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i99 ähnlich ist; sein Geweihe hat nur wenige Enden; die Farbe des Thieres ist bräun lich grau. Die zweite Art gleicht unserem Rehbock. Ist das Thier noch jung, so ist es hell braun mit weifsen Flecken, welche der Länge nach reihenweis stehen. Es ist schwer zu jagen, da es sich in den sumpfigsten Gegenden aufhält und sehr schnell ist; blofs die Jungen werden zuweilen lebendig gefangen und nach Paramaribo gebracht, wo sie sehr zahm werden. Gewöhnlich leben sie nicht lange genug um ihre Farbe zu verändern, woher manche Leute glauben, dafs diese Gattung beständig fleckig ist. Ein Mulatte in Paramaribo, der mit vieler Miihe eines lange Zeit erhielt, fand, dafs es später einfar big hellbraun wurde. Es war ein Weibchen, war so grofs wie eine Ziege, äufserst zart gebaut, und hatte keine Hörner. Von den nützlichen und Hausthieren gehe ich nun zu den reifsenden über. Der Jaguar *) wird gewöhnlich der s ü d a m erika nische Tiger genannt. B üffon behauptet, seinem Begriffe von der Verschiedenheit der Thiere der alten und neuen Welt zufolge, dafs er dem asiatischen Tiger an Gröfse und Muth nachstehe. Er kann aber ei gentlich gar nicht mit dem Tiger verglichen werden, da er eine eigene Gattung ausmacht und in Gröfse und Gestalt mehr dem kleinen Panterthiere (Felis Panthera? Biiffon’s Unze) sich nähert. Sein Fell ist braungelb, auf dem Rücken hat er lange, dunklere Strei fen, die Seiten sind mit unregelmäfsigen, länglichen Flecken die in der Mitte hellgelbe Augen haben, schön geziert. Man hat auf den Pflanzungen häufige Beispiele, dafs er den stärksten Ochsen anfällt. Den Menschen wird er nicht schädlich, weil er in den untre- heuren Waldungen überall andere Beute findet, die er mehr zu lieben scheint; wird er aber in seiner Jagd gestört, oder ist er nicht völlig gesättigt, so fällt er dann auch Men schen an, dabei hat man bemerkt, dafs er einen Indianer einem Europäer vorzieht, viel leicht weil er jenen, seiner Nacktheit wegen, eher wittert. Einige Indianer brachten mir einst einen jungen Jaguar zu Kauf, der nicht gröfser als eine ausgewachsene Katze war, und sehr hübsch aussah. Meine Wirthin bat mich aber dringend das böse Thier nicht zu kaufen, das mir viel Mühe machen würde es grofs zu ziehen, und mir mit Undank lohnen würde. Ich stand um so eher von dem Handel ab, da meine anderen Thiere, die untereinander in der gröfsten Verträglichknit lebten, vor diesem neuen Gaste grofsen Abscheu zeigten, ohne sich durch sein schönes Aeufsere täuschen zu lassen. Der Bruder ’) Felis Onca Lina. W.