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Freitag. M 65. 20. August 1869 WePerih-Zeltung- H Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrnthe zu Dippoldiswalde und /rauenjtcin. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Verantwortlicher ke-acteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgesehichte. Dippoldiswalde. Das in Concurs verfallene Steinkohlenwerk Possendorf — der schwindsüch tige Nachbar des an derselben Krankheit zu Tode ge brachten Golberodaer Werkes — ist am Mittwoch, den 18. August, in öffentlicher nothwendiger Subhastation an einen neuen Herrn gekommen. Die sämmtlichen Tagegebäude, 2 Maschinen nebst Ventilator, 2 Jnjec- teuren rc. und die Eisenbahn (welche letztere allein circa 27000 Thlr. gekostet haben soll) sind für die Summe von 6900 Thlrn. — schreibe: sechstausend neunhundert Thaler — an die Leipziger Credit-Anstalt übergegangen. Dieselbe war ein Hauptgläubiger des Werkes mit einer beträchtlichen Summe, die als einzige Hypothek auf dem Abbaurechte des Werkes eingetragen war. Von einer Fortstellung des letzteren kann natürlich keine Rede sein, da vor Allem die Kohlen, die mehr als voll ständig „abgebaut" sind, fehlen. So viel ist aber zu sagen, daß aus obigem Erlöse, sowie aus dem für das bewegliche ehemalige Eigenthum und dem für das noch zn versteigernde Lagerhaus in Freiberg, nach Abzug der Kosten den Inhabern der Prioritäten wohl nur sehr Wenig bleiben wird. o Frauenstein. Am letztverflossenen Sonntag schlug der Blitz bei dem Nachmittags gegen 4 Uhr sich entladenden Gewitter in Schön selb in ein Haus, jedoch ohne zu zünden, unter Beschädigung mehrerer Stellen des Gebäudes. —In Pretzschendorf erhing sich am 16. d. M., Abends, der Maurergeselle W. Trunksucht und die durch solche herbeigeführte Armuth sollen die Motive zu der Thal sein. — In Henners dorf soll sich an diesem Tage auch eine Frau erhängt haben; — ein Gerücht macht sogar einen Mord daraus. Frauenstein, 18. August. Der gestrigen, unter 53 Zweigvereinen Sachsens auch von hier beschickten 50. Jahresversammlung des Sächs. Haupt-Missions- Vereins zu Dresden in Meinhold's Saal, eröffnet mit dem Jubelgesang: „O, daß ich tausend Zungen hätte rc." und mit Gebet durch Herrn Oberpfarrer Lehmann aus Chemnitz, präsidirte Herr Kammerherr von Erd mannsdorf aus Schönfeld bei Großenhain als Comit6- Vorstand und konnte nach kurzem Rückblick auf das erste halbe Jahrhundert des Vereins seit 1819, wegen dessen Geschichte er auf eine vom Vereinssecretär Can- didat Alex verfaßte Jubelschrift (für 7 */, Ngr. in jeder Buchhandlung zu haben) verwies, viel Erfreuliches über dessen Wachsthum und gesegnete Leistungen mittheilen. Man erfuhr daraus z. B., daß unser Landesverein auch im verwichenen Jahre seines nun 50jährigen Bestehens allen übrigen, die sich nach und nach an ihn «»schlossen und sich dem aus ihm zunächst hervorgegangenen hoch würdigen Missionscollegium zu Leipzig unterstellt haben, mit einer Beitragssumme von mehr denn 14000 Thlr. vorangegangen ist; ingleichen den erhöhten Stand unser« dortigen Missionshauses, worin jetzt 14 Zöglinge au« verschiedenen Ländern unseres Bekenntnisses mit Be nutzung der Universität für den Missionsberuf gebildet werden; ferner die ersprießlichen Resultate der zweiten, dem Director Hardeland aufgetragenen Visitationsreise aus unsere ostindischen Stationen und zu den Gemeinden unserer dort aufblühenden Tochterkirche; ferner die Ver breitung der vom Vicedirector Härting, als er noch Diaconus in Werdau war, gegründeten Missionsblätter und Bilder, nun ziemlich in allen Sprachen unseres Bekenntnisses u. s. w. Man votirte den schuldigen Dank für 1000 Thlr. außerordentliche Jubelgabe und für die vom nächsten Jahre 1870 an auf wiederholtes Ansuchen dem Vereine gewährte Kirchencollecte am Epiphanienfest, als am Missionsfest der Gesammtkirche, nach Wegfall zwei überflüssig gewordener, nachdem für die Zwecke der verwandten Bibelgesellschaft bereits seit 1829 eine alljährliche Ostercollecte bei uns wie in an deren Ländern besteht. Man faßte Beschluß über Här- tings Stellung zu unserm Landesvereinscomite, dem er zeither angehört, nachdem er nun in genanntes Central collegium aufgerückt ist u. d. m. Beim Festgottesdienst in der vollen Frauenkirche predigte Herr Geh. Kirchen rath vr. Langbein über Offenb. Joh. 3, 7—13: Du liebes Dresden, Sachsen, ev.-luth. Zion aller Lande, gedenke der vorigen Zeiten, laß Niemanden dir deine Krone, dein Bekenntniß mit Luther zum Evangelium und Sakra menten, wie wir vom Herrn sie haben, rauben und laß dein Licht leuchten! Pastor Wermelskirch aus Erfurt, vormals Director des Missionshauses, als dasselbe sich noch in Dresden befand, schloß seine geschichtliche An sprache an die dichtgedrängte Gemeinde über Röm. 1, 9 — 12 mit der üblichen Danksagung für Legate, die im verwichenen Bereinsjahre dem Verein zugeflossen, worunter 50 Thlr. von einer in Frauenstein verstorbenen Missionsfreundin. Der greise Pastor Behr aus Heynitz diakonirte am Altar. Potschappel. Beim Abräumen der Brüche im „Segen Gottes Schacht" ist man nicht mehr auf Leich name gestoßen; im Ganzen hat man 261 zu Tage ge fördert, und werden die andern im „Hoffnungsschachte" liegen. — Viele der Unglücklichen sahen mit wahrem Heldenmuthe von früh Uhr an bis um 1 Uhr Nachmittags dem schrecklichen Erstickungstode ins Ange sicht. Wie mögen sie gelitten haben! Nur das uner schütterliche Gottvertrauen und der feste Glaube auf das Wiedersehen der Ihrigen hielt die Männer aufrecht.