Volltext Seite (XML)
Diese- Blatt erscheint täglich Abends «nd ift dnrch alle Poft« anitalten des 3»« und Auslandes z» bejiehen. Drei» sär Pierkelsahr «lner grsraleenc» Zeile » Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für daS Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittags angenommen. Inhalt. Erklärung. — Di« deutsche Industrie und dir Wissenschaft. — Tagrtgeschichre: Dresden: Sitzung derArbriterkommifsion; Bericht über die zweite allgemeine Lrhrrrversammlung. Leipzig: Kirchlicher Verein. Aus dem Voigtlande: Ergebnisse der dieSiährigen Ernte. Berlin. Frankfurt. München. Wien. Mailand. Paris. VondrrMoldau. — Feuilleton. — GeschäftSkaleuder. — Orttkalender. — Lngekommrne Reisende. Erklärung. In der mir in diesem Augenblicke zu Gesichte kommenden heutigen Nummer 131 des Dresdner Journals, worin über die Verhandlung einer am 7. dieses abzehaltenen Bürgerversamm- lung berichtet wird, ist mit gesperrten Buchstaben gesagt, daß der städtische Verein, welcher Einsprache gegen die jetzt im Gange be findliche Bürgermcisterwahl erhebt, von dem Minister des Innern die Bescheidung erhalten habe: daß sich die Bürgerschaft selbst zu helfen suchen müsse. Ich bin sonst kein Freund von amtlichen Berichtigungen, mit denen man bekanntlich nach den Erfahrungen anderer Staa ten kern besonderes Glück gehabt har; — die Summe der ganzen Handlungsweise der Behörden, die Thal im einzelnen Falle be richtigt viel besser, als allerlei Rederei und Schreiberei. Im gegenwärtigen Falle dürfte aber doch eine kleine Inter pretation nicht am unrechten Orte sein. Den Abgeordneten des hiesigen städtischen Vereins habe ich nicht nur, als ich zum letzten Male mit ihnen zu sprechen die Ehre hatte, sondern auch vorher wiederholt meine Meinung gesagt: daß mir ibr Gesuch, die hiesige städtische Verwaltung nicht nur einer Revision durch die Regierung zu unterwerfen, sondern solche so gar provisorisch unter die Leitung eines Rcgierungskommissars zu stellen, dem Principe der Selbstständigkeit und der Autokratie der Gemeinden zu widerstreitrn scheine. Die Abhilfe wahrgenom mener Mangel sei vielmehr Sache der Gemeinden selbst, d. h. der selbstgewählten Vertreter derselben, welchen man durch die Presse, durch Vereine die Materialien dazu liefern, und sonst aus der Bür gerschaft dabei an die Hand gehen könne. Das Zubilferufen der Regierung in eigenen Angelegenheiten sei überhaupt gegen meine Ansichten; auch würde ein solches Eingreifen, wenn e-, wie es hier nach der politischen Farbe des städtischen Vereins der Fall zu sein scheine, im Sinne des Liberalismus mit Erfolg erbeten werden sollte, dann auch mit gleichem Rechte bei veränderten Verhältnissen mit entgegengesetztem Zwecke geschehen können. Ich würde aber um keinen Preis einer spätem Verwaltung Gelegenheit geben, aus der meinigen dergleichen gefährliche Konsequenzen zu ziehen. Wo das Gesetz die eigene Hilfe an die Hand gebe, dürfe man die Polizei nicht annssen. Ueberhaupt stelle sich eine Gemeinde kein gutes Zeugniß aus, welche gegen ihre selbst und frei gewählten Vertreter und Behörden zu Felde ziehe, weil sie dadurch das Ge- ständniß ablege, daß ihre Mitglieder bei den Wahlen ihre Rechte nicht verstanden und ihre Pflichten nicht gewissenhaft erfüllt hätten. Unter diesen und ähnlichen oft wiederholten stets auf die Städteordnung Bezug nehmenden Erwiderungen habe ich der Deputation des städtischen Vereins die Bescheidung ertheilt, daß sich die Bürgerschaft selbst helfen könne und selbst zu helfen habe. Aber das Selbsthelfen muß durch das Gesetz, hier die Städte ordnung, nicht gegen dasselbe geschehen. Uebrigens war das Alles nur eine im mündlichen Gespräche ausgesprochene Meinung; denn die Bescheidung hat verfassungs mäßig duuch die Krcisdirektion zu geschehen. Will aber der städtische Verein diese meine offene Erklärung der Kurze halber als eine Bescheidung ansehen, so ist mir's eben recht, da dem Ministerium dadnrcd einige Zeit erspart wird, an der es ohnehin keinen Ueberfluß bat. Dresden, 9. August 1848. Oberländer. Die deutsche Industrie und die Wissenschaft. Die Jeremiaden über den Verfall der deutschen Industrie und des Handel- hört man au- allen Tonarten singen und die Variationen über diese- Modethema sind neuerdings den deutschen Regierungen so häufig wiederholt worden, daß mehrere, unter ihnen die königlich sächsische Regierung, sich entschlossen haben, den Klageliedsängern die Angabe der Mittel zur Beseitigung ihrer Klagen selbst zu überlassen, sich selber aber nur die Prüfung und Ausführung dieser wirklichen oder vermeintlichen Heilmittel vorbehaltend. In der Thal und wenn man die Art und Weise, die Allgemeinheit, berücksichtigt, mit welcher in unserer höchst bewegten Zeit die betreffenden Klagen und Forderungen au-gesprochen wurden, muß man zugestehen, daß diese Regierungen nicht klüger bandeln konnten, al- sie gethan haben. Ob aber die dadurch herbeigeführten Maßregeln, dir Kommissionen zur Regulirung der Arbeit--, Arbeiter- und Jndustrieverhältniffe und deren Beschlüsse genügen werden, die Uebel, wegen deren sie zusammeugerufen wur den, zu heilen, gründlich zu heilen, DaS ist eine andere Frage, die wir so lange verneinen müssen, alS unS nicht positive Resultate vom Gegentheile überzeugen. Daß Die- geschehen werde, ist aber um so weniger zu erwarten, alS eineStheilS diese Kommissionen nur au- Fabrikanten und Arbeitern, zwischen denen al- unparteiische- Glied