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Diese- Blatt erscheint täglich Abend« nnd tst »nrch alle Post, anilalten de« 3n- »nd «ntlandr« z» belieben. Pret« ft. Dresdner Journal. dn« «iertelsichr I'Ü LHlr. Znserti»««gebth» ren für den Ra« einer gespaltenen Zeil« »Vf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für das Abends erscheinende Blatt werden bis IS Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Die Frankfurter Unruhen. — Büdermann'S achter Bericht an seine Wähler (Schluß). — Tagesgeschichte: Dresden: Sitzung beider Kammern; der Ausschuß deS Valerlandsvereinö; kirchlicher Verein. Leipzig: DaterlandSvereio. Großenhain: BerbrüderuogSfeft in Ortrand. Crimmitschau: Hauptversammlung des Bezirksvaterlandßvereins; Revision der Städteordnung: republikanischer Klub. Berlin. Von der schlesisch-posenschen Grenze. Frankfurt. Wien. Pesth. Mailand. Von der italienischen Grenze. Genua. Turin. Neapel. Sicilien. Paris. Straßburg. — Feuilleton. — Geschäftskalendrr. —OrtSkalendrr. — Angekommene Reisende. Die Frankfurter Unruhen. Die Ereignisse in Frankfurt fallen wie ein Donnerschlag unter alle Diejenigen, die eS mit der Freiheit und der nationalen Selbst ständigkeit Deutschlands redlich meinen. Sie sind eine zweite Auf lage de- Hecker'scben Putsche- und eine wesentlich vermehrte und ver schlimmerte. Sie werden üblere Folgen für die Freiheit haben, als jener Aufstandsversuch im badischen Oberlande, der ihrer doch schon so üble gehabt hat. Wie oft haben uns die Radikalen da- Gespenst der Reaktion an die Wand gemalt, jetzt fürchten wir, ist sie da, nicht jene Reaktion schurkischer Höflinge und volksfeindlicher Minister, die man uns fürchten machen wollte, sondern die mächtigere Reaktion des unmittelbaren natürlichen Gefühl-, da- sich scheu von Ansichten zu- rückziehr, die man mit Aufruhr und Meuchelmord durchzusetzen ver sucht hat. Geht Ihr, dahin führen Eure Freiheiten, so hören wir schon vernehmlich die Stimmen derjenigen krächzen, deren schielsüchti gem Interesse der Aufschwung des Volkes vom Anfang an ein Greuel war. Nicht einmal der heilige Charakter deS Abgeordneten schützt mehr, da- ist da- mündige, zur Selbstregierung reife deutsche Volk, da- seine freigewählten Vertreter mit Gewalt der Waffen auseinan- derjagen will. DaS ist die Linke, die immer von Menschenrechten spricht und jetzt diejenigen todtschlagen läßt, die anderer Meinung wa ren, wie sie. So läßt man das Vertrauen zurückkehren und hebt die Stockung der Gewerbe. — Diese und ähnliche Aeußerungen tauchen jetzt auf; die Empörung über die verübten Greuelthaten, die Furcht vor neuen revolutionären Unternehmungen vereinigen sich, um den Sinn Vieler gegen Alle- einzunehmen, was nur irgend den entfernten Anschein hat, als könnte es möglicherweise einmal zu ungesetzlichen Schritten verleiten. Was dem übersprudelnden Geist, der prickelnden Beredsamkeit de- lebendigen Fürsten LichnowSky nicht gelang, da- wird der Anblick de- durch fünf meuchlerische Kugeln Gemordeten vermö gen, und die Zeit scheint nicht mehr fern zu sein, wo man Diejenigen, die man jetzt al- Reaktionäre verschrie, weil sie sich gegen die Ueber- stürzungen de- Radikalismus au-sprachen, wieder, wie früher, al- halbe Jakobiner ansehen wird, weil sie sich der nothwenigen politischen Freiheiten annehmen. — Je mehr wir aber diesen Umschlag der öffentlichen Meinung fürchten müssen, um so dringender ist für die jenigen, welche an der Freiheit und Einigkeit deS Vaterlandes nicht verzweifeln und ihr mit männlichem Mulhe auch ferner ihre besten Kräfte zu widmen gesonnen sind, die Pflicht, nicht nur ihre entschie dene Mißbilligung über diese- neue Frankfurter Attentat au-zusprechen, denn da- versteht sich von selbst, sondern auch, wiederholt darauf hin- zuweisen, daß die Bestrebungen, Deutschland zu einigen und da- Volk in diejenigen Rechte einzusetzen, welche die nothwendige Grundlage für eine dauernde politische Größe sind, Nicht- gemein haben mit dem Gebühren de- Fanatismus, den Gewaltthaten der Empörung, und daß «S wohl möglich ist, ein freie- einige- Deutschland herzustellen, ohne die Elemente der Anarchie zu entfesseln. Lassen wir uns daher nicht irre machen in unfern Grundsätzen, treten wir auch ferner der rohen Gewalt der Massen, der Herrschaft de- Pöbel- entgegen, aber ver gessen wir auch nicht, daß die Größe de- Vaterlandes, der Wohlstand und das Wohlbefinden der Einzelnen von der Einigung der deutschen Stämme und dem Fortschreiten auf der Bahn politischer Freiheit nothwendig bedingt sind. Achter Bericht an meine Wühler. Der Deschluk der deutschen Nationalversammlung in der Waffenstiltstandsfrage. (Schluß.) Es wäre gewissenlos gewesen, dieses Alles nicht vorher zu bedenken. Wir, ick und meine Parteigenossen, wir haben es bedacht, reiflich bedacht, — aber wir hätten dennoch gewünscht, die Entscheidung wäre anders, wäre so ausgefallen, wie die Ehre Deutschlands, wie das höhere politische Interesse unserer Zukunft — welche- von der Ehre nicht zu trennen ist — nach unserer Ansicht e- forderte. Wir gingen dabei freilich von der Ueberzeugung auS, daß jene Gefahren, deren Möglichkeit sich zwar nicht läugnen ließ, doch keineswegs nothwendig eintreten mußte, ja daß ein energisches Auftreten unsererseits vielleicht gerade jene Gefahren eher beseitigen, al-näher bringen konnte; wir glaubten, daß sowohl Dänemark die Hand zu einer neuern billigem Verständigung bieten, al- auch Preußen seinen Fehler (denn, daß es einen solchen begangen, wird wohl nirgends ver kannt) wieder gut zu machen beeifert sein und Alles aufbitten werde, um einen bessern Vertrag herbeizuführen. ES ist möglich, daß auf dem jetzt betretenen Wege dasselbe erreicht wird, waS wir bezweckten, und wir unsrerseits werden uns herzlich freuen, wenn eS geschieht, denn uns war es nicht bloS um die Verwerfung deS Ver trages, um jeden Preis, nicht um eine Verletzung oder Herausforderung Preußens, nicht um eine rnuthtvtlltge Erneuerung deS Kriegs zu thun, sondern einzig und allein nm die Abwendung der Nachtheile und insbesondere der Erniedrigungen, die nach unserer Ansicht in dem Vertrage vom 26. August, sowie er zu Malmö abgeschlossen ward, für Deutschland liegen. Ich bedauere eS mir meinen politischen Freunden, daß die National versammlung in ihrer Mehrheit bei dieser Veranlassung nicht die jenige Entschiedenheit und Entschlossenheit bewiesen hat, welche nach unserer Ansicht durchaus nothwendig war, nothwendig gegenüber dem AuSlande, dem wir hier zum ersten Male als eine neue Groß macht entgegentreten, ebenso nothwendig aber auch für di« Verhält nisse nach innen, für die, bei den vorliegenden Waffenstillstands verhandlungen offenbar in mehrfacher Beziehung verkannte und