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Mts. Abends herbeigeführten Brande allhier rannte anfänglich Alles wirr durch einander und dann wieder wollten Alle commandiren. Das Allerdümmste aber bei solchen Feuersge fahren ist in der Regel, daß eine große Masse Menschen nach dem Feuerheerde läuft, aber weder Feuereimer, noch Wasser oder Leitern und was sonst Alles gebraucht wird, mit bringt. Und so war es auch diesmal wieder. Dieser regel mäßig herrschenden Unordnung in dem Feuerlöschwesen soll nun eine in's Leben zu rufende freiwillige Feuerwehr entgegentreten, und der Stadtrath hat bereits einen Aufruf an die hiesigen Bewohner erlassen, sich dabei zu betheiligen und bis zum 5. d. Mts. auf dem Rathhause deshalb zu melden. Nicht minder soll derselbe auch, dem Vernehmen nach, vorläufig 500 Thlr. zu deren Equipirung verwilligt haben. Man hofft aber, aus dem sächs. Feuerwehrfond, an dessen Verwaltungsbehörde man sich wenden will, noch eine Unterstützung zu Errichtung der beabsichtigten Feuerwehr zu erhalten. Im Jahre 1867 oder 1868 tauchte auch schon einmal die Idee der Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr am hiesigen Platze von privater Seite auf, und es wurde in weiterer Verfolgung dieser Idee auch eine Versammlung ab gehalten, in welcher sich eine ganz leidliche Anzahl hiesiger Bürger zu betheiligen versprach. Wenn wir uns aber recht erinnern, scheiterte damals das Projcct an den städtischen Collegieu, welche zu deren Errichtung eine ganz ungenügend kleine summe bewilligten, so daß schließlich die Sache wieder einschlief und uci gelegt wurde. Mit einem Schlage mahnte aber das verheerende Element wieder an das Ver gessene, aber Praktische. Hoffentlich wird es diesmal Ernst damit. Um noch einmal auf den letzten Brand vor 8 Tagen zurückzukommen, müssen wir zum Lob der umliegenden Ort schaften erwähnen, daß sie trotz des noch fortdauernden Ge witters, während dessen ihre eigenen Gemeinden bedroht waren, uns doch zu Hilfe eiiteu und dadurch den Feuerheerd beschränken halfen. Ihnen Allen sei daher hiermit unser Dank gezollt! — In den nächsten Tagen wird nun auch unsere neue Orgel fertig, die Kirche aber, wenu's gut geht, Ende dieses Monats. Ob dieselbe in der zweiten Hälfte des September oder vielleicht zum 4. Jahrestage ihres Brandes, den 3. Octbr., eingeweiht werden wird, ist noch nicht bestimmt. — Am 1. d. Mts. Nachmittags 4 Uhr entlud sich ein von Schloßen begleitetes Gewitter hier; dieselben waren ziemlich groß. — Abends gegen 11 Uhr schlug der Blitz in Reichenau in das Frauke'sche Gut, welches bis auf die Umfassungsmauern niederbrannte. — Auch in Sayda sollen an diesem Tage 2 Scheunen in Folge Blitzschlags abgebrannt sein. Dresden. Das Befinden unseres Königs war nach den Bulletins vom 1. und 2. August den Umständen ange messen gut, obgleich er in der Nacht zum 2. August wenig geschlafen. Auch die neuesten Nachrichten melden ein Gleiches, und daß der König am Sonntag Morgen sich gestärkt gefühlt habe. — Am 31. vor. Mts. vermehrte sich die Zahl der an der Cholera Erkrankten wieder, indem 10 Fälle, darunter 4 mit tödtlichem Ausgange, zur Anzeige gelangten. Sämmt- liche Kranke sind in der Gerbergasse wohnhaft. Bis Sonn tag Mittag (3. Aug.) sind weitere 5 Erkrankungen vorge kommen, von denen keiner tödtlich verlief; doch sind von den früher Erkrankten wiederum 4 gestorben. In allen Ort schaften des Gerichtsbezirkes Dresden ist die Epidemie in rascher Abnahme begriffen. — Der Stadtrath zu Dresden hat bis auf Weiteres und zunächst auf 4 Wochen alle und jede Tanzmusik in seinem Bezirke verboten. * Dresden. Die Herausgeber' der vielbesprochenen „Lebensbilder," welche auf die geschichtlich-geographische Neugestaltung des deutschen Reiches bei Abfassung des weit verbreiteten Schulbuches gar keine Rücksicht genommen hatten, haben in Folge der scharfen Kritik, welche ihre Handlungs weise erfahren, eine Umarbeitung des betreffenden falschen Textes vorgenommen. Nach der Anzeige des Verlegers Julius Klinkhardt in Leipzig ist der nmgearbeilete Bogen des Buches umsonst von ihm zu beziehen, und steht zu er warten, daß das Anerbieten durchgehends von allen Besitzern der Auflagen des Buches nach 1870 benutzt werden wird. Es ist erfreulich, daß die Herren Schuldirectoren sich beeilt haben, den begangenen Fehler in deutsch-patriotischer Weise wieder gut zu machen. — In Sachsen hat sich eine neue muckerische Glaubensgesellschaft gebildet,die namentlich in Marien berg und Umgegend Anhänger zählt. Ihre Gläubigen versichern, daß die „Gnade" bei ihnen zum Durchbruch ge kommen sei, und warten in süßem Nichlsthu» auf den „jüngsten Tag" und das „tausendjährige Reich". Leipzig. Die hiesige kaiserliche Oberpostdirection erläßt die dringende Aufforderung an das correspondirende Publikum, seine hiesigen und auswärtigen Correspondenten zu einer möglichst genauen Adressiruug der hierher und nach andern großen Städten gerichteten Postsendungen und insbesondere zu einer genauen Angabe der Wohnung, bezieh entlich des Geschäftslokals nach Straße, Hausnummer rc. zu veranlassen, da innerhalb 3 Tagen am hiesigen Ort nicht weniger als 1876 gewöhnliche und recommandirte Briefpost- seudungen, 809 Geld- und Werthsenduugen und 46 Pakete ohne Werthaiigabe eiugegangeu sind, welche wegen oben angedeuteter Mängel nicht bestellt werden konnten. Zwickau. Hier wurden kürzlich ein 18 Jahr alter Handarbeiter und ein 14jähriger Schulkunde betroffen, als sie Steine auf das Gleis der Eisenbahn legten. Vom Bahn wärter festgeiiomineu, wurden sie der Polizei und dann dem Staatsanwalt ül ergeben. Metz. Am 31. Juli hat in Gegenwart der Deputation des 12. Armeecorps die feierliche Einweihung des Sachsen- Denkmals auf dem Schlachtfelde von St. Privat-la-Mon- tagne stattgefunden. Da der Kronprinz Albert von Sachsen, in Folge der Erkrankung seines Vaters, am Morgen bereits wieder abgereist war, so verlas Generalmajor Senfft v. Pil sach eine Ansprache, welche auf die Tapferkeit der sächsischen Truppen hinweist und der Versicherung Ausdruck giebt, bei einem etwaigen neuen Kriege werde die sächsische Armee ebenso treu zu Kaiser und Reich stehen. Die Einweihung verlief in begeisterter Stimmung. Oesterreich. Der Schah von Persien, über den die Zeitungen Langes und Breites salbadern, ist auf seiner Rundreise durch Europa endlich auf der letzten Etappe an gekommen. Wien hat jetzt die persische Hoheit in seinen Mauern, und bald wird der vielbegaffte diamanlbesäete Bar bar mit Ueberschreituug der türkischen Grenze wieder in der ihm angemessenen Atmosphäre sich befinden. ES ist doch eigentlich recht beschämend, zu sehen, wie sich ganz Europa, Fürsten und Republikaner inbegriffen, anstrengt, einem fremden Barbaren, dem die einfachsten Begriffe von Anstand und Lebensart fehlen, die Honneurs zu machen, sich vor ihm, der hochmüthig jedes Entgegenkommen als schuldigen Tribut ent gegennimmt, geradezu demüthigen. Gastfreundschaft ist eine schöne Sache, aber soweit darf sie nicht gehen, daß man sich einem unwissenden, hochmüthigen Asiaten gegenüber, der zufällig über Leben und Tod einiger Millionen durch schlechtes Regiment vom Hungertode bedrohter Menschen zu gebieten hat, bedientenmäßig beträgt. Wir zweifeln, ob je irgend ein Europäer, und wäre es auch ein Monarch, es wagen dürfte, sich auf Reisen im Orient so vollkommen rücksichtslos gegen die Landessitten zu benehmen, wie es dem Schah in Europa gestattet war. Eine zur rechten Zeit ertheilte Lektion würde ihm mehr Respekt vor den Völkern des Abendlandes eilige-