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Dienstag. Rr. 92. 24. November 1874. WePerih-Ieitung Amts-Matt Mr die Gerichts-Aemter und Stadtriithe zu Dippoldiswatde und Kraiieiistein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Rgr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spaltm-Zeil« berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wie aus der Bekanntmachung der Königl. Amtshauptmannschaft zu ersehen, liegt die, für die Wahl der Höchstbesteuerten zur Bezirksversamm lung des hiesigen Verwaltungsbezirkes aufgestellte Lifte der Stimmberechtigten bei der vorgedachten Behörde aus, und sind Einsprüche gegen diese Liste bi« spätestens zum 4. De- cember ds. I«. anzubringen. Dem Vernehmen nach ist die Königl. Amtshauptmannschaft bei Aufstellung dieser Liste, da die Zahl Derjenigen, welche im hiesigen Bezirke an direkten Staatssteuern den Betrag von mindestens 100 Thlrn. ent richten, die gesetzlich vorgeschriebene Zahl nicht erfüllt, um dieselbe zu erreichen, genöthigt gewesen, auch Diejenigen in die Liste mit aufzunehmen, welche bis 50Thlr. an direkten Staatssteuern entrichten. Möchten doch bei der großen Wichtigkeit der bevorstehenden Wahl, die nach Vorgedachtem wahlberechtigten Höchstbesteuerten jenen Termin nicht vorüber gehen lassen, ohne sich zu überzeugen, daß sie in jene Liste mit ausgenommen. Hängt doch von der Aufnahme in dieser Liste sowohl die Stimmberechtigung, als auch die Wahl berechtigung betreffs der Höchstbesteuerten als Abgeordnete zur Bezirksversammlung ab. Ferner ist es von größter Wichtigkeit, daß künftig die AmtShauptmannschaft und die Bezirksvertretung gesetzlich berechtigt sind, den Gemeinden Lasten und Pflichten aufzulegen, ohne daß die Gemeinden widersprechen können. Dresden. Unser König Spa ar hat sich am 23. No vember nach Altenburg begeben, zum Besuche des Herzogs. — Von den Loosen de« sächsischen Landeslotterie wird bekanntlich der größte Theil außerhalb des Landes und selbst in sehr fernen Gegenden gespielt. In neuerer Zeit sind die Vereinigten Staaten von Amerika in immer höherem Maße Abnehmer der sächsischen Loose geworden und nach New-Jork sind, wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, bei der letzten Lotterleziehung 4 Achtel des großen Looses gelangt. Die anderen 4 Achtel sollen nach dem Orient ge wandert sein. Berlin. 3m Reichstag ist der Präsident Forcken» beck, der sein Amt in Folge von Meinungsverschiedenheiten niedergelegt hatte (s. vor. Nr.), einstimmig wiedergewählt worden und erklärte sich auch zur Annahme. — Der Antrag auf Entlassung der Socialdemokraten Bebel, Hasenclever und Most aus ihrer Hast während der Reichstagssession, wurde abgelehnt. Es folgte dann die erste Berathung des Entwurfes über die Steuerfreiheit de» ReichSeiukommenS. — 3n der letzten Sitzung der Reichtags-Budgetkom- mission kam auch der Etat der Festung Königstein zur Sprache, der von der Mehrheit der Kommission al» zu hoch befunden wurde. Man beschloß, daß für den Kommandanten der kleinen Festung, der den Gehalt eine« Generalmajors bezieht, künftig nur der Gehalt eines Major« auSzusetzen sei. Die Aenderung würde selbstverständlich erst bei einem Per sonenwechsel in der Besetzung des Postens stattzufinden haben. Baiern. Die verwiuwete Königin Marie vonBaierrij welche sich kürzlich in den Schoß der allein selig machenden Kirche flüchtete, hat nunmehr den festen Entschluß gefaßt, im Centrum der katholischen Welt, im heiligen Rom, in un mittelbarer Nähe de« heiligen Vaters ihren künftigen Wohn sitz zu nehmen. 3n den Berliner Hofkreisen hat dieser Vor gang durchaus keinen Groll hervorgerufen, sondern, wie auch am bairischen Hofe selbst, nur Bedauern erregt. Maa betrachtet auch diesen Schritt der Königin-Mutter lediglich als einen GemülhSakt und beurtheilt ihn als solchen sehr schonend und rücksichtsvoll. Ihre Beziehungen zum Berliner Hofe können freilich so gut als gelöst betrachtet werden. Oesterreich. Der Erzherzog Carl Ferdinand ist am 20. Novbr. zu Selowitz (in Mähren) gestorben. Der Ver storbene, ein jüngere Bruder des österreichischen Oberfeld herrn Erzherzog Albrecht, war am 28. Juli l818 geboren. Von den Ereignissen der letzten Zeit in den deutschen Einzelstaaten ist nicht sonderlich viel zu berichten. — Aus Oesterreich-Ungarn wird wiederum eine, von einem Wiener Blatte ausgehende Enthüllung in deutschen Ange legenheiten angezeigt. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" fand kürzlich hinter dem Bemühen gewisser Wiener Blätter, Enthüllungen dieser Art zu bringen, eine andauernde Feind seligkeit unserer deutsch-österreichischen Brüder gegen das Reich; allein die Wiener „Deutsche Zeitung" entgegnete, daß hinter diesen Blättern nur Börsenmänner ständen, d. h. wohl mit anderen Worten: daß sie käuflich seien. Inzwischen werden das Reich und Fürst Bismarck auch an dieser neuesten, von irgend einem Reichsfeinde oder Reichsunzufriedenen her rührenden Enthüllung nicht zu Grunde gehen. — In Frank reich wird demnächst die Nationalversammlung wieder eröffnet werden. Von den alten unfertigen Zuständen, den alten Volksvertretern und dem alten Parteigezänk werden wir wieder viel hören müssen. — 3talienS Nationalversammlung ist den Neuwahlen zufolge zur Stütze der Regierung zusammen gesetzt. — In England steht die Taufe de» Kindes der Herzogin von Edinburg bevor, bei welcher die Seltenheit der persönlichen Anwesenheit der russischen Kaiserin den Akt zu einem ungewöhnlichen macht. — Nicht ohne Bedeutung sind die Studentenunruhen in Rußland. In Petersburg sind fast alle Hochschulen geschloffen. Die jungen Leute verlangen nach größerer akademischer Freiheit.