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Dienstag. Rr. 101. 30. December 1873. Weißerih-Ieitrmg. Kmts-Akatt für dir Oerichts-Aemter und Stadtrütßk M Aippokdiswakde «ud Kranenstein. VerMwsrtiicher Redactenr: Esrl Jehnr in Dippoldiswalde» Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die «Spalten-Zeile berechnet. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde, 29. Decbr. Die oberstePostbehörde hat uns in letzter Zeit mit Neuerungen überrascht, die alle mit Theuerungen gemischt sind. Das Packetporto, sowie das für Werthsendungen, wird erhöht, die Packet- Adressen müssen gelaust werden. Heute erfahren wir, daß von Neujahr an auch die Personengelder für Post reisende eine wesentliche Erhöhung erfahren werden. Es wird dasselbe künftig von hier nach Dresden 20, sage zwanzig Neugroschen, von hier nach Altenberg 21 Ngr. betragen! Ei, ei, Herr Stephan in Berlin, — wo denken Sie denn hin? Wenn Ihnen an der Personenbeförderung etwa nichts liegt, so stellen Sie diese doch lieber gleich ganz ein; aber erst noch so steigern — das ist nicht schön! Wir fahren nun Alle blos mit dem Boten, und Ihre Postkutsche mag leer fahren! Es wird ohnehin bald aus werden mit Ihrer Post- Personen-Beförderung: denn jetzt müssen wir mit aller Gewalt und bald eine Eisenbahn haben, — eine Eisen bahn! Dippoldiswalde. Der für Unterhaltung durch fremde, gute Musik immer thätige Schießhausbesitzer Hr. Hofmann hat für den Abend des Neujahrstages daS Musikchor des Schützenregiments Nr. 108 aus Dresden zu einem Concert engagirt, dem wieder reicher Besuch zu versprechen ist, da dasselbe Chor durch seine Leistungen bei dem vorjährigen hier gegebenen Concerte vielen Beifall fand. Frauenstein. Am 31. Decbr. Abends 5 Uhr soll hier in erleuchteter Kirche ein Sylvestergottesdienst stattfinden, bei welchem Herr Diac. Krumbholz die Predigt halten wird. Dresden. Se. Maj. der König hat aus Anlaß des jüngst verflossenen Geburtstages des verstorbenen Königs Johann einer ansehnlichen Zahl von Militärgefangenen der Dresdner Militärstrafanstalt Begnadigung zu Theil werden lassen. — Die König!. Prüfungs-Commission der Freiwilligen zum einjährigen Militärdienste erläßt behufs der An meldung zu demselben folgende Bestimmungen: Diejenigen, im Bereiche des Dresdner Regierungsbezirkes nach 88 20 und 149 der Militär-Ersatz-Instruction vom 29. März 1868 gestellungsflichtigen jungen Leute, welche die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militärdienste zu erlangen wünschen, werden aufgefordert, sich deshalb bei der Commission (Schloß straße Nr. 13, I.) bis zum 1. Februar 1874 schriftlich anzumelden. Vor vollendetem 17. Lebensjahre kann die Berechtigung nicht nachgesucht werden, andrerseits gehen Die jenigen des Anspruchs darauf verlustig, welche sich nicht spätestens am 31. Januar des Kalenderjahres anmelden, in welchen sie das 20. Lebensjahr' vollenden. Der mit genauer Angabe der Adresse zu versehenden Anmeldung sind ein Nachweis der Reichsangehörigkeit, eine Geburtsbescheinigung, ein mit Siegel resp. Beglaubigung versehenes Einwilligungs-Attest des Vaters, bez. des AlterS- vormundes und ein UnbescholtenheitS-Zeuaniß, welches für Zöglinge höherer Schulen (Gymnasien, Realschulen, Pro gymnasien, höhere Bürgerschulen) von dem Director der betreffenden Lehranstalt, für andere junge Leute, und zwar auf die seit Vollendung des schulpflichtigen Alters verflossene Zeit von den Polizei-Obrigkeiten des Wohnortes aus gestellt sein muß. Berlin. Das Befinden des Kaisers ist in den letzten Tagen ein verhältnißmäßig zufriedenstellendes gewesen und hofft man auf eine baldige vollkommene Wiederherstellung. Der Kaiser bringt den ganzen Tag außer dem Bett zu, conferirte auch wiederhölt mit dem Fürsten Bismarck. Oesterreich. Der Generaldirector der Lemberg-Czerno witzer Eisenbahn, Ofenheim, ist kürzlich mit zweien seiner Spießgesellen verhaftet worden: sie haben die Spitzbüberei sehr im Großen getrieben, und man wundert sich in Wien noch, daß man auch diesen großen Spitzbuben nicht laufen ließ! Ofenheim ist 52 Jahr alt, Beamter im Ministerium, hatte österreichische und russische Orden, war Verwaltungsrath bei vielen Unternehmungen, Ehrenbürger von Czernowitz rc.; auch seine Mitspitzbuben waren mit Orden behängt. Trotz eines Gehaltes von 27,000 Gulden jährlich, war er genöthigt, jede Bahnschwelle mit Gulden höher anzurechnen; dies Schmugeld (jährlich 200,000 Gulden) steckte er in die Tasche. Der Beschädigte bei der ganzen säubern Wirthschaft war nicht die Bahn, sondern der Staat, welcher für deren Ver zinsung garantirt und dafür z. B. von 1867 bis 1873 nicht weniger als 7'/s Mill. Gulden zuzuschießen hatte. — Den Ungarn ist in finanzieller Beziehung ihre Lösung von der andern Reichshälfte nicht gut bekommen, denn ein riesiges Deficit ist der Lohn ihrer sonderbündlerischen Bestrebungen geworden. ES ist eine Anleihe von 76^» Mill. Gulden nöthig, um nur das Deficit deS kommenden Jahres zu decken. Frankreich. Marschall Bazaine ist am 25. Decbr. Morgens nach St. Marguerite abgeführt worden. — Während die offiziellen Blätter von einem ausge zeichneten Gange der Geschäfte reden, melden andere Blätter ehrlicher und zwar in sehr schwarzen Farben, daß die Geschäfte sehr schlecht gehen, daß überall Noth und Elend herrscht und schnellste Hülse sehr nothwendig sei. — ES find jetzt immer noch zwei Kriegsgerichte aus schließlich'mit Untersuchungen gegen Mitschuldige de? KoMMüne