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neger zu beschützen. In Victoria war ein neuer Director auf der Pflanzung, der zu wenig mit dem Orte bekannt war, um uns viele Nachrichten geben zu können. Am nächsten Morgen ruderten wir den Surinam weiter hinauf nach der S a ra-Bucht und besuchten Hermitage, eine kleine Waldpllanzung, deren Direktor ein Commissa- rius der Regierung ist, welcher bei den Buschnegern wohnt, denn sie sind jetzt in freund schaftlichem Verhältnisse mit der Colonie. Als wir zu einem ihrer Dörfer gingen, thaten wir einige Flintenschüsse als Zeichen unseres Kommens, denn man hatte uns gesagt, dafs diese Neger keine Besuche von Fremden leiden, wenn man sie ihnen nicht vorher auf diese Weise anzeigt. Beim Eintritt in das Dorf fanden wir mehrere ihrer Häupter in heftigem Streit, besonders war einer in einer rolhen wollenen Mütze, und mit einem alten verrosteten Säbel in der Hand, ganz wiithend; doch als wir näher kamen, hörte der Zank auf, und sie empfingen uns gut. Um ihr Wohlwollen zu erwerben, kauften wir ihnen ge schnitzte Kürbisflaschen , Spielwerk u. dgl. ab. Diese Neger gehen ganz nackt wie die gemeinen Sklaven, doch haben sie sowohl Hemden als weite Beinkleider, welche sie aber nur auf einer Reise nach Paramaribo anziehen. Ihre Hütten sehen sehr ärmlich aus, denn sie bestehen blos aus einem Paar Pfähle die sie in die Erde schlagen, und mit Bal ken von einer Zwergpalme, die hier Palisadenbaum heifst, verbinden; das Dach ist mit Maisblättern gedeckt. In der Mitte des Dorfes stand eine gröfsere Hütte, die verschlos sen war und deren Inneres sie uns nicht zeigen wollten, da sie zum Gottesdienste be stimmt wäre; es mochte aber wohl ihre Niederlage von Flinten und Schiefspulver seyn. Bei dieser Hütte haken sie auch ihre Palavers oder Berathschlagungen. Um das Dorf ist keine Spur von Feldbau zu sehen, doch weifs man, dafs sie Mais und Zuckerrohr pflan zen. Das hier gebaute Zuckerrohr ist in derjlegel gröfser als das welches auf den Pflan zungen wächst, aber der Saft ist von geringerer Güte', welches dem Boden zuzuschreiben ist. Die Jagd ist ihr Hauptnahrungszweig und sie scheinen sich wohl dabei zu befinden; sie sind hoch und stark gewachsen, und einige ihrer Weiber haben wirklich schöne Ge sichtszüge. Um ihre Sitten besser kennen zu lernen, baten wir sie den Abend nach Hermitage zu kommen, wo wir ihnen einen Tanz geben wollten, was sie sehr gern annah men; doch waren wir vorsichtig nicht zu viele einzuladen, da wir auch von’den benachbar ten Dörfern Besuch erwarteten. Als sie der Einladung gemäfs anlangten, war in dem An zuge der Männer kein Unterschied, sondern sie gingen eben so wie wir sie in den Wäl dern gesehen hatten; die Weiber aber waren im höchsten Putz, sie trugen kurze Röcke von Kattun, weifse Turbans um den Kopf und Korallenschnüre um Hals und Arme. Kaum