ausge- gcben werden. T-ie Stücke sollen bei der T-arlehnSkasse beleihbar sein. Hierdurch erhält das Publikum die Ge legenheit einer T-evisenanla^e. die jederzeit zu billigen Zinssätzen beleihbar ist, während auf der anderen Seite die Mittel des Reiches und der Reichsmark zur Beein flussung der Devisenkurse gestärkt werden. Endlich ist es der Reichsregierung gelungen. die Wi derstände einzelner Banksachverständiger zu überwinden und den Plan zur Ausführung zu bringen, den schon das Kabinett Wirth geprüft und erwogen hatte, die Schaffung einer wertbeständigen inneren Gold anleihe. Sie war schon lange von denen gefordert worden, die die Dlevisensteigerung der letzten Monate un natürlich und in den tatsächlichen Bedürfnissen der deutschen Ein- und Ausfuhrwirtschaft nicht begründet gesunden hattenk, 'sondern größtenteils aus den Speku- la'.ionsdrang derer hurückführten, die ihre Ersparnisse oder Verdienste in sicherer Währung anlegen wollten. Tie innere Goldanleihe sollte also der reellen wie der» unreellen Spekulation entgegenwirken und gleichzeitig die Tcvisensteigerung, wenn auch nicht beseitigen, so doch wesentlich verlangsamen. Aber es war an der Spitze der Gegner dieser Erwägungen vor allen Dingen die deutsche Reichsbank, die sich keinen Erfolg von einer solchen Anleihe versprach und ihre Mitwirkung deshalb versagte. Nachdem aber nun neuerdings di« Interven tion-Politik der Reichsregierung, die gleichfalls zuerst nur widerwillig von der Reichsbank unterstützt wurde, den überraschenden Erfolg des Lvllarsturzes von 50 000 auf etwa '20 000 zu verzeichnen hat, weigert sich di« Reichsbank nicht mehr länger, das neue Experiment mit- zumachen. ! Wenn eS gelingt, durch die wertbeständige Anleihe die gewaltige Summe von 2 00 Millionen'Gyld- mark aufzubringen, wird es der Neichsregierung ver hältnismäßig leicht fallen, noch aus längere Zeit hinaus die fremden Devisen zu drücken und den Mavkkurs zu heben. Nach Pen bisherigen Erfahrungen wäre es Wohl leicht möglich, den TollarkurI noch weit unter 20 000 herunterzubringen; aber ein solcher Erfolg würde nicht im Interesse des deutschen Wirtschaftslebens liegen, da» jetzt mehr als je auf Export und Jniport angewiesen ist und -nicht durch Rückgängigmachung ausländischer Auf träge und durch hohe Gehälter, Löhne und Produktions kosten im eigenen Lande schwer geschädigt werden darf. Erst wenn die Preise für Lebensmittel und Gegenstände de- täglichen Bedarf Zeit gehabt haben werden, sich dem Fallen de» DollarkurseS anzupasssn, wird man an eine weitere Senkung der ausländischen Devisenpreise Heran gehen dürfen; bis dahin genügt vollständig ein Fest halten etwa auf 20 000, wobei ein Ausschlagen um 1000 höher oder niedriger nicht» Beklagenswerte» ist. ES komm: eben nicht darauf an, die Mark möglichst hoch! zu steigern, sondern sie zu stabilisieren. Tie Einzelheiten über di« Ausstattung der neuen Coldanleihc werden noch beraten. Man hört vorerst nur, daß al» Einzahlung nicht Papiermark auf ÄoldbasiS, sondern wirkliche Devisen und Noten verlangt werden sollen. Ta gleichzeitig die Beleihung von Devisen ver boten wird, so ist anzunehmen, daß die Besitzer auslän discher Zahlungsmittel nicht ungern di« Gelegenheit er greifen werd«», sie auf dem Markt der neuen Lvllaran- leihe de» Reich«» wertbeständig anzulegen, zumal st« -im Notfall jederzeit zu billigen Zinssätzen bei den Dar- lehn-kaffen b«liehen werden können. Al» verzinfang soll«» v Prozent tn Aussicht genommen sein, ein ver lockend hoher Zinssatz, der vielleicht auch da» Ausland zu einer Beteiligung veranlasst. Tie.Stück« der neuen «oldanleihe. die -««unter bi» auf den Nominalwert «in«» Dollars gehen sollen, werden im Format der Zehntau- sendmarffchein« herausgegeben und spätesten» am ,1. Mär» schon käuflich sein. Tie Hälft« der Anleih«, näm lich 25 Millionen Lollar, sind bereit» durch diejenigen Banken einschließlich. der Reichsbank fest übernommen worden, ckte an den Borbesprechungen teilgenommen haben. Li« andere Hälft« will da» Reich einem neu zu bildenden Konsortium zum kommiffionHveiftn verkauf übergeben und auch auf die Industrie etnwirken, datz fi« sich mit ihren Tevisenbeständen stark beteiligt. So darf man den neuen Plan al» eitlen wohl erwogenen begrü ßen und ihm vollen Erfolg wünsch en. gen, weiter. Noch Au»sag« de» Schüler» und der Zeu gen war nicht» geschehen, was den Offizier herausgefov- dert hätte. Ein Kaufmann, der nacht» heimkehrte, wur de von einem französischen Soldaten ohne Ursache miß handelt. In der Stetnstratze wurde ein deutscher Poltz zeibeamier von einem belgischen Offizier ohne Grund mit der Reitpeitsche mißhandelt. Weideland al« Sportplatz. Im Landkreis Bochum führt die Landwirtschaft Kla ge darüber, daß. die Franzosen Weideplätze zu Sport plätzen und Park» einrichten. Ta dadurch, die Müch- versorgung gefährdet wird, weil e» tm Frühjahr nichts möglich sein wird, da», Vieh auf die Weideplätze zu trotz ben^ hat der Landrat de« Kreises Bochum an den Be fehlshaber der französischen Truppen da» Ersuchen ge richtet, den Truppen da- Betreten von landwirtschaftli chen Grundstücken zu verbieten,' Sin« Tell-Anfführnng wird vrrhindert. Mm Dienstagabend sollte im Stadttheater von Bo chum der Teil aufgesührt werden. Unmittelbar vor Be ginn der Vorstellung drangen, di« Franzosen in da» Gebäude und zwangen das Publikum zum Verlassen de» Hauses. Auf dem DHeaterplatz waren Infanterie und Tanks (i) aufgestellt. Tas Publikum räumte do» Thea ter und sang patriotische Lieder. Da» Berlin«« T-geblatt »definftw" »erdoten. Da» „Berliner Tageblatt" ist von der IntrraHlwr» ten Rhrinlandkommisston in den besetzten Gebieten „de finitiv" ftn dem französischen Text: dejinitivement) ver boten wovden. Dieser brutale Willkürakt gegen di« Aretz heil der Pre'ür der lediglich dem Zweck dienen soll, dal Rheinland auch Listig vom übrigen Temschland abtzu- schnüren, fügt sich würdig in die Reihe der bisherigen französischen Gewalttat« ein. Interessant ist dabei di» Stellungnahme des englischen Delogierten Lord Kirmav» nock der. wlo das „Berliner Tageblatt" schreibt» di» ' französischen Absichten der politischen Lustreynung d«r Rheinländer vom Reiche „wissentlich, ?de? unwissentlich unterstütze und unter dem Scheine bürokr.^vsch§r Korrekt« heil nur ein gefügiges Werkzeug der srarHöfischen An nexionspolitik sei". Wir können dem „Berliner Tage blatt" nur -»stimmen, wenn e» schreibt r „M't jedem neuen Gewaltakt, mag er sich nun gegen die ZrelheÄ einer mutigen Bevölkerung ober gegen die Freiheit dar Presse richten, liefern die „Eroberer" einen neuen Ve lvets ihrer zornigen Ohnmacht und ihrer nervösen Ratz losjgkett." . i l! I ! Gelsenkirchen geräumt. Gestern vormittag zwischen S und 10 NHr find di» Franzosen, nachdem sie wie die Apachen gehaust hatten, abgerückt. Ti« Geldbuße von 100 Millionen Mark, di» der Stadt Gelsenkirchen auferlegt worden war, ist nicht gezahlt worden. Dafür haben die Franzosen da» requi rierte Material an Pferden, Kraftwagen, Schreibmaschi nen üsw. mitgeschleppt. Die Franzosen zogen tn der Richtung auf Buer^Kech« ltnghausen ab. In der Stadt zurückgeblieben sind ledig lich die schon vor dem Raubzug hier stationierten Trup pen tm Bahnhof Bismarck und für den Rhein-Herne- Kanal. Tie Post nimmt heute mittag ihren Dienst wie der auf. Ter Hauptbahnhos Gelsenkirchen hat seinen Dienst bereit» wieder ausgenommen.. Die Schutzpolizei, die während der Befatzungstage zurückgezogen worden war, tritt Heute mittag wieder voll ihren Dienst an. Beraubung friedlicher Zivilisten, Diebstahl und Ein bruch gelten von jeher al» schlimmste Schändung des Goldatenberufe». Tie französisch« Arme« hat wtchrenö der viereinhalb Jahre de- Weltkrieg«» an der Westfront vor Verdun, in der Champagne, an der AiSne und in den Argonnen ihren Mann besser und «hrenvoller ge standen al» in den Läden, Bahnhöfen und Sparkassen von Gelsenkirchen. ES muß ein« fanatische Hetz« sein, die Soldaten so zum Vergessen der fundamentalsten! Grundsätze ihre» Berufe» bringt, daß sie sich zu Straß«» räubern und Geldschrankknackern erniedrig««, daß si» brutale Mißhandlungen an Wchrlosen fich zuschuld«» kommen lassen. Die Enthüllung dies«« belchäawnde» Tatsache ist da» Ergebnis des französischen FeldzugO nach Gelsenkirchen. Len Verlust einiger gestohftn« Millionen Papiermark wird aber Deutschland ertragen« Gin« tzentfch« Not« gegen d«n reere» In Gelsenkirchen. Der deutsch« Geschäftsträger kn Pari» Hot «Ine Nav wegen d«r Vorgänge in Gelsenkircheni überreich«, j» der Protest gegen dw Gewaltakt« der Besatzung erhoven und die Freilassung der Verhafteten aefordert wir». Dis Note gibt «tn« eingehend« Darstellung der bekannte« Vorgänge, die mit dem Zusammenstoß Götschen degchVG Schutzpolizei und zwei französischen Gendaruteg tz« -O Februar begonnen. - M Di, deutsche Negierung stellt stst, tzeß de» menstotz zwischen einem einzelnen G-Hutzpoliziste» I—