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224 Wasser jagen, oder auch vielleicht weil sie uns für eine Beute halten, und bringen uns zuweilen recht erntsliche Wunden bei. Ich habe später nie etwas gehört, was diese selt same Erzählung der Indianer bestätigte. Von den Amphibien. Der Kaiman, oder Krokodil, den ich in Surinam sah, war nicht länger als fünf Fufs, man soll sie aber zehn bis fünfzehn Fufs lang finden. Manche Einwohner glauben, dafs der Kaiman und Krokodilj zwei verschiedene Arten sind, wogegen an dere behaupten, dafs es dasselbe Thier sey, und man aus Irrthum die Jungen und die Alten für besondere Arten gehalten habe *). Der Kaiman hat eine harte Flaut, der Rücken und die obere Kante des Schwanzes sind ausgezackt, und von grau brauner Farbe. Der Kopf ist sehr stark gebaut und hat eine lange Schnauze. Das Maul ist sehr weit und mit einer doppelten Reihe scharfer Zähne besetzt; über jedem Auge ist eine harte, schuppenartige Erhöhung von dem Umfang einer Mannsfaust; die Füfse sind mit sehr starken Klauen bewaffnet. Die dicke Haut des Kaiman soll selbst für eine Flinten kugel undurchdringlich seyn, ausgenommen nahe am Kopfe und unter dem Bauche. Das Weibchen legt die Eier in den Sand und überläfst sie der Sonne zum Ausbrüten; sie sol len so grofs seyn als Puteneier, und in grofser Anzahl zusammen gefunden werden; zum Glück werden sie vielen Thieren, namentlich den Geiern zur Beute, und ein grofser Theil der Jungen wird von den Aeltern selbst aufgefressen. Ich habe einige erst eben au» dem Ey gekrochene gesehen, welche man in einer grofsen Glaskugel hielt; sie waren nicht länger als fünf Zoll, ihre Kiefern aber, die im Verhältnifs zum Leibe sehr grofs waren, zeigten schon ihre künftige Gestalt an. In Surinam ist jedoch der Kaiman nicht so gefährlich als in anderen Ländern; er fällt nie Menschen an dem Ufer an, und selbst beim •) Man mufs allerdings den eigentlichen Crocodil, Lacerta Crocodilus niloticus, von dem Kai man, Crocodilns Alligator, Crocodilus americanus, unterscheiden. Bei dem ersten ist aufser an deren Merkmalen, wohin vorzüglich Stellung und Zahl der Nackenschilder gehört, dieses sehr ka- rakterisirend, dafs der Oberkiefer buchtig ausgerandet ist, so dafs der vierte Zahn des Unterkiefers, welcher der gröfste ist, daran vorbei trifft, dagegen beim Alligaior und fast allen amerikanischen Crocodilen der Oberkiefer diese Ausrandung nicht hat , und der vierte Zahn in eine gegenüberste hende Höle fällt, die er oft ganz durchbohrt, so dafs seine Spitze bei geschlossenem Munde unweit der Nasenlöcher sichtbar wird. W.